Enevelde – Enevelde

Während von begeisterten Anhängern des Nidrosian Black Metal sehnsüchtig auf einen Nachfolger des gleichnamigen Debütalbums von MISOTHEIST gewartet wird, denkt B. Kråbøl scheinbar gar nicht daran, an einem solchen zu werkeln, sondern stellt stattdessen ein weiteres Soloprojekt namens ENVELDE vor, dessen ebenfalls gleichnamiges Erstlingswerk in diesem Sommer via Terratur Possessions erscheint. Ein mehr als stimmungsvolles Artwork deutet bereits darauf hin, dass der Trondheimer mit dieser Platte wesentlich atmosphärischere Töne anschlägt.

Ziemlich unvermittelt und unspektakulär startet „ENVELDE“ mit schweren Riffs, die sich etwas sperrig über einen trägen Rhythmus legen und sich zunächst wenig eingängig zeigen. An diesem ersten Eindruck ändern auch die kurzzeitig einsetzenden Blasts wenig, bleibt „Kroppens Mani“ ein ungemütlicher Track, der es nicht einfach macht, sich in die rohe Klangwelt einzufinden, zumindest in der ersten Hälfte des Songs. Denn plötzlich wandelt sich dessen Charakter und unter dem miesgelaunten Bellen der rauen Vocals, erschaffen die Sechssaiter eine nahezu repetitiv hypnotische Melodie, die sich zwar weiterhin recht zäh dahinschleppt, dafür allerdings unfassbar intensiv und finster daherkommt. Auf ähnliche Weise wird „Forringelse“ vorangetrieben, fehlen flottere Passagen hier völlig und B. Kråbøl ergeht sich ein weiteres Mal in doomiger Finsternis mit kalten Leads. Zuweilen erinnert das Songwriting stark an das letzte Album der griechischen Kollegen von NOCTERNITY, die sich auf „HARPS OF THE ANCIENT TEMPLES“ im Gegensatz zu ihrer klassisch schwarzmetallischen Vergangenheit mit eher kargen sowie stampfenden Kompositionen von einer ungewohnten Seite zeigten.

Auf nordische Raserei muss auf „ENVELDE“ dennoch nicht verzichtet werden, wird eine solche mit den beiden noch ausstehenden Stücken dargeboten, in denen die bislang eher geschonten Felle ordentlich durchgeprügelt werden. Eine gewisse Epik mit erhabenen Melodien schwingt auch hier stets mit und bildet somit in gewisser Weise den dezenten Unterschied zum ansonsten nicht sonderlich stark abweichenden Material von MISOTHEIST. Begeben sich ENVELDE in „Irrgangen“ erneut in pechschwarze Untiefen hinab, in denen sich ein beklemmendes Gefühl nicht abschütteln lässt, wird „Daukjøttet“ mit Hilfe flirrender Tremolos zur majestätischen Hymne pechschwarzer norwegischer Tonkunst.

Ein wenig holprig ist der Einstieg in „ENVELDE“ zwar schon, doch verliert sich das zu Beginn noch befremdlich wirkende Gefühl ziemlich schnell, sodass im weiteren Verlauf des Albums weitschweifende und packende Klangwelten erkundet werden können, deren kraftvoller Sound keinerlei Wünsche offen lässt. Somit spuckt Trondheim mit ENVELDE eine weitere Kapelle aus, die ihr dunkles Handwerk bestens beherrscht und sich stufenlos in die Liga von WHOREDOM RIFE, VEMOD oder MARE einreiht.

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