Sinister Howling IV – 20.09.2014 – Speyer

10. Oktober 2014
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2014_09_20_SinisterHowlingAm 20. September luden die Herrschaften von „Drohende Schatten Concerts“ zum zweiten Mal in diesem Jahr ins rheinland-pfälzischen Speyer, um nach der im März dort abgehaltetenen SPEYER GREY MASS nun die mittlerweile vierte Auflage des SINISTER HOWLING zu zelebrieren. Für diesen feierlichen Akt wurde ein hochkarätiges Line-Up bestehend aus insgesamt zwölf schwarzmetallischen Formationen aus den verschiedensten Regionen Europas verpflichtet. EVILIZED ließ es sich nicht nehmen, an diesem Tag ebenfalls vor Ort zu sein und den zum Teil exklusiven Shows der auftretenden Gruppierungen wie HORNA, THRONE OF KATARSIS oder BAPTISM in der bereits hinlänglich bekannten Halle 101 in der Domstadt beizuwohnen.

Nach einer knapp 2-stündigen Fahrt über fast leere Autobahnen und eine vollgestopfte Landstraße mit stockendem Verkehr wenige Kilometer vor Speyer, wurde der zur Hälfte abgesperrte und noch fast kaum in Anspruch genommene Parkplatz vor der Veranstaltungshalle gegen 13:50 Uhr erreicht. Nur wenige Besucher, die sich auf Grund des grandiosen Wetters zumeist noch an ihren Fahrzeugen aufhielten und die von zu Hause mitgebrachten Alkoholvorräte dezimierten, waren bereits so früh am Nachmittag angereist, sodass an der Abendkasse ohne Probleme noch Tickets erworben werden konnten und sich die Halle nur mässig gefüllt zeigte, dafür allerdings bedingt durch die hohen Außentemperaturen einem Backofen glich.

P1040150Nachdem DEATHROW aus Italien das SINISTER HOWLING um 13:00 Uhr eröffnet hatten, standen nun DARKMOON WARRIOR aus den heimischen Landen auf der Bühne und versuchten das noch etwas leblos wirkende Publikum mit kernigen Songs wie “Ein Pfad in den Schatten“ oder “Prayer Of Genocide“ in Schwung zu bringen. Leider zeigten sich jedoch einzig die zahlreichen Fotografen in den ersten Reihen in Bewegung, während die restlichen Besucher auch die kraftvoll dargebotenen Tracks “Nuke ‚em All“ und “Storm Of Feces“ vom aktuellen Langspieler der Truppe mit verschränkten Armen entgegegen nahmen. Die Herren um Fronter “A. Krieg“ zeigten sich hiervon jedoch vollkommen unbeeindruckt und zogen ihr Programm bis zum abschließenden “Blazing Satan Mastercult“ professionell durch und erntenen hierfür immerhin den ihnen gebührenden Applaus.

Bis vor wenigen Jahren existierte BORGNE einzig als Studioprojekt von “Ormenos“, bis dieser sich schließlich doch dazu entschloss mit Hilfe einiger Sessionmusiker auch live zu agieren. Die Shows der Formation sind allerdings rar gesät, sodass es in der Halle deutlich belebter zuging, als das Quintett um 14:50 Uhr die Bühne betrat und sein getragenes und atmosphärisches Liedgut zum Besten gab. Wie auch auf Platte bedienten sich BORGNE eines programmierten Schlagzeuges. Ein Umstand, der sich weitaus weniger negativ auf die Show auswirkte als das sehr statische Auftreten der Schweizer. Während “Ormenos“ am Mikrofon in ein apathisches Wippen verfiel und die beiden Gitarristen einen fast schon angewurzelt Eindruck vermittelten, konnten einzig die Dame am Keyboard und der Herr am Tieftöner ein wenig Bewegung ins Bühnenbild bringen. Die an sich erhabenen und intensiven Songs litten leider deutlich unter dieser trägen Performance, sodass der gesamte Auftritt von BORGNE auf Dauer viel zu eintönig ausfiel, um tatsächlich überzeugen zu können.

