Goat Torment – Interview

24. Januar 2022
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Sechs lange Jahre nach ihrem letzten Album, meldeten sich die belgischen Satansjünger von GOAT TORMENT endlich wieder mit einem neuen Langspieler zu Wort, auf dem sich die Band mit deutlich detailreicheren Songs präsentierte. Wir haben uns per E-Mail mit „Kwel“ in Verbindung gesetzt und uns von ihm berichten lassen, warum der Songwritingprozess zu „FORKED TONGUES“ anders verlaufen ist, als auf den vorherigen Alben, weshalb er lieber mit Session-Musikern zusammen arbeitet, als ein dauerhaftes Line-Up für die Band zu haben und warum er einen Vertrag bei Season Of Mist unterzeichnet hat.

I. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst! Ich hoffe, es geht Dir gut. Wie ist es Dir in den letzten Monaten in diesen seltsamen Zeiten ergangen?

Hallo, bislang war alles gut.

II. Es war ziemlich lange still um Euch, liegt die Veröffentlichung von „SERMONS TO DEATH“ mittlerweile doch schon ganze sechs Jahre zurück. Warum habt Ihr diesmal so lange gebraucht, um neues Material aufzunehmen?

Wir haben nie wirklich eine Pause gemacht. Die räumliche Entfernung zwischen den beteiligten Mitgliedern und die vollen Terminkalender ließen die Dinge langsamer voranschreiten. Einen Termin für eine echte Probe zu finden, war manchmal sehr herausfordernd. Der Schreibprozess war vor Ende 2019 abgeschlossen, aber dann begann die Pandemie, was die Dinge noch mehr verlangsamte, aber das gab uns Zeit, aufzunehmen und an dem Sound zu arbeiten, den wir haben wollten.

III. Vor einigen Tagen ist mit „FORKED TONGUES“ nun Euer dritter Langspieler erschienen. Ihr habt die Platte diesmal nicht wieder als Duo aufgenommen, sondern Unterstützung von „Vagus Nox“ gehabt, der in den letzten paar Jahren fest zur Besetzung von GOAT TORMENT dazu gehörte und in der Szene durchaus bekannt ist. Neben seiner Tätigkeit bei MALHKEBRE und SEKTARISM war er zuletzt auch kurzzeitig bei ABBATH und zuvor schon bei MAYHEM aktiv. Sofern ich richtig informiert bin, hat er die Band aber relativ zeitnah nach den Aufnahmen schon wieder verlassen? Was führte zu seinem Ausstieg?

Es war ungefähr ein Jahr nach der Veröffentlichung unseres zweiten Albums, als wir mit neuem Material für dieses dritte Album begannen. Damals hatten wir unser Live-Mitglied (Vagus Nox, der zu verschiedenen Zeiten sowohl Bass als auch Gitarre spielte) gefragt, ob er sich beteiligen und am Schreibprozess des neuen Albums teilnehmen wolle. Er stimmte diesem Vorschlag zu. Wir hatten immer eine gute Verbindung zu ihm, also haben wir ihn gebeten, am Schreibprozess für dieses Album mitzuwirken. Er kannte die Band bereits, weil er uns live verstärkte und sein Input in der Band fühlte sich natürlich an.
Wir werden hieraus keine feste Besetzung machen, Goat Torment wird ein Duo bleiben. Mit unterschiedlichen Leuten zu arbeiten bedeutet, unterschiedliche Gedanken, unterschiedliche Ideen… Sagen wir, wir stimmen in 95 % der Dinge überein, aber es gibt diese 5 %, bei denen es nicht zusammenpasst und ich möchte nichts veröffentlichen, mit dem ich nicht zu 100% zustimme und andersherum auch nicht. Nach den Aufnahmen hatten wir ein Gespräch und beschlossen, unsere Zusammenarbeit zu beenden. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch, weil er sich mehr auf sein eigenes Projekt und einige andere Dinge konzentrieren wollte. Es gibt kein böses Blut zwischen uns.

IV. Ist geplant, den frei gewordenen Platz wieder neu zu besetzen oder wollt Ihr statt-dessen eher mit Livemusikern weiterarbeiten? Immerhin gab es in der Geschichte von GOAT TORMENT ja schon den ein oder anderen.

Goat Torment wird ein Duo bleiben, das live Session-Musiker einsetzt. Es gab davon zwar schon einige in der Bandgeschichte, aber für mich ist das kein Problem. Solange die Verbindung da ist und die Kraft, funktioniert es einwandfrei.

V. Wie läuft das Songwriting bei GOAT TORMENT ab? Ist es wichtig für Dich, neben Deinen eigenen Ideen für neue Tracks weitere kreative Impulse von Deinen Bandkollegen zu bekommen oder schreibst Du das Material komplett alleine?

