Im bereits zehnten Jahr der Existenz seines Soloprojektes namens F41.0, veröffentlicht “Hysteriis“ dieser Tage den von Anhängern sehnsüchtig erwarteten zweiten Langspieler, für den der Baden-Württemberger bei Geisterasche Organisation eine neue Heimat gefunden hat. Auf der als “BÜRDE“ betitelten Platte offenbart der von KRATEIN oder ATRAS CINERIS bekannte Multiinstrumentalist eine enorme musikalische Weiterentwicklung, gehört der rohe und kratzige Black Metal des Debüts offenbar der Vergangenheit an. Zwar ist “Hysteriis“ weiterhin in düster schwarzmetallischen Gefilden unterwegs, doch präsentieren sich die sechs Kompositionen des Werkes als wesentlich vielschichtiger und wirken zudem deutlich reifer.
Es eröffnet sich dem Hörer eine facettenreiche Klangwelt, in der rabiater Black Metal mit allerlei postigen und depressiven Anleihen zu detailverliebten und dennoch nicht zu verschlungenen Strukturen zusammengeführt wird, in denen vor allem mit häufigen Tempowechseln eine angenehme Dynamik erzeugt wird. Dabei erweisen sich die allesamt überlangen Songs zumeist von einem getragenen Midtempo mit bleierner Schwere dominiert, die allerdings regelmäßig durch kurze Ausflüge in harsche Passagen samt kalten Tremoloriffs und treibenden Drums aufgelockert wird, sodass sich keiner der Songs allzu lange in dieser schleppenden Langsamkeit verharrt. Allgegenwärtig ist hingegen eine unheimlich dichte Atmosphäre, die mit Hilfe von wunderschönen Melodiebögen erzeugt wird, die mal sehnsüchtig schmachtend und mal bitter melancholisch vorgetragen werden und sich perfekt den emotionalen Vocals von “Hysteriis“ anpassen. Dieser legt hörbar viel Herzblut in seine kraftvolle Stimme, die von einem dunklen Flüstern, über kehligen Klargesang bis hin zu rauen Growls reicht und in komplett auf Deutsch gehaltener Lyrik von Tod, Leid und Vergänglichkeit erzählt. Dabei erhält der schwäbische Recke prominente Unterstützung am Mikrofon von einigen Gastsängern, zu denen etwa “Tentakel P.“ und Frederic Gutknecht von TODTGELICHTER oder Alexander Schmid von MOR DAGOR zählen, die “BÜRDE“ mit ihren markanten Beiträgen um einige weitere Akzente ergänzen. Ein herausragendes Stilmitte hinsichtlich der Vocals, ist die häufige Wiederholung einzelner Textpassagen mit meist nur wenigen Worten, die sich somit schon beim ersten Hördurchgang ins Gedächtnis einprägen. Leider greift “Hysteriis“ etwas zu oft hierauf zurück, sodass sich schnell Abnutzungerscheinungen zeigen und auch das Ende vom die Platte abschließenden “Kokytos“ nicht sonderlich spektakulär ausfällt, hier wäre definitiv mehr drin gewesen.
Eine stets abwechslungsreiche und gefühlvolle Instrumentalarbeit sowie die Nutzung eines richtigen Schlagzeuges sorgen dafür, dass “BÜRDE“ seinem vier Jahre alten Vorgänger qualitativ deutlich überlegen ist und abgesehen von gelegentlichen Längen durch die vielen Wiederholungen durchgängig spannend bleibt. Somit dürfte F41.0 für Freunde deutschsprachigen Black Metals mit tiefgründigen Texten und vereinzelten modernen Anleihen zweifelsohne interessant sein.