Firtan – Marter
Mehr als zehn Jahre nach ihrer Gründung, können FIRTAN auf zwei viel gelobte Langspieler sowie zahlreiche absolvierte Shows auf den wichtigsten Festivals für düstere Klänge im deutschsprachigen Raum zurückblicken, die sie zu einem festen Bestandteil der heimischen Szene haben werden lassen. Sich der hohen Erwartungshaltung an ihr drittes Werk wohl offenbar bewusst, haben sich die
Baden-Württemberger wieder ausreichend Zeit gelassen, um in aller Ruhe an einer neuen Platte zu arbeiten, die in diesem Herbst in Form von „MARTER“ erst nach erneut vier Jahren vorgelegt wurde. Es zeigt sich, dass die Truppe hiermit alles richtig gemacht hat, erweisen sich die neun frischen Songs als gereifte und bis ins Detail durchdachte Kompositionen.
Von ihrem bislang beschrittenen Pfad weichen FIRTAN mit diesen nicht wirklich ab, ist „MARTER“ weiterhin tief im traditionellen Black Metal verwurzelt und mit einer enorm atmosphärischen Komponente angereichert, ohne dass es der Platte deswegen an der nötigen Durchschlagskraft fehlt. Es wird viel Wert auf abwechslungsreiche Songstrukturen gelegt, in denen stets neue Motive oder markante Stimmungswechsel dafür sorgen, dass über die Dauer von einer knappen Stunde nie wirklich Langatmigkeit aufkommt. So bietet etwa „Faðir“ in seiner ersten Hälfte klirrende Riffs und ein aggressives Schlagzeugspiel, bis nach einem jähen Break plötzlich allerlei melodische Elemente eingebunden werden und dem 6-minütigen Opener ein völlig neues Gesicht verleihen. Nicht weniger spektakulär fällt danach „Amor Fati“ aus, erweisen sich die Sechssaiter hier noch verspielter und ergehen sich abermals in verträumten Leads oder auch gezupften Akustikpassagen, wobei diese nicht nur von unaufdringlichen Keyboards, sondern auch einer Violine begleitet werden. All das klingt schon ziemlich beeindruckend und entfaltet eine epische Atmosphäre, wobei FIRTAN dieses hohe Niveau mit den noch folgenden Nummern mühelos halten können, überzeugen „Lethe“ oder „Parhelia“ mit düsteren gesprochenen Passagen, dem abermals tollen Einsatz des filigranen Streichinstrumentes und wild rasendem Schwarzstahl mitsamt brachialer Doublebase. Die wuchtige Produktion stammt übrigens von Markus Stock, der in seiner Klangschmiede E wie schon zuvor bei „OKEANOS“ tolle Arbeit geleistet und die vielschichtigen Songs wunderbar klar und zugleich druckvoll umgesetzt hat.
Dass auch klassischer Black Metal noch immer frisch und vollkommen unverbraucht klingen kann, indem er auf die richtige Art und Weise aufbereitet wird, beweisen FIRTAN mit ihrem dritten Output mehr als deutlich. Bis zu letzten Sekunde ist „MARTER“ ein durchweg starkes Werk, auf dem sich nicht gescheut wird, auch ein wenig über den Tellerrand zu blicken. Wer zu Version auf Vinyl oder dem Boxset greift, kommt mit „Medomai“ übrigens in den Genuss eines weiteres Tracks.