Ich habe fast alles selbst geschrieben, bis auf dieses neue Album, an dem auch Vagus Nox mitgewirkt hat. Wie gesagt, mehr Leute beteiligt zu haben, bedeutet auch andere Ideen, aber auch andere Ideen als das, was ich im Kopf habe. Ich weiß, was ich mit dieser Band will und es ist schwierig, es in Worten zu erklären, also ist es auch schwierig, mit weiteren Leuten zu arbeiten. Unser Schlagzeuger Torturer passt perfekt zu mir und der Band, er weiß immer, was er zu meinen Ideen spielen soll.

VI. Du hast GOAT TORMENT vor dreizehn Jahren gegründet. Inwiefern haben sich die Einflüsse auf Dein musikalisches Schaffen in all dieser Zeit verändert und wie hast Du Dich vielleicht auch als Person weiterentwickelt, sodass sich dies auf Deine Arbeit mit der Band auswirkt?

Schwierig, diese Frage zu beantworten. Das Älterwerden hat meine Absicht, wie ich Musik schreibe, nicht wirklich verändert oder mein Verstand hat nicht wirklich anders darüber nachgedacht, was ich mit der Band machen wollte. Ich schreibe so, wie es klingen soll, und ich denke, länger und besser zu spielen, hat mich veranlasst, ein paar verschiedene Dinge auszuprobieren.

VII. Es mag alleine der langen Zeit zwischen den ersten beiden Werken und „FORKED TONGUES“ geschuldet sein, aber die neuen Kompositionen klingen wesentlich vielschichtiger und durchdachter, als Euer früheres Material. Dabei fällt auf, dass Titel wie „Angelwhore Dominator“ oder „Bestial Command“ mir ihren simplen Strukturen wesentlich eingängiger sind, als die Stücke der neuen Platte, die eher verstärkt auf Atmosphäre und Tiefe setzen, dafür aber ein paar Umdrehungen mehr benötigen, um richtig zu zünden. Teilst Du diese Einschätzung beziehungsweise wo siehst Du die deutlichsten Unterschiede zwischen den drei Alben?

Dem stimme ich zu, die Songs auf dem neuen Album haben mehr Inhalt. Genau dies hatte ich mir mit diesem Album vorgenommen. Auch längeres Spielen und andere Ideen spielten natürlich wieder eine Rolle, aber die Essenz ist immer noch die gleiche.

VIII. Müsste ich einen Titel nennen, der mir am besten gefällt, würde die Wahl vermutlich auf „Deceitful Faith“ fallen, der wohl mit dem abwechslungsreichsten Songwriting aufwartet und besonders in seiner zweiten Hälfte absolut intensiv ist. Kannst Du einen Favoriten der Platte benennen und welche der Stücke kannst Du Dir am ehesten als für Liveshows geeignet vorstellen?

Ich kann nicht wirklich einen „Favoriten“ nennen, da ich alle Songs von Anfang bis Ende mag. Das Album wurde mit der Absicht geschrieben, nur gute Songs zu haben und für mich gesehen, haben wir dies erreicht. Viele Songs passen gut in die Live-Setlist. Wir müssen noch eine Live-Setliste erstellen, da es noch keine Live-Show gab, hoffentlich können wir das bald tun.

IX. Existiert ein lyrisches Konzept hinter „FORKED TONGUES“ oder stehen die neun Tracks inhaltlich für sich alleine? Übrigens, woher stammen die verschiedenen Samples?

Alle neun Tracks stehen für sich, sind aber in gewisser Weise miteinander verbunden, weil sie alle mit der gleichen Denkweise geschrieben wurden. Man könnte „FORKED TONGUES“ interpretieren, wie man will, jede Bedeutung und Definition des Titels ist passend. Gespaltene Zungen, teuflische Zungen, Lügen, Falschheit… Sieh Dir das Cover an und lass Deiner Fantasie freien Lauf. Wir haben zwei Samples auf dem Album verwendet. Ein Crowley-Sample auf dem Track „Disorder and Disruption“ und im Track „Deceitful Faith“ haben wir einen Part von der Stimme eines amerikanischen Evangelisten, Billy Graham, genommen.

X. In den Texten von GOAT TORMENT ist immer wieder auch Satan und dessen Verehrung ein mehr oder weniger zentrales Element, wenngleich dies nicht immer so plakativ herauszulesen ist, wie bei manch anderen Bands. Wie ernst ist Dir Satanismus und welchen Platz nimmt er in Deinem privaten Leben ein? Was fasziniert Dich daran?

Satanismus ist nicht nur ein Begriff, sondern ein wichtiges Element in meinem Privatleben. Ich denke, jedes Individuum muss herausfinden, was am besten zu ihm passt und was es bedeutet. Über mein Privatleben rede ich nicht so gerne, alles spiegelt sich in meiner Musik wider.

