Karne – Condamnés

Nachdem sie vor rund neun Jahren mit den eher eintönig vor sich hin polternden Tracks ihres Debütalbums noch nicht wirklich überzeugen konnten, vollziehen KARNE seitdem eine beeindruckende musikalische Entwicklung, die in diesem Frühjahr vorerst in ihrem dritten Langspieler namens „CONDAMNÉS“ gipfelte, auf dem das ungeschliffene Material von „FAITH IN FLESH“ weit hinter sich gelassen wird. Stattdessen melden sich die fünf Franzosen mit einem gereiften Songwriting zurück, in dem sich viel Liebe zum Detail erkennen lässt.

Die zunächst auffälligste Neuerung im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängern dürfte jedoch die Tatsache sein, dass die Lyrics dieses Mal nicht in englischer, sondern erstmalig in französischer Sprache gehalten wurden. Diese auf den ersten Blick vielleicht nur nebensächlich erscheinende Änderung wirkt sich auf den gesamten Charakter der sechs Songs aus, die hiervon enorm profitieren, entfaltet französischer Black Metal in gewisser Weise seine eigenwillige Atmosphäre erst dann richtig, wenn in der Landessprache gesungen wird. Die selbe Entwicklung wurde übrigens schon erfolgreich bei FERRITERIUM vollzogen, dem Soloprojekt von Raido, der hier bei KARNE als Gründungsmitglied einen der Sechssaiter bedient und zugleich etwas harschere Arrangements komponiert. Denn an der grundlegenden Ausrichtung der Truppe hat sich seit dem letzten Output nämlich gar nicht so viel verändert, wird erneut wütender Black Metal geboten, der meist in rasantem Tempo und mit sehr kantiger Note vorgetragen wird. Allerdings wollen die mittlerweile bis zu mehr als sieben Minuten langen Tracks mit mehr Inhalt gefüllt werden und so gehen KARNE deutlich versierter und vielschichtiger ans Werk, als noch vor ein paar Jahren. Nicht nur düstere Leads werden geschickt in den verschachtelten Strukturen platziert, insgesamt wirkt die Instrumentalarbeit filigraner und verspielter, ohne dass „CONDAMNÉS“ dadurch weniger roh oder direkt wirkt. Vielmehr wirken „Kamarde“ oder „Limbus Puerorum“ durch die teils dissonanten Elemente und dunklen Harmonien viel bösartiger, als es mit reiner Raserei möglich gewesen wäre und so hinterlassen sowohl die epischen Passagen von „La fin aux misérables“ mit ihren durchdringenden Riffs, als auch die brachiale Durchschlagskraft von „Caffa“ nachhaltig Eindruck.

Von ihrem eher schlichten Ansatz haben sich KARNE zum Glück erfolgreich verabschiedet und legen stattdessen ein starkes Album vor, auf dem abwechslungsreicher Black Metal geboten wird, für den ein eigenständiger Sound gefunden wurde, der vermehrt französische Trademarks aufweist, die ihm durchaus gut zu Gesicht stehen. Wer sich zuletzt schon von FERRITERIUM begeistert zeigte, sollte auch KARNE unbedingt antesten. Doch im Grunde dürften Liebhaber französischen Schwarzstahls allgemein auf ihre Kosten kommen.

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