Dark Easter Metal Meeting 2022 – 16./17.04.2022 – München

Es waren lange Wochen des bangen Wartens, in denen tagtäglich befürchtet wurde, die deutsche Regierung würde die für Frühjahr angekündigten Lockerungsmaßnahmen kurzfristig vielleicht doch wieder kippen. Glücklicherweise sollte sich jedoch keine der schlimmen Befürchtungen bewahrheiten und so kehrte im März neben weiteren Freiheiten endlich wieder Leben in die am vielerorts am Boden liegende Veranstaltungsbranche zurück. Unmittelbar von dieser politischen Entscheidung profitieren konnten Backstage Concerts und MRW Concerts, die am Osterwochenende des 16./17.04.2022 nach einer zweijährigen Zwangspause endlich die neunte Ausgabe des DARK EASTER METAL MEETING im Backstage zu München austragen konnten. Trotz einiger Bandabsagen, auf Grund ausgefallener Tourneen, dem fürchterlichen Krieg in der Ukraine oder privaten Umständen, wurde ein ansprechendes und internationales Programm mit insgesamt 32 Kapellen aus nicht weniger als 18 Ländern zusammengestellt werden, die auf den drei Bühnen für ordentlich Stimmung sorgen sollten.

Bei strahlendem Sonnenschein, aber eisig kaltem Wind, wurde München am frühen Nachmittag und noch einige Zeit vor der ersten Show erreicht, doch erwies es sich trotzdem als nicht ganz leicht noch einen vernünftigen Parkplatz zu finden, hatte sich doch bereits ein großer Teil des Publikums vor Ort eingefunden und locker im Außenbereich des Backstage oder auch noch auf den Plätzen davor verteilt. Es wirkt fast surreal, nach all der langen Zeit wieder durch Gruppen dicht beieinander stehender Menschen zu laufen, ohne dabei statt der lachenden Gesichter nur weiße Masken zu sehen und vielen Besuchern war die Freude hierüber deutlich anzusehen, herrschte doch an jeder Ecke gute Laune.

Pünktlich um 14:30 Uhr fiel dann endlich der Startschuss und HATE konnten als erste Band des Tages mit ihrer brachialen Mixtur aus Black und Death Metal die anwesenden Besucher schon sehr zahlreich vor die Bühne im Werk locken. Es lässt sich nicht abstreiten, dass der oft herangezogene Vergleich mit dem Schaffen ihrer Landsmänner von VADER und BEHEMOTH zweifelsohne seine Berechtigung hat, klingt die Truppe über weite Strecken wie eine perfekte Kombination der beiden Kollegen. Somit können zwar keine Punkte für Originalität vergeben werden, aber dennoch lieferten HATE eine energiegeladene Darbietung, die schon zu solch früher Stunde reichlich Bewegung in die noch nicht ganz dicht gedrängten Reihen brachte. Umringt von in Nebel gehüllte und von roten Scheinwerfern angeleuchteten Schädeln, lieferten die vier Polen eine kraftvolle Show mit technischer Präzision, die sich vor allem im wahnwitzigen Schlagzeugspiel wider-spiegelte. Dem ausgelassen feiernden Publikum schien offenkundig zu gefallen, was ihm geboten wurde, sodass dieser fulminante Auftakt des Festivals als absolut angemessen bezeichnet werden kann.

Direkt im Anschluss wurde von WALDGEFLÜSTER mit ihrem atmosphärischem Black Metal ein ordentliches Kontrastprogramm geboten. Für die fünfköpfige Truppe um „Winterherz“ stellte die Show auf dem DARK EASTER METAL MEETING ein Heimspiel dar; eine Tatsache, die sich eindrucksvoll in der rappelvollen Halle widerspiegelte, drängte sich das Publikum dicht an dicht bis zu Eingangstür. Einen freien Blick auf die Bühne gab es von dort zwar nicht, aber Stücke wie „A Taglachinger Morgen“ und „Im Ebersberger Forst“ von „DAHOAM“ waren trotzdem zu hören. Insgesamt lag der Fokus des 50-minütigen Auftritts auf dem Liedgut des aktuellen Werkes, wobei mit „Herbst Befiel Das Land“ und „Kapitel III: Fichtenhain“ auch älteres Material gespielt wurde. Zwar klingt die, zugegebenermaßen keinesfalls neue Idee, des naturverbundenen Schwarzmetalls mit wildromantischem Unterton an sich recht interessant, doch ist die Umsetzung zuweilen schon sehr kitschig, wurden die Texte doch mit arg viel Pathos und Herzschmerz beladen und entsprechend vorgetragen. Dies schien die Zuschauer nicht zu stören, die bis zum Schluss zahlreich versammelt blieben und zum Schluss einen Gastauftritt von J.J. von HARAKIRI FOR THE SKY bei „Am Tatzlwurm“ zu sehen bekamen.

