Frozen Wreath – Mea Culpa

6. Oktober 2023
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Es ist ein sehr explizites Artwork, dass FROZEN WREATH für ihren zweiten Langspieler gewählt haben, mit dem ganz bewusst eine recht genaue Vorstellung vom vermeintlichen Klang von „MEA CULPA“ erzeugt wird, nur um dann mit den sieben Kompositionen stilistisch einen weitestgehend anderen Pfad einzuschlagen. Denn wider Erwarten, suhlen sich die beiden ungarischen Musiker hinter dem vor drei Jahren gegründeten Projekt mit ihrem Schaffen nicht im tieftraurigen Depressive / Suicide Black Metal, zumindest rein instrumental nicht. Jedoch lässt Roland Neubauer all seinen negativen Gedanken über die unvermeidliche Vergänglichkeit des Seins und nicht enden wollenden Schmerz in den drastischen Texten freien Lauf.

Statt dieses eindringliche Wehklagen nun auch noch mit schmachtenden Melodien und zerbrechlichem Gesang zu untermalen, sind es vielmehr kraftvolle und teils gar episch anmutende Songs, die FROZEN WREATH darbieten und selbst als Atmospheric Black Metal titulieren, wobei diese stilistische Einordnung dem vielschichtigen Material ebenfalls nicht ganz gerecht wird. In erste Linie offenbart sich „MEA CULPA“ nämlich als ziemlich kraftvoll komponierte Platte, die trotz einer durchaus emotionalen Note auch mit einem hohen Aggressionslevel daherkommt, werden etwa „Az én vétkem“ sowie „Megrepedt vályogfalak“ von einem harschen Riffing und heftigen Blasts eröffnet, bevor sich beide Titel einigen melodischen Details bedienen, die eine wohlige Melancholie erzeugen könne, ohne dass das rohe Fundament verloren geht. In den weiteren Stücken sind es stellenweise orchestrale Arrangements und Chöre, die sich inmitten der immer wieder ausbrechenden Raserei finden und weite, leere Landschaften vor dem inneren Auge entstehen lassen. Besonders gut gelingt dies in „Az atya, a fiú…“ mit eingängigen Strukturen samt einem stimmungsvollen Mittelteil, in dem FROZEN WREATH auch einige Streicher erklingen lassen.

Stets schwingt dabei der eigenwillige osteuropäische Charme mit, der schon bei zahlreichen anderen Kapellen aus dieser hiesigen Region für einen ganz eigenen Sound gesorgt hat, obwohl im Grunde ein hinlänglich bekanntes Konzept verfolgt wurde. Konkret lassen sich im Falle von „MEA CULPA“ etwa die fast schon kauzigen Keyboards in „Megrepedt vályogfalak“ oder „Nem felejtek“ nennen, die sich aber wunderbar einfügen und auch der atmosphärischen Komponente enorm zuträglich sind. Zudem profitieren die teils überlangen Songs ebenfalls von der starken Dynamik mit häufigen Tempowechseln, als auch der insgesamt transparenten und druckvollen Produktion, die aus „MEA CULPA“ ungeachtet der anderweitig verorteten Texte ein sehr lebendiges Werk werden lässt. Lediglich für die letzte Komposition trifft diese Aussage nicht zu und es wird der Anschein erweckt, als wollten FROZEN WREATH zumindest mit „Búcsúlevél“ einen dieser getragenen, pure Hoffnungslosigkeit ausstrahlenden Songs erschaffen, die so klingen, wie es die lebensverneinenden Texte zunächst vermuten lassen würden. Mehr als neun Minuten lang schleppen sich hier schwere Riffs dahin, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen und auch den eingestreuten Keyboards will es nicht gelingen, für ansprechende Akzente zu sorgen.

Abgesehen davon, legen FROZEN WREATH mit ihrem zweiten Album ein stimmiges und abwechslungsreiches Werk vor, dem die in es gesteckte Leidenschaft deutlich anzuhören ist. Wer seinen Atmospheric Black Metal gerne etwas dunkler und zugleich rauer mag, der sollte „MEA CULPA“ antesten und sich nicht von der selbstzerstörerischen Ästhetik irritieren lassen.

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