Als direkter Nachfolger des im vergangenen Jahr nach insgesamt zehn erfolgreichen Auflagen zu Grabe getragenen HELL’S PLEASURE METALFEST wurde am diesjährigen Wochenende des 17./18. Juli zum ersten Mal das CHAOS DESCENDS FESTIVAL im thüringischen Crispendorf abgehalten. Trotz des neuen Namens und einem Wechsel der Location wurde am musikalischen Konzept des kultigen Open Airs kaum etwas verändert und so lockten die Veranstalter erneut mit einem abwechslungsreichen Line-Up, in dem sich mit Kapellen wie BLASPHEMY, WITCH CROSS, SATURNALIA TEMPLE oder SULPHUR AEON achtzehn Bands aus nahezu allen Sparten der extremen Musik tummelten.
Nach einer knapp dreistündigen Fahrt mit defekter Klimaanlage bei einer Lufttemperatur von 34°C durch das malerische Oberfranken mit all seinen kleinen Dörfern samt ihren spitzen Kirchtürmen und den zahlreichen Seen entlang der Autobahnen, wurde der idyllisch gelegene Veranstaltungsort nahe der sanft dahinfließenden Saale gegen 15:00 Uhr erreicht. Ein schmaler Waldweg, dessen unzählige Schlaglöcher im Prinzip schon als Krater bezeichnet werden müssen, führte an langsam verfallenden Gebäuden vorbei ins Zentrum des naturnahen Ferienlandes, dessen von jungen Birken bewachsener Campingplatz sich schon als fast vollständig belegt erwies. Leider blieb nach der Ankunft kaum Zeit, sich das weitläufige Gelände ein wenig genauer anzuschauen, sollte das musikalische Programm doch bereits um 15:10 Uhr beginnen.
Als erste Kapelle des Tages eröffneten KHTHONIIK CERVIIKS die Premiere des CHAOS DESCENDS FESTIVALs schließlich pünktlich auf die Minute und lockten mit ihrem ruppigen Death Metal trotz der drückenden Hitze die ersten Besucher vor die Bühne. Diesen wurden neben frischem Material vom kommenden Debütalbum mit “Elektriik Redeemer“, “Magmatiik Moil“ sowie “Moraines Of Molten Light (Khthoniik Cerviiks Inhalement)“ hauptsächlich Songs der bisherigen Demoveröffentlichungen des in 2013 gegründeten Trios präsentiert. Zwar platzierten KHTHONIIK CERVIIKS in ihren Tracks stellenweise einige durchaus atmosphärische und auflockernde Passagen und dennoch erwies sich die rohe Saitenarbeit insgesamt als eher sperrig und nicht sonderlich leicht verdaulich. Somit trafen die Dortmunder nicht unbedingt jedermanns Geschmack, wie die etwas gelichteten Reihen gegen Ende des an sich soliden Gigs erkennen ließen.
In der nachfolgenden Umbaupause wirkte das Gelände plötzlich wie leergefegt, drängten doch sämtliche Besucher auf der Flucht vor der glühenden Sonne in die schattigen Nischen zwischen den am Rand errichteten Verkaufsständen, nur um bei den ersten Tönen aus der Anlage wieder blitzschnell aus diesen hervorzukriechen und dem doomigen Death Metal von UNDERGANG zu lauschen. Den Dänen gelang es trotz ihrer nur dreiköpfigen Minimalbesetzung einen ziemlich fetten und mächtigen Sound zu erzeugen, der die vornehmlich stampfenden oder walzenden Songs samt ihren kellertief gurgelnden Growls sowie wummernden Bassläufen perfekt in Szene setzte. Lediglich von einigen kurzen und unverständlich gegrunzten Ansagen unterbrochen, spielten sich UNDERGANG absolut souverän durch ihr rund 35-minütiges Set und ernteten für dieses im Anschluss verdienterweise reichlich Applaus vom Publikum.
Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt konnte das erste Alkoholopfer begutachtet werden, welches direkt vor der Bühne kauerte, ohne noch irgendeinen Mucks von sich zu geben. Von drei hilfsbereiten Herren in den nahen Schatten getragen, sollte der gute Mann dort die nächsten Stunden regungslos und in formvollendeter Embrionalstellung seinen Rausch ausschlafen, um im Anschluss einige Zeit lang taumelnd durch die Gegend zu fallen. Die übrigen Festivalgäste erwiesen sich als deutlich trinkfester, sodass an der Theke weiterhin Bier für 3,00 €, Schnaps für 4,00 € oder Whiskey für 5,00 € ausgeschenkt werden konnte, wenngleich bei der drückenden Hitze allerdings auch das Angebot von Wasser und Softdrinks wie Cola und Fanta für je 1,50 € dankend angenommen wurde.
Als nächste Truppe auf dem Programm betraten um 17:10 Uhr schließlich VIRCOLAC die Bretter, um das Publikum mit ihrem leicht angeschwärzten Death Metal zu beschallen. Ein wenig ungeduldig beschwerte sich Darragh O’Laoghaire, der neben seinem Posten als Sänger bei der erst vor zwei Jahren gegründeten Kapelle zudem noch Inhaber von Invictus Productions ist, schon nach dem ersten Song grinsend über die zurückhaltenden Reaktionen der Zuschauer. Es fiel aber auch ein wenig schwer, sich in den Gig der Iren einzufinden, hatte der Herr am Sechssaiter doch während der ersten Songs einige Probleme mit seinem Gitarrengurt, dessen völlig ausgefranste Löcher das schwere Instrument nicht mehr so recht halten wollten, sodass mehrmals ein Crewmitglied auf die Bühne eilen musste, um dieses wieder zurecht zu rücken. Für kommenden Gigs wäre es daher ratsam, ein wenig Geld in Security Locks zu invenstieren, um solch einer Panne vorzubeugen. Rein musikalisch konnten VIRCOLAC ebenfalls nicht so wirklich überzeugen, plätscherten die Songs trotz einiger interessanter Passagen doch eher uninspiriert vor sich dahin, ohne auf den Punkt zu kommen.
Für wesentlich mehr Begeisterung im stark angewachsenen Publikum konnten hingegen STARGAZER mit ihrem experimentellen Death Metal sorgen. Ohne viel Bewegung spielte sich das Trio aus Down Under durch seine komplex strukturierten Kompositionen und entführte die Besucher des CHAOS DESCENDS FESTIVALs mit diesen in facettenreiche Klangwelten. In deren technisch anspruchsvoller Instrumentalarbeit stach vor allem der sehr dominant agierenden Tieftöner des Öfteren heraus und setzt gekonnt Akzente. Bei der Auswahl der Songs legten STARGAZER ihren Fokus mit vier Tracks klar auf den im vergangenen Jahr erschienen dritten Langspieler names “A MERGIN TO THE BOUNDLESS“, wenngleich mit “Red Antlered Radiant“ oder “The Scream That Tore the Sky“ auch die vorherigen Platten bedacht wurden. Zwar wurde der Gig kurzzeitig durch ein gerissenes Fell der Bassdrum unterbrochen, doch minderte dieser kleine und rasch behobene Zwischenfall die hohe Qualität des wirklich gelungenen Auftrittes in keinster Weise.
Black Gammon
Old Tea
Conspirator’s Wind
An Earth Rides Its Endless Carousel
…Of The Sun
The Scream That Tore The Sky
Formless Face Of The Timeless Faceless
Red Antlered Radiant
The Grand Equalizer
Viral Spears And Shards Of Moonskin
Wurde bisher lediglich Todesblei in all seinen unterschiedlichen Variationen dargeboten, sorgten nun RANGER für ein wenig mehr musikalische Abwechslung und zudem ordentlich Bewegung auf der Bühne. Zum düsteren Soundtrack von “Terminator“ positionierten sich die jungen Recken im lässigen 80er Jahre Outfit samt Cowboystiefeln, riesigen Sonnenbrillen und üpppigen Oberlippenbärten und eröffneten ihr Set schießlich mit einem wahren Paukenschlag. In einer enorm energiegeladenen Show präsentierte das Quintett aus dem Land der tausend Seen mit “Dead Zone“, “Omen Of Doom“ oder “Where Evil Dwells“ klassischen Speed Metal, wie er kraftvoller kaum klingen könnte. Die frenetisch feiernden Menge schüttelte zu diesem eifrig Haare sowie Fäuste und gröhlte die Lyrics von Titeln wie “Knights Of Darkness“, “Touch Of Death“ und “Supreme Evil“ lauthals mit. Trotz zahlreicher Forderungen nach einer Zugabe verabschiedeten sich RANGER um 20:00 Uhr nach einer absolut erfolgreichen Show mit einer grandiosen Stimmung.