Es folgte nun eine kleine Wanderung von den gipfeldominierten Wäldern des bayerischen Alpenvorlandes in den Schwarzwald, aus dem IMPERIUM DEKADENZ schon zum wiederholten Male angereist waren. Perfekt aufeinander eingespielt, arbeiteten sich die beiden Schwaben und ihre langjährigen Livemusiker durch ihr Set, in dem sich neben „Aue der Nostalgie“ natürlich auch „Schwarze Wälder“ wiederfand, dessen Text in den ersten Reihen lauthals mitgesungen wurde. Es schien der Band ganz offensichtlich enorme Freude zu machen, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können, legte sich vor allem „Horaz“ ins Zeug und führte theatralisch mit viel Bewegung durch die Show. Es mag vielleicht daran gelegen haben, dass das Werk in diesem Moment etwas überdimensioniert für die Kapelle wirkte, dass der Funke trotz eines Auftrittes mit viel Leidenschaft letztendlich nicht vollkommen überspringen wollte. Eine sehr ordentliche Performance kann IMPERIUM DEKADENZ keinesfalls abgesprochen werden, doch allzu lange in Erinnerung bleiben wird diese wohl leider trotzdem nicht.

Statt nun gleich wieder in die Halle zu MORK oder den Club zu GRAVPEL zu hetzen, wurde die nächste Stunde als kurze Verschnaufspause genutzt, um etwas frische Luft vor dem Backstage zu schnappen und sich auch den Bereich mit dem Merchandise etwas genauer anzuschauen. Neben einigen Händlern mit einem umfangreichen Angebot an CDs und einigen Schallplatten, gab es auch ein paar Tische, an denen die auftretenden Bands ihre mitgebrachten Artikel selbst verkaufen konnten. Für die Platten von VARATHRON oder HATE blieb nur leider wenig Platz übrig, wurde doch fast eine gesamte Wand für die Präsentation der Shirts, Longsleeves und Kapuzenpullover von BELPHEGOR benötigt. Hier wäre es wohl ein Leichtes gewesen, fast ein komplettes Monatsgehalt auszugeben, wenn ein Exemplar von jedem Motiv den Weg in den heimischen Kleiderschrank hätte finden sollen.

Erschlagen von diesem üppigen Angebot der österreichischen Ziegenhirten, wurde der kurze Weg vor die Bühne im Werk angetreten auf der gegen 18:10 Uhr eigentlich GHAAL’S WYRD stehen sollten. Da die norwegische Truppe um den ehemaligen Sänger von GORGOROTH ihren Besuch in München aber kurzfristig absagen musste, konnte sich das Publikum nun über HARAKIRI FOR THE SKY freuen, die als Stammgäste des Festivals als spontaner Ersatz gewonnen werden konnten und sich tüchtig ins Zeug legten, eine intensive Show abzuliefern. Von der ersten Sekunde an versprühte die Band mit „Sing For The Damage We’ve Done“ mit viel Bewegung eine ungeheure Energie, die sich umgehend auch auf die begeisterten Fans in den ersten Reihen übertrug. Es folgten mit „Burning From Both Ends“ oder „Thanatos“ weitere kernige Tracks von fast allen Langspielern, mit denen die brodelnde Stimmung bis zum Schluss aufrecht erhalten werden konnte. Zwar bleibt die Bühnenpräsenz von J.J. mit seinem ruhelosen Auf- und Ablaufen von links nach rechts gewöhnungsbedürftig, ansonsten jedoch überzeugten die Salzburger auf ganzer Linie.