Im Anschluss an BORGNE gab es von der portugiesischen Kapelle MORTE INCANSDESCENTE wieder flotteres sowie auch roheres Material auf die Ohren. Zudem legte das Trio eine wesentlich energiegeladenere Darbietung an den Tag, bei der sowohl Gitarrist “Vulturius“ als auch Sessionbassist “J“, der seinen keifenden Kollegen um schätzungsweise zwei Köpfe überragte, eifrig ihre lange Haarpracht wehen ließen und immer wieder von einer Ecke der Bühne in die andere liefen. Obwohl das Publikum trotz der soliden Leistung von MORTE INCANSDESCENTE merklich schrumpfte, gab es nach dem Verklingen des letzten Tones reichlich Applaus für die Herren aus Lissabon.

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Wie bei mittlerweile fast allen Konzerten mussten durstige Kehlen auch am SINISTER HOWLING IV vor ihrem Gang zur Theke zunächst Getränkenbons an einer separaten Kasse erwerben. Zwar kann der Preis von 3,00 € für ein Bier noch durchaus als akzeptabel bezeichnet werden, doch 3,00 € für einen Softdrink wie Cola oder Fanta sind eindeutig zu viel. Immerhin gab es für alle Fahrer des Abends mit einem Kaffee oder einem Wasser für jeweils 2,00 € eine etwas günstigere Alternative zu diesen.

Nur wenige Tage vor ihrem Auftritt in Speyer veröffentlichten die Griechen von KAWIR mit „ΝΥΧΤΟΣ ΤΕΛΕΤΗΣΙΝ “ eine mehr als umfangreiche Compilation, die ihr gesamtes bisheriges Schaffen mit samt all ihren Splits und EPs seit der Gründung vor mehr als zwei Dekaden abdeckt. Auch in ihrer rund 40-minütige Show ackerte sich die Truppe um ihren hünenhaften Sänger „Phaesphoros“ eifrig quer durch ihr gesamtes Material und erweckte mit Tracks wie „Poseidon“ oder „Ophiolatreia“ uralte Sagen der griechischen Mythologie zu neuem Leben. Dem zahlreich versammelten Publikum schien die dargebotene Melange aus Pagan und Black Metal mit ihren eingängigen Melodien zu gefallen und so wurden KAWIR gegen 17:20 Uhr nach einem stimmigen Auftritt mit gutem Sound schließlich mit reichlich Applaus und Zurufen verabschiedet.

P1040201Wenngleich die Veranstalter in den stets kurzen Umbaupausen immer wieder ein seitliches Tor in der Wand öffneten, um ein wenig frische Luft in die Halle strömen zu lassen, war es doch einfach nur stickig und heiß als mit CORPUS CHRISTII die zweite Formation aus Portugal die Bretter des SINISTER HOWLING IV betrat. Von der ersten Sekunde an zog „Nocturnus Horrendus“ die Menge mit seiner finsteren Aura in seinen Bann. Es folgte eine kraftvolle und dynamische Show mit neuerem Material wie „In The Rivers Of Red“ und „The Owl Resurrection“ vom letzten Langspieler „LUCIFERIAN FREQUENCIES“ als älteren Songs wie „Evasive Contempt“ und „Arising From Ashes“ nach denen sich der charismatische Fronter immer artig für den gespendeten Beifall bedankte, bis der Aufritt mit dem abschließenden Klassiker „All Hail (Master Satan)“ beendet wurde.

Fast eine volle Stunde sollte nun vergehen, bis um 19:20 Uhr endlich THRONE OF KATARSIS aus dem eisigen Norden ihr infernalisches Ritual eröffneten und in dichten Nebel gehüllt ihre Posten bezogen. Während ihrer düsteren Zeremonie, bei der die aktuelle Platte „THE THREE TRANSCENDENTAL KEYS“ aus dem vergangenen Jahr in voller Länge dargeboten wurde, verzichteten die Norweger nahezu vollständig auf jegliche Bühnenbeleuchtung und wurden einzig vom schwachen Flackern zahlreicher Kerzen umgeben. Die auf diese Weise erzeugte mystische Atmosphäre setzten sowohl den beschwörenden Gesang, als auch den zuweilen monotonen und hypnotisierenden Charakter der epischen Kompositionen perfekt in Szene. Dennoch zog sich die Vorstellung von THRONE OF KATARSIS auf Grund der ausufernden Instrumentalpassagen im mehr als 20-minütigen „The Third Transcendental Key: In Timeless Aspects“ gegen Ende ein wenig in die Länge. Nichtsdestotrotz wurde den anwesenden Besuchern eine wahrlich intensive und erinnerungswürdige Show geboten.

