Void Dancers MMXIX – 05.12.2019 – Mannheim

Kurz vor Jahresende boten District 19 allen Liebhabern dunkler Klänge mit ihren VOID DANCERS MMXIX noch eine letzte spannende Tour mit vier abwechslungsreichen Kapellen, die auf ihrer fast dreiwöchigen Reise durch Europa auch für insgesamt sechs Konzerte in Deutschland stoppte. Als leicht verfrühtes Geschenk zum Nikolaustag gönnte sich EVILIZED das bunte Spektakel im MS Connexion Complex in Mannheim. Leider sollte der Donnerstag-abend jedoch nicht ganz so reibungslos verlaufen, wie erhofft.

Trotz des sehr frühen Aufbruchs in die badische Universitätsstadt, sollte das Ziel nicht mehr rechtzeitig zu Konzertbeginn um 19:30 Uhr erreicht werden, erwies sich die B43a als hoffnungslos verstopft, sodass das nicht sonderlich zuverlässige Navigationsgerät zu einer ausführlichen Sight-Seeing-Tour durch das abendliche Hanau einlud und auf diese Weise zwar Erkundungen zu Hauptbahnhof und Mainhafen anstellte, hinsichtlich der verloren gegangenen Zeit allerdings keine einzige Sekunde wiedergutmachen konnte. Eine zusätzliche Baustelle auf der A67 hinter Darmstadt, die erneut zu einer alternativen Route führte, setzte der nicht enden wollenden Irrfahrt zudem die Krone auf und sorgte somit letzten Endes für eine einstündige Verspätung.

Wie bereits erwartet, wurde der eröffnende Auftritt von MATTERHORN natürlich vollständig verpasst und auf der Bühne befanden sich gegen 20:30 Uhr schon BLAZE OF PERDITION vor einem nicht sonderlich zahlreich versammelten Publikum mitten in ihrer Show. Diese umfasste mit “Transmutation Of Sins“ und “Suffering Made Bliss“ vorwiegend neue Tracks des in wenigen Wochen erscheinenden fünften Langspielers, auf dem das polnische Quartett erstmals mit rockigen Post-Einflüssen experimentiert und sich vom bislang ausnahmslos rohen Sound entfernt. Dennoch fügte sich das dargebotene Material von “THE HARROWING OF HEARTS“ nahtlos in das übrige Set ein, das mit “Ashes Remain“ sowie “Detachment Brings Serenity“ ansonsten leider nur noch Songs von “CONSCIOUS DARKNESS“ beinhaltete und die frühen Werke ignorierte. Ungeachtet dessen, boten BLAZE OF PERDITION einen intensiven Auftritt und erzeugten mit ihren drei Gitarristen und abwechselndem Gesang eine sehr dichte Atmosphäre, die von einer tollen Licht-show wunderbar ergänzt wurde. Die leider nur rund 40-minütige Spielzeit verging daher viel zu schnell und dem lauten Beifall der kleinen Zuschauer-menge nach zu urteilen, hätten sich nicht wenige Gäste über ein paar weitere Songs gefreut.

Doch natürlich galt es einen strikten Zeitplan einzuhalten und so stürmte die Crew pünktlich um 21:00 Uhr für den schnellen Umbau auf die Bretter, der den auf BÖLZER wartenden Zuschauern übrigens mit dem kräftigen Geruch von Weihrauch und beschwörenden Ambientklängen so angenehm wie möglich gemacht wurde. Ein sehr langes Intro eröffnete die Zeremonie des schweizerischen Duos letztendlich, die mit einem mächtig drückenden Sound und “Born Led God Death“ gleich brachial durchstarteten und unvermittelt in ihren Bann zogen. Im weiteren Verlauf des fast einstündigen Auftrittes wurde die komplette, kurz zuvor erschienene EP namens “LESE MAJESTY“ gespielt, wobei mit “C.M.E.“ oder “Phosphor“ aber die älteren Veröffentlichungen keinesfalls vernachlässigt werden sollten. Zunächst zeigte sich Okoi jedoch mit der Arbeit des Lichttechnikers, der zu Beginn nur das Schlagzeugpodest mit einem starken Scheinwerferstrahl erleuchtete und die restliche Bühne nur mit einem diffusen Geflimmer aufhellte, offensichtlich nicht sonderlich zufrieden, marschierte er doch zwei Mal bis ans andere Ende der Halle, um kurze Anweisungen zu erteilen und danach wieder zurück auf die Bühne zurückzukehren. Irgendwann schien dann doch endlich alles zu passen und der Posten vor dem Mikrofon wurde nur noch verlassen, um die Interludes zwischen den Songs am bereitstehenden Laptop auszuwählen. Diese sorgten für ein nahezu nahtloses Verschmelzen des Materials, wenngleich die unterschiedlichen stilistischen Facetten der einzelnen Veröffentlichungen durchaus herauszuhören waren. Wie bei all ihren Shows, punktete das Duo erneut mit seiner einnehmenden Bühnenpräsenz, die in keinster Weise weitere Musiker auf der Bühne vermissen lässt. Die letzten Töne verklangen schließlich um 22:15 Uhr und BÖLZER verabschiedeten sich wortlos vom applaudierenden Publikum.