Ein weiteres Mal führte der Weg an diesem Tag nun in die perfekt gelüftete, dafür aber fast unangenehm kalte Halle, in der mit YOTH IRIA eine zwar recht junge Formation auf dem Programm stand, die sich jedoch aus wahren Urgesteinen der griechischen Szene zusammensetzt, die vor vielen Jahren bei NECROMANTIA, VARATHRON oder ROTTING CHRIST aktiv waren. Zu hören gab es traditionellen Black Metal mit okkult inspirierten Texten und deutlich episch-melodischer Schlagseite, der klar erkennen ließ, wo die Wurzeln der fünf beteiligten Protagonisten liegen. Leider nicht mit auf der Bühne dabei, war George Zaharopoulos, der seinen Posten am Mikrofon stattdessen an Chris Bonos übergab, der bei dieser Show mit seiner eigenwilligen Performance eindeutig im Mittelpunkt des Geschehens stand. Als einziges Bandmitglied mit einem wüsten Corpsepaint ausgestattet, schwankte sein Auftreten zwischen sympathischer Authentizität und übertriebener Theatralik, wirkten das stetige Kniefallen sowie Gestikulieren mit der Zeit etwas seltsam. Es muss jedoch anerkannt werden, dass all dies mit voller Inbrunst vollzogen wurde und er, wie seine Kollegen, mit vollem Eifer bei der Sache war und die innige Spielfreude von YOTH IRIA bei Tracks wie „Hermetic Code“ oder „The Great Hunter“ zu jeder Sekunde deutlich wurde, die sich am Ende freudestrahlend bei ihren Fans bedankten.

Es sollte nun um 20:00 Uhr eine um Welten andere Art von Bühnenshow folgen, in der jeder Schritt durchchoreographiert zu sein schien, ohne auch die winzigste Bewegung dem Zufall zu überlassen. Bereits die sehr umfangreiche Bühnendekoration mit invertierten Kreuzen, eisernen Feuerschalen und kleinen Standpodesten vor dem Schlagzeug, deuteten an, dass der visuelle Charakter ihrer Auftritt ein weiteres Mal von BELPHEGOR ausgebaut wurde. In der folgende Stunde setzen sich die vier Herren um Helmuth perfekt in Szene, in dem sich zu den brachialen Klängen von „Baphomet“ oder „Stigma Diabolicum“ vor Strahlern platziert wurde oder Position auf den erwähnten Podesten bezogen wurde. Zwar gingen Fans der ersten Stunde wieder leer aus, da „Lucifer Incestus“ nach wie vor das älteste Stück darstellte, doch dafür wurde ein bildgewaltiger Auftritt einer immer professioneller werdenden Band geboten. Es mag sich die Frage gestellt werden, ob dies live immer das anzustrebende Ziel ist, aber immerhin muss eine angenehme Kurzweile attestiert werden. Schade nur, dass das Material der Truppe seit ein paar Jahren nach dem stets gleichen Schema komponiert wird und sich die Titel kaum noch voneinander unterscheiden.

Zurück in der Halle angekommen, konnte erneut griechischem Black Metal gelauscht werden und zwar dieses Mal von einer Gruppe der ersten Stunde. Gegründet vor mehr als drei Dekaden, waren VARATHRON maßgeblich für die Entwicklung der hellenischen Szene verantwortlich, sind „HIS MAJESTY OF THE SWAMP“ und „WALPURGNISNACHT“ heutzutage wahre Genreklassiker. Doch nicht nur von diesen beiden Werken wurde reichlich Material gespielt, gingen Stefan Necroabyssious und seine im Laufe der Jahre neu rekrutierten Mitstreiter noch weiter in der Bandgeschichte zurück und gaben mit „Genesis Of Apocryphal Desire“ und „La Reine Noir“ sogar Lieder des zweiten Demos zum Besten. Nicht vergessen wurde jedoch der Erfolg des letzten Langspielers, der ebenfalls mit ein paar Nummern bedacht wurde, die ebenso gefeiert wurden, wie die alten Songs. Gehüllt in schwarze Kapuzen und viel Nebel, erschufen VARATHRON eine sehr mystische Atmosphäre, die die epischen Stücke über alte Götter und okkulte Riten natürlich hervorragend in Szene setzten. Dem dicht gedrängt stehenden Publikum schien der stimmungsvolle und bewegungsfreudige Auftritt sehr zuzusagen, sodass die Band mit reichlich Applaus bedacht wurde.

