Dynfari – The Four Doors Of The Mind

21. September 2017
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Island hat in den vergangenen Jahren zahlreiche schwarzmetallische Gruppierungen hervorgebracht, die derzeit reichlich Staub in der Szene aufwirbeln können, wobei SVARTIDAUƉI, SINMARA und MISÞYRMING mit ihrem stürmischen Material zu den wohl erfolgreichsten Vertretern von der kargen Insel gehören. Es verfolgen allerdings nicht alle Bands aus dem Land der brodelnden Vulkane diese rohe und ursprüngliche Ausrichtung des Black Metals, wie etwa DYNFARI aus Reykjavík mit ihrem vierten Album unter Beweis stellen.

Interessant ist zunächst das lyrische Konzept der “THE FOUR DOORS OF THE MIND“ betitelten Platte, in dem der Umgang des Verstandes mit Schmerz thematisiert wird, der je nach Intensität und Dauer des Empfindens vier Türen durchschreitet, bei denen es sich namentlich um Schlaf, Vergessen, Verrücktheit und letztlich Tod handelt. Die sehr spirituellen Texte zu diesem sensiblen Thema entleihen sich DYNFARI den Werken von Patrick Rothfuss, einem US-amerikanischen Autor von Fantasyromanen, und den über einhundert Jahre alten Gedichten von Jóhann Sigurjónsson aus Island, aus denen einzelne Passagen rezitiert werden. Dies klingt in der Theorie erst einmal vielversprechend, weist in der praktischen Umsetzung leider einige Schwächen auf, die hätten vermieden werden können.

Als zentrale Elemente des Albums stehen vier längere Kompositionen, die jeweils eine der Türen repräsentieren, wobei sich zwischen diesen wiederum ebenso viele Zwischenstücke finden, die als musikalische Überleitung zur nächsten Tür dienen. Es handelt sich hierbei um ein bekanntes Schema, welches in dieser Form natürlich schon auf etlichen anderen Werken in ähnlicher Weise angewandt wurde und dennoch eine gewisse Liebe zum Detail erkennen lässt. Diese spiegelt sich ebenfalls in den Interludes wider, deren folkig anmutendes Instrumentalspiel samt Flöte, Akkordeon und Bouzouki ausgeschmückt wird und einen gelungenen Kontrast zu den übrigen Stücken bildet, in denen atmosphärischer Black Metal mit Elementen des Post-Rock vereinigt wird. In weiten Teilen der Tracks verzichten DYNFARI auf den Einsatz von Gesang und lassen einzig stimmungsvolle Melodien mit sehnsüchtigem Tenor dominieren. Hierdurch ergeben sich viele schöne Sequenzen, die zum Träumen einladen, doch leider gelingt es den Skandinaviern nicht, dieses Level dauerhaft zu halten. Zuweilen fehlt es den Stücken schlichtweg an Biss und markanten Ideen, um sie davor zu bewahren, langatmig vor sich hinzuplätschern, wobei auch der häufige Einsatz von gesprochenen Passagen nicht wirklich förderlich ist. Diese entpuppen sich als arg kitschig, ist die vortragende Stimme allzu weich und glatt und es fällt schwer, ihr die poetischen Weisheiten über Schmerz und Leid abzukaufen. Eine gebrochene und von vielen Wintern gezeichnete Stimme wäre hier wahrlich authentischer und eindrucksvoller gewesen.

Es hat zuweilen den Eindruck, als wüssten DYNFARI selbst nicht so recht, wohin sie mit “THE FOUR DOORS OF THE MIND“ eigentlich wollen, wobei der thematische Ansatz durchdacht und ansprechend ist. Zu oft verlieren sich die Isländer in Belanglosigkeiten, die Passagen mit ansprechenden Songwriting zerstückeln, die so ihre Wirkung verlieren.

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