Black Metal Fest – 21.01.2012 – Hünfeld

Klirrende Kälte, eisiger Frost und die mächtigen Schneemassen eines unbarmherzigen Winters bieten bekanntlich das perfekte Ambiente für den Genuss schwarzmetallischer Klänge. Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster genügt dieser Tage jedoch um festzustellen, dass der diesjährige Januar kein Freund dieser extremen Klangkunst zu sein scheint. Begrub noch im Vorjahr die weiße Pracht Häuser und Wälder unter seinem Gewicht, reihen sich nunmehr trostlose Regentage mit milden Temperaturen aneinander und lassen die Hoffnung auf einen verspäteten Wintereinbruch allmählich schwinden.

Von dieser Witterung unbeeindruckt zeigte sich das METALFORUM OSTHESSEN e.V und eröffnete die neue Konzertsaison am 21.Januar mit einer zünftigen Veranstaltung unter dem Banner BLACK METAL FEST. Vier Bands wurden von den Veranstaltern geladen, um die Stammlocation “Kornhaus“ im hessischen Hünfeld erneut zum Zittern zu bringen

Die Besucher, die auch an diesem Abend wieder zahlreich den Weg in die gemütlichen Räumlichkeiten des Austragungsortes fanden, wurden jedoch bereits am Eingang durch ein Hinweisschild darauf aufmerksam gemacht, dass die Formation RABENHOLZ ihren Auftritt auf Grund einer Verletzung eines Bandmitgliedes leider noch kurzfristig absagen musste. Wenngleich auf die Schnelle kein Ersatz mehr organisiert werden konnte, ließen die Eintrittskosten von lediglich 5€ für verbleibende drei Kapellen absolut keinen Grund zu Beanstandung.

Vor knapp 70 Zuschauern starten die aus Hammelburg stammenden Mannen von VEHEMENZ um 21:05 Uhr ihr Set. In ein dezentes rötliches Scheinwerferlicht gehüllt, präsentierte das Quintett sein treibendes Liedgut, das sich vor allem durch facettenreiche Saitenarbeit auszeichnete. Trotz des Einsatzes von drei Gitarristen sorgte der klare und druckvolle Sound für ein differenziertes Hören des griffigen Riffings. Unterlegt von der wuchtigen Bedienung des Schlagwerkes spielten sich VEHEMENZ souverän durch ihr Set aus zügigen Kompositionen, die immer wieder Platz für Akustikarrangements und Melodielinien boten. Lediglich die etwas unspektakuläre Bühnenpräsenz der Gruppe minderte die Qualität des Auftrittes etwas. Zwar bedachten die Bayern durch den Einsatz von Mehl, das über Köpfe und Kleidung gestreut wurde, auch den optischen Faktor ihrer Performance, zeigten aber zu wenig Bewegung auf der Bühne und wirkten auf Grund dessen etwas teilnahmslos. Insgesamt wurde jedoch ein mehr als solider Gig geboten, der von der wachsenden Zuschauerzahl mit ordentlichem Beifall honoriert wurde.

In der folgenden Umbaupause nutzten drei junge Herren, denen ein beachtlicher Ansatz von erstem Flaum im Gesicht nicht mehr aberkannt werden kann, die frei gewordene Fläche vor der Bühne um den restlichen Besuchern, unterlegt von CRADLE OF FILTH – Songs, unter Beweis zu stellen, dass es auch mit kurzen und blau gefärbten Haaren möglich ist ordentlich abzumoshen! Wild gebärdend ließen die übermütigen Recken die Köpfe kreisen oder streckten die Pommesgabel gen Holzdecke, sehr zum Amüsement der übrigen Gäste. Doch wie das Leben nun mal spielt, machten die Gesetze der Physik dem bunten Treiben einen fetten Strich durch die Rechnung und so purzelte einer nach dem anderen – in Stühle oder Personen krachend – von der Schwerkraft überwältigt bald in diese und bald in jene Richtung. Nach einer guten halben Stunden räumten die tapferen Rodeoclowns das Feld und das perfekt unterhaltene Publikum konnte seinen Blick wieder auf die Bühne und somit den nächsten musikalischen Beitrag richten.