Setlist:

Ouroboros Dweller (The Dweller Of Barathrum)
Unholy Funeral
Nightly Kingdoms
Cassiopeia’s Ode
Tenebrous
Saturnian Sect
Son Of The Moon
Flowers Of My Youth
La Reine Noir
Genesis of Apocryphal Desire
Sic Transit Gloria Mundi

Schon im Laufe des Nachmittags erhielten die Veranstalter des DARK EASTER METAL MEETING eine heftige Hiobsbotschaft, mussten MY DYING BRIDE ihren Headlinerauftritt an diesem Abend wenige Stunden vorher wegen nicht näher erläuterter Gründe absagen. Für die extra angereisten Fans natürlich eine herbe Enttäuschung, die für den weiteren Verlauf des Abends bedeutete, dass I AM MORBID den Slot der abwesenden Briten übernahmen und somit schon um 21:50 Uhr auf die Bühne im Werk stürmen durften. Eine gewisse Skepsis gegenüber dieser Inkarnation von MORBID ANGEL war durchaus vorhanden, als David Vincent die Bühne betrat, doch der dann folgende Auftritt sollte zwei wichtige Erkenntnisse bringen. Ja, die alten Gassenhauer von „ALTARS OF MADNESS“ und „BLESSED ARE THE SICK“ funktionieren auch ohne Trey Azagthoth ganz wunderbar und Pete Sandoval wird vermutlich nie so alt, wie er aussieht. Bestens gelaunt, führte der vor sieben Jahren bei den Death Metal Veteranen ausgestiegen Fronter durch ein Set voller Hits der ersten vier Alben seiner ehemaligen Kapelle und brachte die begeisterte Menge zum Toben. Nicht nur Bill Hudson, der besonders nach der Entledigung seiner Lederweste ein wenig wie der heimliche Sohn von Glenn Danzig aussah, lieferte eine grandiose Instrumentalarbeit, ließ auch der erschreckend schnell gealterte Pete Sandoval staunen, woher dieser in sich zusammengeschrumpfte Körper diese enorme Kraft und Ausdauer für derartige Blastsalven nimmt. Somit lieferten I AM MORBID dann stellvertretend doch noch einen würdigen Abschluss des ersten Festivaltages.

Setlist:

Immortal Rites
Fall From Grace
Visions From The Dark Side
Day Of Suffering
Blessed Are The Sick
Rapture
Pain Divine
Sworn To The Black
Eyes To See, Ears To Hear
Dead Shall Rise
Maze Of Torment
Desolate Ways
Dominate
Where The Slime Live
God Of Emptiness
World Of Shit (The Promised Land)

Ausgeschaltet wurden die Lichter aber zunächst nur im Werk, denn in den beiden kleinen Räumlichkeiten stand jeweils noch ein letzter Programmpunkt an und so wurde trotz einer vierstündigen Anreise und mittlerweile fast neun Stunden heftigster Dauerbeschallung in den Knochen, doch nochmal der kurze Weg in den Club angetreten, in dem DEMONICAL mit ihrem knarzenden Elchtod versuchten, die letzten Energiereserven des trotz später Stunde noch zahlreich erschienenen Publikums zu mobilisieren. Hierzu wurden neben dem L-G Petrov gewidmeten „Fallen Mountain“ oder „We Conquer The Throne“ von der aktuellen Platte namens „MASS DESTROYER“ ebenfalls ältere Stücke wie „My Kingdom Done“, „Aeons Of Death“ und „World Serpent“ dargeboten. So richtig begeistert werden konnten die müden Gesichter aber leider nicht mehr, sodass die verbliebenen Kräfte meist nur noch für ein rhythmisches Kopfnicken ausreichten. Dies mag auch an der für die Truppe etwas zu kleinen Bühnen gelegen haben, auf der die fünf Schweden wenig Platz für Bewegung hatten und somit kaum Möglichkeiten hatten, die Stimmung anzuheizen. Einen netten Ausklang stellte der drückende Death Metal dennoch dar.

Nach einer leider zu kurzen, aber dennoch recht erholsamen Nacht und einem entspannten Rundgang durch die wieder sehr belebte Innenstadt, wurde das Backstage gegen 14:00 Uhr erreicht, vor dem schon wieder ordentlich Betrieb herrschte. In den Innenräumen selbst jedoch, fanden sich nur wenige Gäste, die sich allerdings über die noch zahlreich verfügbaren Sitzgelegenheiten freuten und auf diesen die letzten Minuten der Ruhe genossen, bevor der zweite Festivaltag mit einem Paukenschlag begann.

