Ave Maria – Interview

Aufschlussreiches Interview mit „A.“ von AVE MARIA.

I. Grüß euch. Sowohl das Internet als auch das Beiblatt zu euerem ersten Full-Length geben nicht viele Informationen preis. Könnt ihr die Eckpunkte eurer Entstehungsgeschichte und Entwicklung kurz darstellen?

AVE MARIA wurde 2005 von C. und mir ins Leben gerufen. An der Besetzung hat sich bis heute nichts geändert und das ist auch in Zukunft nicht zu erwarten. Unser Ziel war es seit jeher die dunklen Gefilde der Religion, egal ob deren Ursprung nun esoterischer oder exoterischer Natur ist, aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Abgesehen von der diesjährigen Veröffentlichung von „CHAPTER I“ über Kult of Nihilow (LP) und AAP (CD) haben wir mit AVE MARIA im Jahr 2009 ein exklusives Two-Track-Tape (ebenfalls über Kult of Nihilow) hervorgebracht.

II. Wie kam es zur Wahl des Namens „AVE MARIA“? Welche Bedeutung hat er für euch und in welcher Weise steht er für die lyrische Ausrichtung der Band?

Nun, AVE MARIA stellt für einige Millionen Menschen ein elementares Bekenntnis zu ihrem Glauben dar. Da wir uns lyrisch mit dem Thema Religion teilweise auch kritisch auseinandersetzen, stehen solche Bekenntnisse und deren Auswirkungen auf den Einzelnen, aber auch die Gesamtheit in einem zunächst nicht offensichtlichen Kontext betrachtet natürlich auch im Fokus unserer Texte. Wir selbst zählen uns allerdings nicht zu den Menschen die dem christlichen Kult frönen, stattdessen ist es uns wichtiger die Liberalisierung des eigenen Geistes voranzutreiben.

III. „CHAPTER I“ ist ein vielschichtiges Werk mit einer Vielzahl interessanter Wendungen und einer besonders präsenten atmosphärischen Komponente. Wie gestaltete sich der Entstehungsprozess des Werkes? Habt ihr ein bestimmtes Schema oder passiert der kreative Prozess eher intuitiv?

Wir treffen uns sehr unregelmäßig, dafür sind unsere Zusammenkünfte aber immer sehr energiegeladen. Wir greifen die vorherrschende Atmosphäre einfach auf und transformieren sie in Musik. Es hat nie ein festes Schema gegeben, alles passiert einfach so, als wäre es schon lange vorbestimmt gewesen.

IV. Das Artwork eures Erstlingswerkes sorgt, neben der Musik, für einen weiteren „Aha-Moment“. Welche Verbindung gibt es zwischen Cover-Motiv und Musik?

Ich möchte hier nicht alles aufschlüsseln. Soviel kann ich aber sagen: Auf dem Cover der CD-Version handelt es sich bei der Abbildung um eine Sphinx, genauer gesagt um eine Auffassung Nuns (eine Gottheit aus dem heliopolitischen Reich Ägyptens), in dessen Brust sich das Portal der Trance befindet. Zum Cover der LP gibt es nicht viel zu sagen. Die zum Gebet aneinander gelegten Handflächen und der Rosekranz sind ein Verweis auf unsere lyrische Thematik, ein Sinnbild des Glaubens und der Idee des in Kontakttretens des Menschen zu einer höheren Wesenheit. Außerdem symbolisiert es etwas tief trauriges, wie zum Beispiel die teilweise schon krankhafte Abhängigkeit des Gläubigers zu Gott. Ich könnte an dieser Stelle noch weiter ausholen, denke aber, dass unsere Texte ausreichen.

V. „CHAPTER I“ bietet viele Facetten, die weitab vom üblichen schwarzmetallischen Standard liegen. Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Seht ihr euch als Black Metal Band im klassischen Sinne oder widerstrebt euch das Gehabe der Szene?