Wer im Anschluss an dieses Spektakel erst einmal seine Energiereserven auffüllen musste, konnte dies an einem von zwei Imbissständen mit recht unterschiedlichen Gerichten tun. Während am Grill neben den üblichen Klassikern wie Bratwurst für 2,00 € oder Steak für 4,00 € zudem Grillkäse oder Boulette für je 2,50 € sowie Spaghetti mit Käsesoße oder Kesselgulasch für 4,50 € angeboten wurde, konnten an einer weiteren Bude für je 4,50 € mit vegetarischem Chili oder Kartoffel-Pilzpfanne ein wenig ausgefallenere Gerichte erworben werden. Somit dürfte für jeden Besucher ein geeignetes Abendessen entsprechend der persönlichen Vorliebe dabei gewesen sein.
Passend zu der sich allmählich über Crispendorf ausbreitenden Dämmerung, wurde es nun auch musikalisch ein wenig finsterer. In dicht gedrängten Reihen warteten die zahlreich versammelten Festivalbesucher gespannt auf den bevorstehenden Auftritt von NEGATIVE PLANE, die schließlich um 20:20 Uhr trotz der noch tropischen Temperaturen die Bühne in Lederjacken betraten und sich wortlos und ohne viel Bewegung durch ihr 50-minütiges Set spielten. Im verblassenden Schein der letzten Sonnenstrahlen des Tages hüllten sich NEGATIVE PLANE mit atmosphärischen Songs wie “The Chaos Before The Light“, “Unhallowed Ground“, “The Fall“ und “Angels Of Veiled Bone“ ihrer beiden bisherigen Alben in eine dunkle und unheilvolle Aura, die auch das Publikum augenblicklich in seinen Bann zog, wie die in Ekstase angespannten Gesichter im Publikum erkennen ließen. Eine wahrlich intensive Darbietung, die mit gebührendem Beifall gewürdigt wurde.
In der erneut kurzen Umbaupause wurde das Festivalgelände endgültig von der hereinbrechenden Nacht verschluckt, sodass SATURNALIA TEMPLE ihren okkulten Doom Metal in totaler Dunkelheit zelebrieren konnten. Von einer stimmungsvollen Lichtshow unterstützt, tauchten die Schweden tief in ihre nebulösen Klangwelten voller tonnenschwerer Riffkonstruktionen und psychedelischer Wah-Wahs ein. Neben dem hypnotisierenden “Aion Of Drakon“ vom gleichnamigen Erstlingswerk, wurde mit dem basslastigen und monoton dahinkriechenden “To The Other“ zudem Material vom aktuellen Langspieler zum Besten gegeben. Sichtlich gut gelaunt, versetzten SATURNALIA TEMPLE die Anwesenden mit ihrem dröhnenden und von den unterschiedlichsten Effekten unterlegten Sound in einen nahezu rauschartigen Zustand, der allerdings nach Verklingen des letzten Tones nicht allzu lange anhalten sollte, folgte doch für viele der Gäste nun das unangefochtene Highlight des Festivals.
Als lang erwarteter Headliner des ersten Tages betraten nun BLASPEHMY unter lautem Jubel der feiernden Menge die Bühne und verwandelten das gesamte Gelände mit ihrer brachialen Kakophonie innerhalb nur weniger Sekunden in einen infernalischen Hexenkessel. Für viele der Anwesenden gab es keinerlei Halten mehr, sodass sich die bis dato noch geordneten Reihen zu einer heftig wallenden Menschenmasse verformten, aus der sich zu brutalen Tracks wie “Desecration“ oder “Goddess of Perversity“ dutzende Fäuste in den schwarzen Nachthimmel reckten. Dieses chaotische Treiben still beobachtend, schritt “Caller Of The Storms“ immer wieder gemächlich von links nach rechts, um sich gleich einer steinernen Statue am vorderen Bühnenrand zu positionieren, während “Nocturnal Grave Desecrator And Black Winds“ unter wildem Gebärden seine satanische Propagande ins Mikrofon keifte. Doch bereits nach einer knappen Dreiviertelstunde verschwanden die vier Kanadier ebenso plötzlich, wie sie erschienen waren, allerdings nur, um sich von lauten “BLASPHEMY!“ Chören noch einmal zurückrufen zu lassen und einige Songs als Zugabe zu spielen, bis dann schließlich um 23:35 Uhr der Sack mit “Ritual“ endültig zugemacht wurde.