Für diesen sorgten ENDSEEKER mit ihrem brutalen und schnörkellosen Death Metal, mit dem die fünf Jungs aus Hamburg schon reichlich Publikum in die Halle locken konnten. Bestens gelaunt und mit einer ordentlichen Prise trockenem Humor, führte Lenny durch die 50-minütige Show, in der Material von so ziemlich allen Veröffentlichungen der Truppe gespielt wurde. Zwar gaben sich ENDSEEKER reichlich Mühe, die anwesenden Zuschauer in Feierlaune zu bringen, doch so richtig in Bewegung wollte dieses zu so früher Stunde noch nicht kommen und beobachtete das dynamische Geschehen auf den Bühne eher passiv. Dennoch wurde mit Applaus nicht gegeizt und den Nordlichtern somit gezeigt, dass ihre Leistung trotz noch vorherrschender Müdigkeit anerkannt wurde.

Setlist:

Into The Fire
Flesh Hammer Prophecy
Merciless Tide
Bloodline
Unholy Rites
Cure
The Harvest
Count The Dead
Mount Carcass
Corrosive Revelation
Possessed By The Flame

Es blieben wieder einmal lediglich fünf Minuten, um rasch die Räumlichkeiten zu wechseln und sich einen möglichst guten Platz in der Halle zu suchen, in der nun von ANOMALIE gänzlich andere Töne angeschlagen werden sollten. Wie schon bei ihrem letzten Besuch des DARK EASTER METAL MEETINGS vor vier Jahren, setzte die österreichische Kapelle auf eine dichte Atmosphäre für ihren Auftritt, sodass neben einer urigen Bühnendekoration in Form von aufgeständerten Geweihen, ebenfalls reichlich Nebel genutzt wurde, um den spirituellen Post-Black Metal angemessen umzusetzen. Natürlich stand im Fokus der Setlist die erst wenige Monate zuvor veröffentlichte vierte Platte, die „TRANCEFORMATION“ getauft wurde. Neben der gewohnt mächtigen Saitenarbeit, die live mit drei Gitarristen umgesetzt wird, zeigte sich das neue Material durchzogen von ausdehnten Passagen mit eindringlichem Klargesang, der den dunklen Kompositionen recht gut zu Gesicht stand und eine angenehme Abwechslung zu den sonst harschen Vocals darstellte. Eine alles in allem sehr gelungene Show mit sehr leidenschaftlich vorgetragenen Songs.

Während ihre frühen Veröffentlichungen weitestgehend unbeachtet blieben, legten PANZERFAUST nach einer längeren Pause mit dem Wechsel zu Eisenwald sowie den ersten beiden Kapiteln von „THE SUNS OF PERDITION“ einen ungeheuren Karrieresprung hin, mit dem sie ihren Bekanntheitsgrad enorm ausbauen konnten. Dies zeigte sich nun auch im reichlich erschienenen Publikum, das dicht gedrängt bis zu den Türen des Werks stand, um Zeuge von der Zerstörungswut der Nordamerikaner zu werden. Leider gelang es PANZERFAUST jedoch nicht so richtig, die hohen Erwartungen zu erfüllen, wobei hierfür mehrere Gründe genannt werden müssen. Am drastischsten wirkte sich wohl die eigenwillige Performance aus, denn statt wild keifend über die Bühne zu rennen, positionierte sich „Goliath“ an einem kleinen Rednerpult hinter dem Schlagzeug, um fast regungslos und unter einer tiefen Kapuze versteckt, die schonungslosen Texte über die Gräueltaten des Krieges hinauszuschreien, von denen „The Day Of Trinity“ oder „Stalingrad, Massengrab“ handeln. Diese visuelle Umsetzung wollte nicht so recht mit dem martialischen Material zusammenpassen, zumal seine Kollegen viel passender mit Kampfstiefeln auf ihren Plätzen standen und reichlich Bewegung zeigten. Zusätzlich getrübt wurde die Darbietung vom matschigen Sound, der fast nur Bass und Schlagzeug deutlich heraushören ließ, während die Riffs weitestgehend verschluckt wurden. Zugegeben, kann dies PANZERFAUST nur schwer angelastet werden, allerdings sollten sich die vier Kanadier dringend überlegen, ob sie nicht vielleicht doch einen zweiten Gitarristen engagieren, sind die vielschichtigen Songs schlichtweg mit zu vielen Spuren geschrieben, als dass sie vernünftig als Quartett umgesetzt werden können. Schade, hier wäre deutlich mehr drin gewesen, mit solch starken Tracks in der Hinterhand. Dass die Truppe polarisierte, zeigt sich deutlich daran, dass sich der hintere Bereich des Werkes auffällig schnell leerte, sich aber gleichzeitig eine ziemlich lange Schlang am Merchandise-stand bildete.

