Balmog – Eve
Auf ihren bisherigen Werken demonstrierten BALMOG vielleicht nicht besonders innovativ, aber trotzdem recht ordentlich, dass finsterer Black Metal inklusive satanischem Image und okkulten Anleihen auch im sonnigen Galizien ziemlich gut gedeiht. Leider nur wollte es den vier Herren nicht so wirklich gelingen, sich mit den immerhin drei Langspielern sowie zahlreichen Splits und EPs einen Platz in den vorderen Reihen des Genres zu sichern, liefen diese doch zumeist unter dem Radar. Ein recht krasser Stilwechsel, verbunden mit einem neuen Vertrag bei War Anthem Records, soll nun für mehr Aufmerksamkeit sorgen. Diese dürfte „EVE“ in der Tat auf sich ziehen, handelt es sich um eine eigenwillige Platte, die von der Szene zweifelsohne sehr zwiespältig aufgenommen werden dürfte.
Zwar wollen BALMOG ihre neustes Schaffen nicht als avantgardistisches oder experimentelles Album verstanden wissen, doch lässt sich nicht leugnen, dass in den neun Songs ziemlich viele unterschiedliche stilistische Richtungen miteinander vermengt werden, die zusammen ein nicht unbedingt massentaugliches oder gar leicht verdauliches Klangkonstrukt ergeben. Grundsätzlich ist die schwarzmetallischen Basis auf „EVE“ erhalten geblieben, jedoch erheblich erweitert worden, sodass sich ebenfalls reichlich psychedelische Motive, etwas Post-Rock und fast schon noiseartige Elemente finden lassen. Agierten die vier Spanier bislang mit platten Klischees innerhalb festgefahrenen Genregrenzen, sollen sich solche also künftig nicht mehr gesetzt werden, um sich musikalisch frei entfalten zu können. Es existierten in den letzten Jahren so einige Kapellen im extremen Bereich, die sich ganz ähnlich weiterentwickelt haben, doch nicht bei allen verlief dies positiv. Wie also stellen sich BALMOG an?
Zunächst einmal ist die gesamte Platte verdammt sperrig und dies nicht unbedingt auf eine angenehme Art. Dies ist insofern schade, als da sich im teils konfusen Songwriting ein paar wirklich spannende Ideen verbergen, die aufhorchen lassen. Es fällt nur sehr schwer, sich durch die kruden Ansammlungen aus dissonanten Riffs und wechselnden Rhythmen zu arbeiten, ohne dabei den Überblick zu verlieren. Beim ersten Hördurchlauf fällt es auf Grund der fließenden Übergänge zwischen den einzelnen Titeln nicht unbedingt auf, dass der nächste Track schon begonnen hat. Folglich unterscheiden sich diese nicht sonderlich prägnant voneinander, wird auf Dauer das gleiche Konzept verfolgt. Oftmals scheint es keine festen Strukturen zu geben, sodass „Desacougo“ oder „Carrion Heart“ fast wie eine wahllose Aneinanderreihung wabbernder Riffs und seltsamer Effekte erscheinen. Dies macht es eigentlich anstrengend genug, dem eigensinnigen Treiben zu folgen und die zweifelsohne vorhandenen ansprechenden Passagen von „Senreira“ oder „Zohar“ mit ihren lässig rockigen Momenten gleich herauszudestillieren, auch ohne dass mit „Agnus Dei“ ein nahezu 4-minütiges Interlude bestehend aus unangenehm surrenden und brummenden Geräuschen dargeboten wird.
Somit fällt es schlussendlich schwer, ein halbwegs objektives Urteil zu „EVE“ zu treffen, verfolgen BALMOG auf ihrem vierten Rundling einige sehr interessante Ansätze und zeigen sich offen für zahlreiche neue Einflüsse, verpacken all dies allerdings nicht immer unbedingt vorteilhaft. Geeignet ist die Platte wohl am ehesten für Leute, die sich gerne mit zahlreichen Anläufen schrittweise in musikalische Werke einfinden und diese langsam entdecken. Wer daran keine Freude hat, wird sich mit „EVE“ keinen Gefallen tun.