Wir sind uns durchaus darüber bewusst, dass unsere Musik einige Facetten des Black Metals in sich vereint und das ist auch in Ordnung. Wir haben uns nie festgelegt welche Musikrichtung wir nun spielen möchten. Wie bereits erwähnt, passiert AVE MARIA einfach, was dazu führt das wir verschiedene Stile miteinander verknüpfen.

VI. Wie fielen die bisherigen Reaktion der Presse auf „CHAPTER I“ aus und inwiefern beeinflussen euch die Worte der Redakteure? Seid ihr zufrieden mir der Art und Weise wie ihr in der Öffentlichkeit dargestellt werdet?

Dazu kann ich ehrlich gesagt noch nicht viel sagen. Wir haben nicht den Anspruch irgendwelchen szeneorientierten Standards gerecht zu werden, deshalb müssen wir uns wohl darauf einstellen, dass „CHAPTER I“ den Erwartungen einiger musikalisch einschlägig vorbelasteter Leute nicht gerecht wird. Die bisherigen Reviews sind zwar zur Kenntnis genommen worden, werden aber auf unser Schaffen keinerlei Einfluss haben, zumal die Wenigsten bislang überhaupt begriffen haben was wir sind. Wir sehen es allerdings nicht als unsere Aufgabe an, Licht ins Dunkel zu bringen.

VII. Musik ist heutzutage für Viele nur eine Art Produkt vergleichbar mit anderen Konsumgütern. Welchen Stellenwert hat Musik und musikalische Aktivität für euch? Was würde euch dazu bringen euer Musikerdasein aufzugeben?

Es gibt nichts was uns davon abhalten könnte Musik zu machen. In uns steckt so viel Kreativität die es in unserer Musik zu kanalisieren gilt, so viele Emotionen die durch Musik zum Ausdruck gebracht werden müssen. Die von dir angesprochene Entwicklung ist allerdings zu bedauern. Was mir allerdings am meisten aufstößt sind die ständigen Vergleiche, leider meist auf total flacher Ebene. Es kommt mir so vor, als würde es grundsätzlich jeder neu erscheinenden Band unterstellt nur eine Kopie von etwas bereits da gewesenem zu sein, so als wäre es ein Verbrechen Musik zu machen. Zum Thema Konsumgut muss ich noch sagen, dass die Allerwenigsten wissen wie man ein Album salonfähig verspeist und wiederum noch weniger Leute wissen, dass man ein Stück Fleisch gut kauen sollte und nicht direkt runterschluckt, bevor man es letztlich im Lokus runterspült. Grundsätzlich ist aber doch klar, dass man Musik erst gar nicht als Konsumgut verstehen sollte, auch wenn die Anzahl an überflüssigen Bands dazu verleitet.

VIII. War es eine bewusste Entscheidung, eure Präsenz im Internet auf ein Minimum (ein Profil bei BandCamp) zu beschränken?

Ich bin kein Freund des Internets. Außerdem finde ich persönlich Bands, die in erster Linie versuchen Aufmerksamkeit durch Profile im Internet und nicht etwa durch die Qualität ihrer Musik zu erhaschen, außerordentlich nervig. Da liegt es doch auf der Hand, dass es nicht etwa um den Prozess des kreativ seins geht, sondern darum, die Personen die hinter dem Projekt stehen, in den Vordergrund zu rücken. Der Profilierungsdrang des Einzelnen obsiegt über die Bedeutung der Musik.

IX. Wie sieht die Zukunft von „AVE MARIA“ aus? Gibt es schon konkrete Pläne (Konzerte, Tour, etc.)?

Wir sind gerade dabei zwei Songs für eine EP zu manifestieren. Wir wissen noch nicht genau wo es hin führt, aber es wird für uns und später dann auch für den Zuhörer sehr intensiv. Konzerte wird es vorerst nicht geben. Wir brauchen Zeit und die nehmen wir uns auch, wir sind schließlich nicht in Eile. Es wird nicht einfach passende Live-Musiker für AVE MARIA zu finden, aber der Tag wird kommen. Unser Fokus ist aber vorerst nur auf die EP und „CHAPTER II“ gerichtet.

X. Die letzten Worte gehören euch …

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