Anstatt sich nun zwischen KONVENT in der Halle und ROME im Club zu entscheiden, wurde eine dringend nötige Pause eingelegt, um die noch ausstehenden Bands des restlichen Abends am Stück durchstehen zu können. Für eine kleine Stärkung wurden die vor der Location aufgestellten Wagen angesteuert, bei denen neben Steakbrötchen für 6,00€, Bratwurst im Brötchen für 4,50€ oder einen Öko-Burger für stolze 10,00€ auch zwischen Ofenkartoffeln, Chili und Pulled Pork für jeweils etwa 8,00€ gewählt werden konnte, sodass für jeden Geschmack etwas dabei gewesen sein sollte. Gegen den Durst konnten an den verschiedenen Theken neben Bier, Radler oder Spezi für 3,80€, auch Wasser für 2,50€ erstanden werden, zum Teil im neuen schmucken Becker mit aufgedrucktem Festivalschriftzug.

Erfrischt und bereit für die noch bevorstehenden Stunden, konnte um 18:10 Uhr dann der nächsten Darbietung beigewohnt werden, für die sich MEMORIAM verantwortlich zeichneten. Gelang es der britischen Truppe bei ihrem letzten Besuch am DARK EASTER METAL MEETING nicht so recht zu überzeugen, wurde dieser zweite Auftritt zu einer absoluten Machtdemonstration, die bei vielen Fans wohl noch einige Tage in lebhafter Erinnerung geblieben sein dürfte. Zugegeben, der walzende Death Metal des illustren Quartetts kann nicht unbedingt als sonderlich originell bezeichnet werden, doch die rohe Kraft, mit der „Onwards Into Battle“ oder „As Bridges Burn“ präsentiert wurden, versetzte nahezu das ganze Werk in ekstatische Bewegung und als „Resistance“ mit einem herzlichen „Fuck Putin!“ von Karl Willets angekündigt wurde, sorgte dies in den ersten Reihen zudem für einen heftigen Moshpit. Mit einem sich oberkörperfrei zu den letzten Takten von „Flatline“ auf dem Boden wälzenden Sänger, beendeten MEMORIAM ihr archaische Schauspiel dann schlussendlich und hinterließen zahlreiche glückliche Gesichter. Nebenbei wurde übrigens verraten, dass sich die Truppe in naher Zukunft ins Studio begeben wird, um ihren fünften Langspieler aufzunehmen.

Nach so viel urigem Death Metal, boten MESSA in der Halle mit ihrer eigenständigen Mischung aus traditionellem Doom Metal und psychedelischem Hard Rock eine willkommene Abwechslung. Nicht nur die aktuelle Platte namens „CLOSE“ wurde mit „If You Want Her To Be Taken“ und „Dark Horses“ bedacht, wurde auch „Leah“ vom letzten Album gespielt. Meist nahezu regungslos an ihrem Mikrofonständer verharrend, konzentrierte sich Sara einzig auf ihren gefühlvollen Gesang, der sich in den ruhigen und langsamen Passagen weich, ja fast schon zerbrechlich präsentierte, nur um in kernig treibenden Momenten der Songs plötzlich durch und durch kraftvoll zu ertönen. Zwar erweisen sich die meist sehr ausufernden Lieder auf Grund ihrer progressiven oder jazzige Elemente nicht immer als leicht verdaulich und sind alles andere als eingängig, doch ist es gerade diese gewisse Komplexität des Materials der vier Italiener, die es so interessant macht und MESSA dadurch reichlich Applaus bescherte, bis diese sich mit „Hour Of The Wolf“ verabschiedeten.

Es sollte im Werk ebenso so zäh und düster stimmungsvoll weitergehen, begannen pünktlich im 20:00 Uhr die finnischen Recken von SWALLOW THE SUN fast völlig von schwarzen Kapuzen verdeckt und in dichten Nebel gehüllt ihr 50-minütiges Set. Unterstützt von einer tollen Lichtshow, die die Bühne die meiste Zeit in ein tiefes Blau tauchte, wurde die perfekte Atmosphäre für den melodischen Death / Doom Metal erschaffen, sodass Track wie „Enemy“ oder „This House Has No Home“ von der aktuellen Platte ihren dunklen Charakter perfekt entfalten konnten. Es gelang der Band um Juha Raivio mühelos, den massiven Sound der Alben auch live umzusetzen, sodass mächtige Riffs aus den Boxen schallten, die von fiesen Growls akzentuiert wurde. Einzig die klaren Vocals von Mikko Kotamäki, die nicht selten mit schmachtenden Keyboards unterlegt wurden, sind wohl Geschmackssache und wirkten recht kitschig. Dennoch lieferten die fünf Skandinavier eine starke Show ab, die mit „Descending Winters“ und „Swallow (Horror, Part 1)“ von den ersten beiden Outputs abgeschlossen wurde.

