Arroganz – Primitiv

In schwarzen Minuskeln prangt es deutlich lesbar und unmissverständlich auf einem tiefrotem Grund: “PRIMITIV“ – so der plakative Titel des aktuellen Langspielers von ARROGANZ aus Cottbus, deren Name immerhin nicht weniger aussagekräftig ist. Dennoch lässt dieses eine Wort trotz seiner recht eindeutigen Botschaft im Hinblick auf den Nachfolger von “TOD & TEUFEL“ die Frage aufkommen, in welchem Kontext es in seiner recht offensichtlichen Bedeutung auf das vierte Werk der brandenburgischen Horde zutrifft. Eine stilistische Orientierung hin zu einem roheren und ursprünglicheren Sound erscheint dabei am wahrscheinlichsten.

Tatsächlich zeigt sich schon nach wenigen Minuten, dass sich ARROGANZ in den letzten drei Jahren hörbar weiterentwickelt haben, erweist sich “PRIMITIV“ als wesentlich düsterer und beklemmender als sein direkter Vorgänger. Zwar fanden sich auch auf “TOD & TEUFEL“ einige schwarzmetallische Elemente, die mit brachialem Todesblei zu einer imposanten Einheit verschmolzen wurden, doch treten diese auf dem neusten Album der Truppe deutlich stärker in den Vordergrund. Es ist in erster Linie die dunkle und bedrückende  Produktion, die den sechs Tracks ihren finsteren Charakter verleiht, doch natürlich wurden ebenfalls beim Songwriting einige Modifizierungen vorgenommen, um dieses Ergebnis zu erreichen. Es bleibt in Stücken wie “Strait Paths & Grave Walls“ oder “Cortege“ nicht bei rabiatem Death Metal mit gewaltiger Durchschlagskraft, kreieren ARROGANZ mit allerlei pechschwarzen Facetten enorm vielschichtige Strukturen. Es sind droneartige Sequenzen mit dissonanten Leads, übermäßig verzerrten Bassläufen oder einem unheilvollen Gewirr diabolischer Stimmen, die sich in die zumeist sehr langen Songs drängen und eine bedrohliche Aura entfalten, die letztlich die komplette Platte einhüllt. Erneut beweisen ARROGANZ ein ganz besonderes Geschick für doomige Passagen, die in “Obliviate“ und “Sepulchral Cold“ in Fülle vorhanden sind und mit fies schleppenden Riffs und bösartig heulenden Growls einen schwarzen Pesthauch atmen und somit die unangefochtenen Highlights von “PRIMITIV“ sind. All dies offenbart zweifelsohne einen nachvollziehbaren Pfad in namenlose Untiefen, aus denen der giftige Gestank nach Tod und Schwefel unaufhaltsam hervorquillt. Insofern wurde der Titel der Platte sehr passend gewählt, zeigen sich ARROGANZ von ihrer archaischen Seite.

Leider gelingt es ARROGANZ nicht ganz, das hohe Niveau des kriechenden Downtempos, der herausragenden Stärke des Albums, kontinuierlich zu halten und so klingen einzelne Segmente, in denen der eher klassische Death Metal mit etwas zu gleichförmig stampfenden Rhythmen dominiert, fast ein wenig plump. Es handelt sich hierbei allerdings nur um kurze Momente, die den sonst durchaus gelungenen Gesamteindruck von “PRIMITIV“ nicht allzu sehr negativ beeinflussen, sodass schlussendlich trotzdem ein überzeugendes Album mit dunkelstem Todesblei bleibt.

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