Tomb Mold – The Enduring Spirit

11. Oktober 2023
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Dass es sich durchaus lohnen kann, etwas mehr Zeit ins Songwriting eines neuen Albums zu investieren, statt alle paar Monate eine neue Platte auf den Markt zu werfen, die innerhalb kürzester Zeit zusammengebastelt wurde, zeigen dieser Tage die aus Kanada stammenden Herren von TOMB MOLD. Nachdem die erst in 2015 gegründete Band zunächst drei Langspieler in nur drei Jahren veröffentlichte und sich auf jedem von diesen nicht ignorierbare Mängel zeigten, zogen nun vier volle Jahre ins Land, in denen mit viel Ruhe und weniger Druck am mittlerweile vierten Werk gearbeitet wurde, welches in diesem Spätsommer als „THE ENDURING SPRIRIT“ erschien.

Auf den drei bisherigen Alben wirkte es ein wenig so, als solle in erster Linie demonstriert werden, zu welch technischen Glanztaten man fähig sei, ergingen sich TOMB MOLD nahezu durchgängig in schwindelerregender Saitenakrobatik. Hierunter litt leider die Struktur der einzelnen Tracks, die teilweise nur schwer erkennbar war. Hieran wurde seit „PLANETARY CLAIRVOYANCE“ massiv gearbeitet, nutzen Derrick Vella und Payson Power ihr beeindruckendes Talent nun in erster Linie sehr songdienlich, ohne allerdings völlig darauf zu verzichten, sich in frickeligen Passagen zu verlieren. Explizit genannt sei als Beispiel der ausufernde instrumentale Mittelteil des mehr als 11-minütigen Titeltracks, in dem es vor allem schwelgende Melodien sind, die vorherrschen und die neue Ausrichtung der Kapelle zeigen. Denn neben dem weiterhin hohen Anteil an Old School Death Metal, den TOMB MOLD natürlich nicht von heute auf morgen verwerfen, sind es zahlreiche progressive Elemente mit einem Hauch von verspieltem Fusion, die ihren Einzug in die brachiale Klangwelt der Nordamerikaner halten. Zwar mag zu Beginn in „The Perfect Memory (Phantasm Of Aura)“ und „Angelic Fabrications“ hiervon noch nicht wirklich viel zu erkennen sein, da sich TOMB MOLD erst einmal nach allen Regeln der Kunst mit derben Riffs und einem wahnwitzig klöppelndem Schlagwerk austoben, bevor sich den Tenor plötzlich mit „Will Of Whispers“ ändert und sich mehr und mehr ruhige, auflockernde Abschnitte in die fünf nachfolgenden Nummern einschleichen.

Traditionalisten müssen zwar keine Angst haben, dass TOMB MOLD ihren rohen Wurzeln vollständig den Rücken zukehren, ist der durchschlagende Death Metal der früheren Werke weiterhin ein existentieller Bestandteil der aktuellen Platte und dennoch sollte klar sein, dass „THE ENDURING SPRIRIT“ weit über den Tellerrand hinausblickt. Nicht immer funktioniert es so elegant und stimmig, die progigen Ansätze mit ihren schmachtenden Leads und rhythmischen Experimenten zu integrieren, wie in „Will Of Whispers“ mit seiner gelungenen zweiten Hälfte, wird das ohnehin schon anstrengenden Riffing in „Servants Of Possibility“ durch die hektischen Einschübe nicht unbedingt besser verdaulich. Den erneut deutlichsten Kritikpunkt kassieren TOMB MOLD aber für die weiterhin monotonen und ausdruckslosen Growls von Max Klebanoff, der offenbar keinerlei Interesse daran zeigt, in irgendeiner Weise einen Anflug von Emotionen in seinen Vocals erkennen zu lassen.

Insofern ist „THE ENDURING SPIRIT“ trotz einer gelungener Weiterentwicklung des Songwritings sicherlich noch immer kein todesmetallisches Meisterwerk, wohl aber ein Album, das häufiger seiner Weg in die heimische Anlage finden könnte, als seine drei Vorgänger. Puristen mögen hier vermutlich widersprechen, doch mag es bestimmt genügend Fans von DEATH oder ATHEIST geben, für die TOMB MOLD erst jetzt interessant geworden sind.

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