Für nicht wenige Besucher dürften KANONENFIEBER einer der Höhepunkte des gesamten Festivals gewesen sein, zumal die Show in München zu den ersten des erst vor zwei Jahren gegründeten Projektes zählte. Entsprechend überlaufen zeigte sich der Club, an dessen Eingang noch zahlreiche Nachzügler von der freundlichen Security abgewiesen werden mussten, da die Kapazitäten des Raumes schlichtweg mehr als erschöpft waren. Uniformiert und mit verhüllten Gesichtern betrat die bayerische Truppe die Bühne, wobei „Noise“ als Kopf des Gespanns zusätzlich durch eine Pickelhaube geschmückt wurde. Dieser zeigte sich wild gestikulierend, während er die Propaganda von „Dicke Bertha“, „Die Schlacht bei Tannenberg“ oder „Grabenkampf“ herausschrie und dabei die dicht gedrängte Menge immer wieder zu mehr Bewegung anstachelte, die dieser Aufforderung stets umgehend nachfolgte. Stilistisch bewegte sich das vom 1. Weltkrieg handelnde Material in der breiten Schnittmenge von Black und Death Metal, ohne jedoch mit einem besonderen Alleinstellungsmerkmal punkten zu können. Sicherlich, als interessant und durchdacht darf das rohe Songwriting bezeichnet werden, doch kann die teils grenzenlose Begeisterung nur schwer nachvollzogen werden, die vermutlich mehr mit der sehr passenden, wenn auch im Grunde nicht sonderlich innovativen Ästhetik von KANONENFIEBER zusammen hängen mag. Diese wurde hier mit der Bühnenkostümierung und den eingespielten Samples tatsächlich schon bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Lediglich die Totenkopfmaske zu „The Yankee Division March“ war dann doch etwas zu viel des Guten.

Nur ganz wenigen Formationen gelingt es, live eine derart intensive und vor Leidenschaft flammende Stimmung zu entfachen, wie es bei PRIMORDIAL stets der Fall ist. Es scheint völlig undenkbar, einen nur mittelprächtigen oder gar schlechten Auftritt der fünf Iren zu erleben, selbst wenn die Stimme von Alan Averill krankheitsbedingt etwas kratzig klingt, so wie an diesem Abend. Es mag daher nicht jeder Ton gesessen haben, doch dafür wirkten „Where Greater Men Have Fallen“ oder „Gods To The Godless“ eine ganze Spur dreckiger als sonst, woran sich nicht wirklich jemand zu stören schien. Zwar war Alan zwischendurch der Meinung, die johlende Menge noch etwas mehr anfeuern zu müssen, doch spätestens als bei „As Rome Burns“ der Refrain von hunderten Kehlen laut mitgesungen wurde und sich eine Gänsehaut auf den Unterarmen ausbreitete, war klar, dass eine nochmalige Steigerung nur schwer möglich ist. So ganz ohne politische Botschaft ging auch diese Show nicht von statten und so wurde „The Coffin Ships“ dem ukrainischen Volk gewidmet, in Gedenken an deren als Holodomor benannte Hungersnot vor bald einem Jahrhundert mit unzähligen Todesopfern. Eine gewohnt erstklassige Performance, einer absolut großartigen Band.