Wen nun am frühen Abend der kleine oder große Hunger übefiel, der konnte sich vor der Halle an einem Imbissstand mit Grillfleisch und anderen Leckereien eindecken. Wenngleich das Steak für 5,00 € sowie die Bratwurst oder Frikadelle für je 3,50 € nicht unbedingt sonderlich günstig angeboten wurden, war doch immerhin dafür gesorgt, dass niemand den Abend mit knurrendem Magen überstehen musste. Auch für Vegetarier gab es mit Pommes und Fischbrötchen eine passenden Mahlzeit, die für 3,00 € erworben werden konnte.

Nach einer kleinen Stärkung war es schließlich gegen 20:30 Uhr wieder Zeit für den nächsten musikalischen Beitrag, der nun von der finnischen Schwarzstahlinstitution BAPTISM um „Lord Sarcofagian“ beigesteuert wurde. Gehüllt in seine schwarze Mönchskutte führte dieser durch ein rund 50-minütiges Set, das sich mit Tracks wie „A Dream Of War And Illumination“, „Sieluni Temppeli“ und „Chalice Of Death“ vor Allem dem aktuelle Werk „ESOTERIC SPHERES“ widmete. In heroischen Posen wurden die zumeist flotten und kraftvollen Songs vorgetragen, wobei die Finnen bei der düsteren Hymne „The Prayer“ zudem von HORNA Gitarrist „Infection“ unterstützt wurden, der gegen Ende des Songs wie auch auf Platte einigen Zeilen mit leidenschaftlichem Klargesang beisteuerte. Alles in allem lieferten BAPTISM wie gewohnt eine amtliche Darbietung, die schlussendlich mit dem obligatorischen Klassiker „Morbid Wings Of Sathanas“ beendet wurde.

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Obwohl viele Besucher die kurze Umbaupause nutzten, um außerhalb der Halle ein wenig frische Luft zu schnappen, drängten sich pünktlich um 21:35 Uhr fast alle Anwesenden wieder dicht vor die Bühne, um dem nun folgenden Auftritt von HORNA beizuwohnen, der ein ganz besonderer werden sollte. Denn bereits einige Woche zuvor wurde eine spezielle Show mit epischen und noch nie zuvor gespielten Songs angekündigt, sodass nun die gesamte Aufmerksamkeit der Bühne galt und in der Tat präsentierten HORNA der frenetischen Meute eine wahrlich grandiose Setlist mit allerlei Raritäten, wie dem doomigen „Raiskattu Saastaisessa Valossa“ oder dem sehnsüchtigen „Juuret“, die keine Wünsche mehr offen ließen. Auf jegliche Form der Effekthascherei verzichtend, gab sich das Quintett einzig den verträumten Melodien von „Kurjuus“ oder „Kuoleva Lupaus“ hin und umhüllte das gesamte Publikum mit seiner dunklen und erhabenen Aura. Wenngleich mit „Baphometin Siunaus“ der letzte Song viel zu früh ertönte, bleibt doch jedem Besucher die Erinnerung an einen durch und durch erstklassigen Auftritt der Finnen.