XI. Das harsche Material samt den düsteren Lyrics wird hervorragend vom verstörenden Artwork visualisiert, welches von „Neraath“ von ENTHRONED und EMPTINESS stammt, der auch schon das Cover für „DOMINANDE TENEBRAE“ entwarf. Habt Ihr ihm bei der Gestaltung komplett freie Hand gelassen oder hattet Ihr eine konkrete Idee im Kopf, die er umsetzen sollte?

Neraath hat bisher das gesamte Artwork für alle unsere Veröffentlichungen erstellt. Er arbeitet seit Beginn der Band mit uns zusammen und weiß genau, was wir wollen, daher war es eine leichte Entscheidung, die Zusammenarbeit mit ihm für dieses Album fortzusetzen. Ich erklärte ihm, was ich wollte und was mir vorschwebte und schickte ihm das gesamte Album zum Anhören. Ich wollte, dass er diesen Visionen seine eigene Note verleiht, indem er sich vom Hören des Albums inspirieren lässt. Als er mir die erste Vorschau des Gemäldes schickte, entsprach es all unseren Erwartungen. Immer mehr Details wurden hinzugefügt, bis es so fertig war, wie es nun ist. Es repräsentiert eine ekelhafte, furchterregende, starke, mächtige Kraft mit einer okkulten Atmosphäre. Genau so wollte ich es haben.

XII. Nachdem die ersten beiden Langspieler bei Amor Fati Productions erschienen sind, habt Ihr für „FORKED TONGUES“ einen Vertrag bei Season Of Mist Underground Activists unterzeichnet. Wie kam es zu diesem Wechsel zu einem ja doch schon sehr namhaften Label, das Euch sicherlich neue Möglichkeiten eröffnen kann?

Die beiden vorherigen Alben wurden von Amor Fati Productions veröffentlicht. Marius hat bei der Veröffentlichung dieser Alben großartige Arbeit geleistet und wir haben so viel Unterstützung von ihm bekommen. Er hat fast alles gemacht, was gefragt wurde, wenn es um die Formate CD und Vinyl ging. Es gab nur zwei wichtige Faktoren und Bedenken, die zu meiner Entscheidung führten, das Label für dieses dritte Album zu wechseln. 1. Als wir das neue Album geschrieben haben, ist mir aufgefallen, dass Amor Fati mehr rohe / atmosphärische Black Metal-Bands veröffentlicht. Goat Torment ist beides nicht, also dachte ich, dass wir nicht mehr wirklich ins Raster und zum Publikum des Labels passen. 2. Wir wollten mehr Werbung. Wir haben viel Zeit und Arbeit in dieses neue Album gesteckt, in jeder Hinsicht, musikalisch und visuell. Wir wollten ein größeres und passenderes Publikum erreichen, weil es einige Einflüsse aus dem Death Metal gibt und deshalb war Season of Mist die beste Wahl für uns, weil sie eine vielfältige Fangemeinde mit einer Mischung aus Black- und Death-Metal-Fans haben und ihre Werbung großartig ist. Vom allerersten Kontakt an, den wir mit SOM hatten, war es ein sehr gutes Gefühl. Die gesamte Kommunikation läuft einwandfrei und ihr Promo-Team leistet perfekte Arbeit. Wir freuen uns, dass wir bei Season of Mist unterschrieben haben und freuen uns auf die Zukunft.

XIII. Wie geht es nun mit GOAT TORMENT weiter? Ist das Risiko gegeben, dass Ihr erneut so lange in der Versenkung verschwindet oder soll es zeitnah wieder neues Material von Euch zu hören geben? Es wäre ja durchaus auch mal wieder an der Zeit für eine EP oder Splitveröffentlichung.

Angesichts der aktuellen Situation hoffen wir, dass wir einige Shows oder eine Tour spielen können, um „FORKED TONGUES“ zu promoten, aber die Zeit wird zeigen, wie sich diese Pandemie entwickeln wird. Derzeit schreiben wir weiterhin neue Musik für eine nächste Veröffentlichung.

XIV. Wie schon eingangs erwähnt, wird es Liveshows in den kommenden Monaten vermutlich eher weniger geben. Hattet Ihr schon konkrete Konzertpläne für das kommende Jahr oder habt Ihr Euch auf Grund der unsicheren Lage erst gar nicht intensiv um Shows gekümmert? Grundsätzlich wäre es ja schon eine feine Sache, Euch mal wieder auf der Bühne zu sehen.

Einer der Gründe, warum „Forked Tongues“ Ende 2021 veröffentlicht wurde, war, dass der Zeitpunkt näher rückt, an dem wieder Live-Shows stattfinden werden können. Also ja, es gab Pläne. Es wäre großartig, wieder Shows zu spielen. Die Energie auf der Bühne, während Du performst, ist das, was ich vermisse.

XV. Die letzten Worte gehören Dir…

Vielen Dank für das Interview und hoffentlich sehen wir uns bald in einer Venue, in der wir auftreten. A.M.S.G.

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