Setlist:

Where Greater Men Have Fallen
No Grave Deep Enough
Nail Their Tongues
As Rome Burns
Gods To The Godless
Wield Lightning To Split The Sun
To Hell Or The Hangman
The Coffin Ships
Empires Fall

Es ist eine ziemlich undankbare Aufgabe, die Bühne direkt im Anschluss an solch eine eindrucksvolle Show vom PRIMORDIAL betreten zu müssen, doch leider traf eben dieses Schicksal an diesem Abend gleich zwei Bands. Während in der Halle von ELLENDE erneut atmosphärischer Post-Black Metal aus Österreich geboten wurde, mussten SLAUGHTER MESSIAH im Club vor einer recht kleinen Zuschauerzahl auf die Bretter. Zwar existiert die belgische Truppe um den ehemaligen Sänger von ENTHRONED bereits seit fast anderthalb Jahrzehnten, doch umfasst die Diskographie neben ein paar EPs mit „CURSED TO THE PYRE“ bislang erst ein vollwertiges Album. Obwohl sich die vier Kuttenträger sichtlich Mühe gaben, die langsam ermüdende Zuschauerschar mit ihrem angeschwärzten Thrash Metal nochmals aufzuputschen, konnte die räudige Energie der Platten live nicht ganz umgesetzt werden und so fehlte „Mutilated By Depths“ oder „Blasphemous Exhumation“ ein klein wenig Biss, um nochmal richtig durchzustarten. Dennoch zeigten sich die anwesenden Fans sichtlich gut unterhalten, versuchten diese jedes Mal, die teils sehr hohen Schreie nachzuahmen. Der letzte Titel stellte mit „Die In Fire“ eine Huldigung an die mächtigen BATHORY dar. Übrigens dürfte die Wahl nicht zufällig auf diese Nummer gefallen sein, findet sich auf dem zweiten Werk von ENTHRONED ein Song, der seinen Namen von der erster Zeile des erst in 1993 von „Quorthon“ veröffentlichten Songs aus den ganz frühen Tagen von BATHORY erhalten hat.

Nach nahezu zehn Stunden musikalischem Programm auf drei Bühnen, war es um kurz nach Mitternacht nun Zeit für die finale Show des Abends. Wer sich jetzt noch auf den Beinen halten konnte, trat ein letzten Mal den kurzen Weg ins Werk an, um sich dort zum würdigen Abschluss des Festivals die ohnehin geschundenen Gehörgänge von MARDUK mit ihrem brachialen Black Metal malträtieren zu lassen. Zugegeben, die schwedischen Herren boten weder mit ihrem minimalistischen Auftritt oder ihrer hinreichend bekannten Setlist, mit der sie bereits seit dem letzten Herbst auf umfangreicher Jubiläumstour sind, irgendwelche Überraschungen, doch wer unsterbliche Titel wie „Materialized In Stone“ oder „Those Of The Unlight“ im Repertoire hat, kann kaum etwas falsch machen. Klar, die langen Pausen zwischen den einzelnen Stücken waren für den Fluss des Auftrittes nicht wirklich förderlich, doch dafür zeigte sich „Mortuus“ wieder herrlich mies gelaunt und somit entsprechend inbrünstig bei der Sache. Auf diese Weise endete gegen 01:10 Uhr mit „Wolves“ schlussendlich die neunte Ausgabe des DARK EASTER METAL MEETING.

Nach langen Monaten sozialer Beschränkungen und fehlender persönlicher Interaktion mit Gleichgesinnten, tat es sehr gut, an diesen beiden Tagen in München wieder einen normalen, entspannten Festivalalltag zu erleben. Trotz einiger – teilweise sehr kurzfristiger – Absagen, wurde ein abwechslungsreiches und sehr international aufgestelltes Billing mit einigen bekannten, als auch neuen Gesichtern geboten. Abgesehen von abermals deftigen Preisen an einzelnen Imbissständen und dem verwaschenen Sound bei PANZERFAUST gibt es ansonsten wenig Grund für Kritik. Wie gewohnt, wurde der Zeitplan der Running Order straff durchgezogen, sodass es nicht zu Verspätungen kam und die Bandbesetzung bei den Überschneidungen in Halle und Club wurden so gelegt, dass meist schnell eine Entscheidung getroffen werden konnte. Somit konnte erneut ein tolles Wochenende mit vielen gelungenen Auftritten genossen werden, sodass sich schon jetzt auf die Jubiläumsausgabe im kommenden Jahr gefreut werden darf, bei der hoffentlich die für dieses Jahr abgesprungenen Bands ihre Teilnahme nachholen können. Bei all der guten Laune wurde die aktuelle politische Lage in der vom Krieg gebeutelten Ukraine keinesfalls ausgeblendet, zeigten Backstage Concerts und MRW Concerts ihre Solidarität nicht nur mit blau-gelben Nationalflaggen in den Halle und Club, sondern nahmen im Rahmen einer Spendenaktion noch 1.000€ für UNICEF ein.

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