Es ist schon einige Zeit her, dass MISTUR aus dem schönen Sogndal mit “ATTENDE“ ihren ersten und zugleich bislang letzten Langspieler veröffentlicht haben. Dies ist angesichts der Tatsache, dass die sechs Herren zudem in weiteren Kapellen wie VREID, GALAR oder EMANCER tätig sind und somit noch weiteren Pflichten nachgehen müssen allerdings nicht verwunderlich und so kann es schonmal volle sieben Jahre dauern, bis ein Werk wie “IN MEMORIAM“ endlich das Licht der Welt erblickt. Zudem ist den sechs Kompositionen des neuen Albums anzuhören, dass enorm viel Herzblut und zahlreiche Arbeitsstunde in sie geflossen sind und MISTUR nicht nur ein schlichtes Nebenprojekt für die Norweger ist, das mal eben nebenbei läuft.
Vor mehr als einer Dekade erschien nach dem tragischen Tod von “Valfar“ in einem schweren Schneesturm mit “SOGNAMETAL“ die letzte Veröffentlichung von WINDIR in Form einer DVD mit dem Abschlusskonzert der Truppe in Oslo. Bis heute wird der Titel dieses Werkes von einigen Bands aus der Region des Sogndals genutzt, die damit ihren folkig geprägten Black Metal im Fahrwasser von WINDIR bezeichnen. Zu diesen Vertretern des Sognametals gehören ebenfalls MISTUR, zu deren Besetzung immerhin der ehemalige Leadgitarrist von WINDIR gehört.
Dementsprechend ist es nicht allzu verwunderlich, dass sich in den Stücken von MISTUR einige Paralellen zum Schaffen von WINDIR finden lassen, könnten doch einige Passagen von “Matriarch’s Lament“ oder “Downfall“ mit ihren melodischen Leads und hymnischen Keyboards ohne weiteres von “1184“ oder “ARNTOR“ stammen, wird in diesen Songs die erhabene Atmosphäre jener Alben perfekt eingefangen. Insgesamt zeigen sich MISTUR jedoch darauf bedacht, etwas Eigenes zu kreieren. Inmitten der üppig ausgestalteten Songs, deren düster rohe Raserei in regelmäßgen Abständen von der getragenen Epik stimmungsvoller Melodiebögen und sehnsüchtigen Klargesangs durchbrochen wird, finden sich beispielsweise zuweilen todesmetallisch anmutende Anleihen mit deutlich wuchtigerem Riffing und grollenden Vocals. Einzig im etwas zusammengeflickt wirkenden “Distant Peak“ will dieser Ansatz nicht so recht zünden und sich nicht ins melodische Gesamtkonzept des Albums einpassen. Dies ist nicht weiter tragisch, überzeugen MISTUR doch während der restlichen Laufzeit von “IN MEMORIAM“ mit leidenschaftlichen und stimmungsvollen Tracks, die vor dem inneren Auge wunderschöne nordische Landschaften mit endlosen verschneiten Wäldern entstehen lassen.
Es ist zweifelsohne keine leichte Aufgabe, das Erbe einer solch stilprägenden Formation wie WINDIR anzutreten und dennoch machen MISTUR hierbei eine ziemlich gute Figur mit ihrem Zweitwerk. Dem norwegischen Sextett gelingt es scheinbar spielend, die ausufernden Songs von “IN MEMORIAM“ mit üppigen Instrumentalpassage voll melodischer Gitarrenakrobatik und synthetischen Untermalungen sowie abwechslungsreichem Gesang auf Dauer interessant zu halten, sodass sich die Platte in der Sammlung wunderbar neben den Werken von GALAR und COR SCORPII einreihen dürfte.