Nicht wenigen Besuchern war nach diesem bestialischen Gemetzel anzusehen, dass sie die letzten Kräfte aufbringen mussten, um dem abschließenden Auftritt der heimischen Schwarzstahlrecken von ASCENSION noch beiwohnen zu können. Zwar zog sich deren Umbau ein wenig länger hin, als laut offizieller Running Order geplant, doch wurden das Publikum für diese leichte Verzögerung mit einer absolut intensiven und stimmungsvollen Show entschädigt. Von dichten Nebelschwaden umgeben, nahm das Quintett im roten Scheinwerferlicht vor einem mit Kerzen dekorierten Banner seine Position ein und startete in ein nahezu einstündiges Set, in dem mit “The Silence Of Abel“ und “Deathless Light“ hauptsächlich Material vom aktuellen Langspieler namens “THE DEAD OF THE WORLD“ vorgestellt wurde. Eine fast schon mystische Präsenz ausstrahlend, führten ASCENSION stilvoll durch ihre atmosphärischen Kompositionen mit all ihren düsteren Melodien und unheilvollen Beschwörungen und beendeten den ersten Festivaltag auf diese Weise mit einer magischen Zeremonie, die noch lange in guter Erinnerung bleiben dürfte.
Der nächste Morgen startete nach einem kurzen und heftigen Regenschauer schon früh mit erneut recht hochsommerlichen Temperaturen, die den kompletten Tag über anhalten sollten. Es erfolgte zunächst ein Abstecher in die sanitären Anlagen des Ferienlandes, deren hygienischer Zustand mit extrem verdreckten Waschbecken und Duschen als unter jeglicher Würde bezeichnet werden muss. Zumindest eine grundlegende Säuberung mittels Hochdruckreiniger dieser Räumlichkeiten sowie das Nachfüllen der leeren Seifenspender vor Festivalbeginn hätte hier von den Verantwortlichen erwartet werden dürfen. Wer die morgendliche Waschung trotz allen Ekels dennoch tapfer hinter sich brachte, konnte sich im Anschluss mit einem Brötchen für 2,00 € samt hart gekochten Ei für 0,60 € sowie einem Kaffee oder Tee für 1,50 € am Frühstücksbuffet belohnen.
Wenngleich wohl nur wenige Festivalbesucher diese Chance tatsächlich wahrnahmen, konnten im weiteren Verlauf des sonnigen Vormittages die umliegenden Wanderwege erkundet werden, die auf verschlungenen Pfaden an der rauschenden Saale entlang führten und einige grandiose Aussichten auf die umliegenden Landschaften boten. Es galt allerdings sich zu beeilen, stand um 13:50 Uhr mit ALBEZ DUZ bereits die erste Kapelle des Tages auf dem Programm. Die fünf Damen und Herren aus Berlin präsentierten ihren okkulten Doom Metal, der einige Parellelen zum Schaffen von TYPE O NEGATIVE oder MY DYING BRIDE bereit hielt und dennoch als ziemlich eigenständig bezeichnet werden kann. Zwar gelang es den dargebotenen Songs mit ihren getragenen Melodien sowie dem gekonnten Wechsel zwischen klaren Vocals und kraftvollen Schreien zu punkten, insgesamt jedoch fehlte diesen ein wenig die nötige Substanz, sodass ALBEZ DUZ als Opener sicherlich eine ordentliche Leistung ablieferten, aber keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen konnten.