Begleitet von einem theatralischen Intro betraten nun TIMOR ET TREMOR, die ihre Kreationen selbst als Chattic Black Metal bezeichnen die Bühne. Wie bereits VEHEMENZ vor ihnen, absolvierte der Vierer seinen Auftritt ohne Bass und verließ sich auf die Wirkung der Gitarrenarbeit. Die zumeist in sehr flottem Tempo gehaltenen Songs zeigten sich geprägt von kernigen Riffs und einer sehr melodischen Schlagseite, die einen dezenten Pagan-Einfluss erkennen ließ. Dem Publikum sagte das Material von TIMOR ET TREMOR sehr zu und so wehte in den dicht gedrängten ersten Reihe das ein oder andere Haupthaar. In bester Laune spendierten die Nordhessen den fleißigen Unterstützern als kleine Belohnung drei Tabletts mit Schnäpsen. Leider mussten TIMOR ET TREMOR mit einem deutlich unausgeglichenerem Sound als VEHEMENZ vor und VARGSHEIM nach ihnen vorlieb nehmen. Etwas zu präsent drängten sowohl Schlagzeug als auch Gesang die Gitarrenlinien zu sehr in den Hintergrund. Hinzukamen einige unsauber gespielte Parts, die besonders bei den Breaks deutlich Tightness vermissen ließen. Angesichts der Tatsache, dass die Truppe an diesem Abend ihren zweiten Auftritt in der Bandgeschichte ablieferte, konnte sie dennoch überzeugen und sollte sicherlich den ein oder anderen Fan dazugewonnen haben.

Für die letzte Darbietung an diesen Abend sorgten die drei Herren von VARGSHEIM, die aus Würzburg anreisten und den meisten wohl eher auf Grund ihrer Tätigkeit bei IMPERIUM DEKADENZ bekannt sein sollten. Fast ausschließlich im Schein zweier an den Mikroforständern befestigter Kerzen zelebrierten VARGSHEIM ihren Auftritt, der nach dem bisher eher heftigeren Material ihrer Vorgänger des Öfteren in ruhigere Gefilde abdriftete. Unterstützt von wummernden Bassläufen gestaltete der 6-Saiter die Songs sehr melodisch und agierte hierbei auch ab und an unverzerrt. Spielsicher und leidenschaftlich wurden Stücke wie „Führ mich zum Grund“ von der aktuellen Splitveröffentlichung mit IMPERIUM DEKADENZ vorgestellt. Das Fehlen einer zweiten Gitarre machte sich allerdings an nicht wenigen Stellen bemerkbar. Eine solche würde den Songs live sicherlich eine nicht ganz unnötige zusätzliche Portion Druck verleihen. Gegen 0:20 Uhr beendeten VARGSHEIM ihren gelungenen Auftritt, nachdem sie vom Publikum zu einer Zugabe überredet werden konnten.

Im Anschluss an die durchweg positiv aufgenommenen Konzerte folgte eine Aftershow-Party, die nach Verklingen der letzten Töne von VARGSHEIM, etwas klischeebehaftet, mit “Black Metal ist Krieg“ eingeläutet wurde. Die in der Zwischenzeit zu neuen Kräften erlangten drei jungen Wilden, von denen seit geraumer Zeit nicht mehr viel zu sehen oder hören war, sahen nun ihre Stunde gekommen. Wie ein Orkan fegten sie auf das sich leerende Parkett und begannen ihr munteres Spielchen von vorne. Gleich jungen Welpen, die untereinander die Grenzen ihre Kräfte auszutesten versuchen, balgten sie sich vor einigen wenigen verbleibenden Zuschauern, deren einziger Grund nicht abzureisen offensichtlich sein sollte. In ihrem Übermut stürmten sie alsbald auch die abgeräumte Bühne, um halb kniend, halb stehend ihre Nackenmuskulatur einem Härtetest zu unterziehen. Ohne die geringsten Anzeichen von Scham oder Müdigkeit erkennen zu lassen, erraufften sich die tollkühnen Mannen unbewusst den wahren Headlinerslot des Abends.

Erneut gelang es dem METALFORUM OSTHESSEN e.V eine straff organisierte Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die an diesem Abend keinen der knapp 120 Gäste enttäuscht nach Hause entlassen haben sollte. Für wenig Geld wurde dem Gast qualitativ hochwertige Musik ohne technische Pannen oder sonstige Zwischenfälle geboten.

Die Vorbereitungen für das nächste Konzert laufen bereits auf Hochtouren und so können die Veranstalter im März unter dem Motto PAGAN METAL FEST die namhaften Gruppen XIV DARK CENTURIES und FIMBULVET im Kornhaus begrüßen, die von der lokalen Band BUCHONIA supportet werden. Alle weiteren Infos zu dieser Veranstaltung und rund um das METALFORUM OSTHESSEN e.V. finden sich auf deren Internetseite.

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