Nachdem NARGAROTH schon die dritte Auflage des SINISTER HOWLING im letzten November mit einer exklusiven „HERBSTLEYD“ Show beehrten, kehrte „Ash“ mit seiner dreiköpfigen Truppe auch in diesem Jahr nach Speyer zurück, um sein zweites Full-Length Werk „BLACK METAL IST KRIEG (A DEDICATED MONUMENT)“ zum ersten Mal in voller Länge darzubieten. Zusammen mit zahlreichen breitschultrigen Gestalten in schwarzer Einheitstracht enterten NARGAROTH um 23:15 Uhr zum schrillen Heulen einer Alarmsirene die Bühne und begannen ihren Auftritt mit einem Paukenschlag. Aus der Anlage dröhnten in ohrenbetäubender Lautstärke die Riffs von „Black Metal Ist Krieg“ und auf der Bühne wurde der in theatralischer Haltung keifende „Ash“ von seinen haareschüttelnden Kollegen an den Sechssaitern als auch einem Feuerspucker umringt, der lodernde Flammen in die johlende Menge feuerte. Während NARGAROTH mit emporgereckten Fäusten den Applaus des Publikums aufsogen, rollten die mit Sturmmasken vermummten Herren im Hintergrund – deren Sinn und Zweck auf der Bühne sich dem Autor dieser Zeilen nicht so recht erschließen will – ihre glattgebügelten „German Black Metal Commando“ Flaggen zusammen und verschwanden klammheimlich hinter der Bühne, bevor es musikalisch mit „Erik, May You Rape The Angels“ weiter im Programm ging. Doch die versprochene „BLACK METAL IST KRIEG“ Show blieb aus, wurden doch zwischen „The Day Burzum Killed Mayhem“ und „Possessed By Black Fucking Metal“ auch Songs wie „Abschiedsbrief Des Prometheus“ oder „Sommer“ eingestreut. Ein großer Teil des Publikums schien sich hieran jedoch nicht zu stören und feierte artig jedes Stück und jede noch so wirre Ansage absolut frenetisch. Um 0:25 Uhr fiel der Vorhang mit den letzten Tönen von „Seven Tears Are Flowing To The Rivers“ und was blieb war die Erkenntnis, dass NARGAROTH sich im Vergleich zu früheren Auftritten sowohl spiel- als auch soundtechnisch etwas verbessern konnten, dennoch künftig lieber auf Coverversionen von Songs wie „Mother North“ verzichten sollten.

P1040255Trotz der schon fortgeschrittenen Uhrzeit wollte im Anschluss an NARGAROTH kaum ein Gast die Halle verlassen, sollte doch nun mit einer exklusiven Show von ACHERONTAS, die zum ersten und letzten Mal altes Material aus der Dekade von 1997 – 2007 präsentierten, der krönende Höhepunkt des SINISTER HOWLING III folgen. Flankiert von zwei Fackelträgern eröffneten die Griechen ihre okkulte Zeremonie fulminant mit „Dragon The Great One“ und entfesselten in grünes Licht und dichte Nebelschwaden gehüllt eine düstere Mystik, die die begeisterten Zuschauer augenblicklich in ihren Bann zog und nicht mehr loslassen wollte. Es folgten epische Klassiker wie „The Horned Moon“ mit seinen infernalischen Blasts oder das hymnische „An Ode To Thee Ancient Great Goddess“,die das Publikum in einen nahezu ekstatischen Zustand versetzten. Spätestens jedoch beim abschließenden „Wampyric Metamorphosis“ gabe es für viele Besucher kein Halten mehr, sodass dutzende Fäuste nach oben gereckt wurden und die ersten Zeilen des Songs von unzähligen Kehlen mitgesungen wurden. Somit lieferten ACHERONTAS an diesem Abend einen zweifelsohne unvergesslichen Auftritt, der in dieser Form wohl einmalig bleiben wird.

Auf Grund der späten Stunde und der noch anstehenden Heimreise wurde auf die abschließende Darbietung von BLOOD FIRE DEATH verzichtet und erschöpft aber mehr als zufrieden der Ausgang angesteuert.

Erneut haben die Damen und Herren von „Drohende Schatten Concerts“ ein gelungenes Festival mit einem eindrucksvollen Line-Up für einen angemessenen Ticketpreis von 35,00 € im Vorverkauf auf die Beine gestellt. Speziell die exklusiven Shows von HORNA und ACHERONATS dürften allen Besuchern des SINISTER HOWLING IV noch lange im Gedächtnis bleiben. Auch wenn DARKMOON WARRIOR eine späteren Platz in der Running Order verdient gehabt hätten und der Sound fast den gesamten Tag über zu laut aus der P.A. schallte, gibt es doch sonst kaum etwas zu meckern. Es darf auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr gehofft werden.

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