Als im Anschluss die jungen Burschen von REVERIE ihren Platz auf der Bühne einnahmen, wirkten diese mit ihren altbackenen Hemden und ausgetretenen Halbschuhen zunächst wie eine brave Schülerband aus den 70er Jahren. Die eigenwillige Optik der Dänen sollte allerdings schwer täuschen. Ihre aktuelle Platte namens “BLISS“ im Gepäck, lieferte die Truppe in der folgenden halben Stunde eine mehr als amtliche Ladung rohen Death Metal mit einer beachtlichen handwerklichen Leistung ab. Von einem enorm dynamischen und kraftvollen Schlagzeugspiel angetrieben, arbeiteten sich REVERIE durch ihre stürmischen und brachialen Songs, die sowohl an MORBID ANGEL oder TRIBULATION erinnerten und zugleich kurze Abstecher in schwarzmetallische Gefilde unternahmen. Zwar wirkten die Skandinavier insgesamt noch recht unsicher und speziell die ungewollten Rückkopplungen zwischen den einzelnen Songs nagten mit der Zeit arg an den Nerven, doch darf die Show von REVERIE dennoch als durchaus gelungen bezeichnet werden.
Der anstehende technische Umbau wurde gewohnt zügig abgewickelt, sodass pünktlich um 15:35 Uhr ein finsteres Intro mit beschwörenden Mönchschorälen sowie Tonaufnahmen vom berüchtigten Exorzismus der 1976 verstorbenen Anneliese Michel das nun bevorstehenden Ritual von POSSESSION ankündigte. Begleitet vom stechenden Geruch von Weihrauch und mit schwarz geschminkten Augen, nahm die Truppe schließlich ihre Stellung ein und vollzog einen brachialen sowie energiegeladenen Auftritt mit viel Bewegung seitens ihres Sängers “Mestema“, der allerdings ein wenig zu ruppig mit seinem Equipment ans Werk ging und auf diese Weise zunächst einen Mikrofonständer und kurze Zeit später das zugehörige Mikrofon demolierte. Das Publikum ließ sich hiervon nicht stören und entlohnte die vier Belgier für ihren stürmisch vorgetragenen Black / Death Metal mit reichlich Beifall. Einzig der dünne und besonders in den Soli sehr schwache Gitarrensound hinterließ letztendlich einen dezent faden Beigeschmack.
Ein wenig Pech mit ihrem Auftritt hatten hingegen EXECRATION aus Oslo, die direkt im Anschluss auf dem Programm standen. Vor deutlich gelichteten Reihen startete das nordische Quartett zunächst absolut mächtig mit den doomig walzenden Riffs von “Cosmic Mausoleum“ vom aktuellen Album, die sich nach etwa der Hälfte des Songs plötzlich in wahnwitzigen Todesblei der alten Schule samt treibenden Drums sowie röchelnden Vocals verwandelten. Es hätte derart deftig weitergehen sollen, doch auf Grund einer gerissenen Gitarrensaite musste die Kapelle eine kurze Zwangspause einlegen und verabschiedete sich daher für einige Minute von der Bühne. Als EXECRATION dann endlich wieder erschienen, wurde das zuvor abgebrochene Set ohne viele Worte sofort aufgeriffen und mit “Morbid Dimensions“ wurde unvermittelt der furiose Titeltrack des letzten Langspielers – für den die Herren im vergangenen Jahr mit dem “Spellemannprisen“ als bester Metal Act ausgezeichnet wurden – präsentiert. Zwar litt das Publikum zu dieser späten Nachmittagsstunde offensichtlich noch immer unter einer hitzebedingten Trägheit, doch immerhin wurden EXECRATION zum Ende hin mit dem ihnen gebührenden Applaus für eine wirklich sehenswerte Show verabschiedet.
Von diesem lethargischen Zustand befreit wurden die Festivalbesucher allerdings glücklicherweise endgültig gegen 18:00 Uhr, als DANAVA mit ihrem herrlich kauzigen Stoner Rock für eine erstklassige Stimmung auf dem gesamten Platz sorgten. Obwohl erst in 2003 gegründet, wirkte das urige Gespann aus Portland wie eine seit den wilden 70ern aktive Band, die sich in all den Jahren optisch kein bisschen verändert hat. Abseits der ausgewaschenen Jeans und stattlichen Schnauzer passten allerdings auch die knarzigen Tracks mit ihren psychedelisch angehauchten Leads sowie dem hohen und monotonen Gesang perfekt ins Bild. Zwischen den einzelnen Songs nahm sich Fronter Gregory Meleney stets die Zeit für einen kleinen Schluck aus seiner Whiskeyflasche und ein paar nette Worte an die völlig begeisterte Menge, die lauthals weitere Songs forderte. Somit stellte der Gig von DANAVA nach der nachmittäglichen Vollbedienung mit brutalem Death Metal eine willkommene Abwechslung dar.