Setlist:

Born Led God Death
A Shepherd In Wolven Skin
Æstivation
C.M.E.
Phosphor
The Archer
Into The Temple Of Spears
Ave Fluvius! Danú Be Praised!

Als letzte Formation des Abends warteten nun noch DØDHEIMSGARD darauf, die Halle mit ihrem avantgardistischen Black Metal beschallen zu dürfen. Bevor es aber losgehen sollte, wurde die Bühne von den teils sehr exotisch geschminkten oder kostümierten Osloern erst einmal mit allerlei bunten Tüchern verziert, sodass es ein wenig danach aussah, als habe die Wahrsagerin vom Jahrmarkt ihren Waschtag gehabt und die modischen Kopftücher danach zum Trocknen an Mikrofon- und Keyboardständern aufgehangen. In der nun folgenden Stunde boten die vier Norweger einen umfangreichen Querschnitt durch ihre komplette Schaffensphase, wurden mit Tracks wie “Shiva-Interfere“, “Aphelion Void“, “Ghostforce Soul Constrictor“ sowie “The Ultimate Reflection“ alle Alben abgedeckt und mit “En krig å seire“ wurden sogar alle Liebhaber des noch rein schwarzmetallischen Debüts bedient. Vor allem “Vicotnik“ zeigte sich von der ersten Sekunde an bei allerbester Laune und interagierte absolut symphatisch mit dem Publikum, das ihn und seine Kollegen dafür während der Songs mit wehenden Haaren und danach mit lautem Beifall belohnte. Es ist immer wieder faszinierend, wie es DØDHEIMSGARD gelingt, sowohl thrashige Riffs, schräge Keyboards, jazzige Elemente, als auch kalten Industrial zu einem in sich stimmigen Konzept zu verarbeiten, ohne dass das Ergebnis dabei zu überfrachtet oder komplex ist. Der bizarre Charakter der Kompositionen wurde von “Vicotnik“ mit einigen wirren Tanzeinlagen nur noch verstärkt und so darf die gesamte Darbietung an diesem Abend als mehr als kurzweilig bezeichnet werden. Grinsend kehrten die Recken sogar noch einmal für eine Zugabe auf die Bühne zurück und verabschiedeten sich schlussendlich mit “The Crystal Specter“ von Mannheim, wenngleich es sich “Vicotnik“ nicht nehmen ließ, sich mit Handschlag persönlich bei den Gästen in der ersten Reihe zu bedanken.

Als die Halle gegen 23:45 Uhr verlassen wurde, zeigten sich auf dem Parkplatz schon reichlich leere Lücken, die darauf hindeuteten, dass einige Besucher wohl schon nach BÖLZER abgereist waren, die an diesem Abend vermutlich am zugkräftigsten gewesen sein dürften. Angesichts ihrer sehr starken und eindringlichen Performance, besonders schade für die Skandinavier, doch hätten wirklich alle Bands ein größeres Publikum verdient gehabt. Zumindest die wenigen Gäste, die an diesem Abend den Weg nach Mannheim gefunden haben, durften sich über klasse Shows mit durchgehend tollem Sound zum einem absolut fairen Eintrittspreis freuen.

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