Als klarer Sieger des aktuellen Booms in der heimischen Death Metal Szene dürfen wohl SULPHUR AEON angesehen werden, die für ihre beiden bisherigen Platten nahezu überall grandiose Kritiken und fanatische Lobeshymnen einfahren konnte. Doch auch live gelingt es der Kapelle um Torsten Horstmann auf ganzer Linie zu punkten, wie die Herren im Zuge ihrer Darbietung auf dem CHAOS DESCENDS FESTIVAL mit einer erneut absolut intensiven Show unter Beweis stellte. Unter dem Einsatz von reichlich Nebel spielten sich SULPHUR AEON voller Leidenschaft durch sowohl brachiale, als auch atmosphärische Songs wie “Titans“ oder “Diluvial Ascension – Gateway To The Antisphere“ vom aktuellen Langspieler und entführten den Besucher auf diese Weise tief in die phantastischen Welten von H.P. Lovecraft samt all ihrer dunklen Magie und unsäglichen Monstrositäten. Die gelungene Melange aus druckvollen Blasts und filigranen Leads fand dabei durchaus Anklang beim Publikum, das in den vorderen Reihen eifrig die Köpfe zu dieser schüttelte.
Es war eine kleine Sensation, als sich WITCH CROSS vor ziemlich genau zwei Jahren nach einer Abstinenz von nahezu drei Dekaden völlig überraschend mit einer neuen Platte auf der Bildfläche zurückmeldeten. Zwar dürfte zu diesem Zeitpunkt nur den Wenigsten das Erstlingswerk namens “FIT FOR FIGHT“ von 1984 tatsächlich noch ein Begriff gewesen sein, doch gelang es der Truppe recht schnell, sich wieder in der Szene zu etablieren und so spielten die sympathischen Dänen an diesem Abend zur Freude aller Liebhaber von traditionellem Heavy Metal eine ihrer rarer Liveshows. Die noch immer vor Spielfreude sprühenden Herren zeigten sich sichtlich erfreut darüber, wie textsicher und inbrünstig die Menge bei sowohl ältere Titeln wie “Nightflight To Tokyo“ oder “Fight The Fire“, als auch frischen Songs von “AN AXE TO GRIND“ mitgröhlte und hatten sichtlich Spaß. So verflog die 50-minütige Spielzeit bei ausgelassener Stimmung wie im Flug und gegen 20:45 Uhr verabschiedeten sich WITCH CROSS schlussendlich mit einer Coverversion von “Strong Arm of The Law“ vom Publikum.
Setlist:
Face Of A Clown
No Angel
Bird Of Prey
Axedance
Rocking The Night Away
Killer Dogs
Pandora’s Box
Fight The Fire
Demon In The Mirror
Are You There
Strong Arm Of The Law
Angesichts des fehlenden Interesses an der nun folgenden Darbietung von SWANS und deren mehr als großzügig bemessener Spielzeit von zweieinhalb Stunden, wurde im Anschluss an WITCH CROSS schießlich der Heimweg angetreten. Leider wurde daher auch der Auftritt von VARATHRON verpasst, die mit ihrem neuen Album namens “UNTRODDEN CORRIDORS OF HADES“ in der Hinterhand den Abschluss des CHAOS DESCENDS FESTIVALs bildeten.
Zusammenfassend lässt sich auf ein durch und durch gelungenes Festivalwochenende in familiärer Atmosphäre mit abwechslunsgreichem Billing sowie einer erstklassiger Organisation zurückblicken. Von den sehenswerten Bands aus den unterschiedlichsten Genres und deren straff eingehaltener Running Order, über das faire Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Tickets sowie Essen und Getränken vor Ort, bis hin zum fast durchgehend tollen Sound und Licht auf der Bühne, hat hier einfach alles gestimmt. Lediglich für den miserablen Zustand der Duschen und Toiletten muss an dieser Stelle ein wenig Kritik geübt werden. Es bleibt zu hoffen, dass diese in Zukunft zumindest eine Grundreinigung erfahren. Somit darf sich ab sofort auf die nächste Auflage des CHAOS DESCENDS FESTIVALs in Crispendorf gefreut werden, für die mit dem 22./23. Juli 2016 bereits ein Datum bekannt gegeben wurde.