Nordjevel – Gnavhòl

Nicht immer ist eine namhafte Besetzung ein sicherer Garant für ein qualitativ hochwertiges Schaffen. Dies zeigt ganz aktuell der dritte Langspieler von NORDJEVEL aus Norwegen. Denn obwohl sich unter diesem Namen durch und durch erfahrene ehemalige Musiker von illustren Kapellen wie DARK FUNERAL, RAGNAROK, 1349 oder MORBID ANGEL vereint haben, wollen die neun Tracks von „GNAVHÓL“ die an sie gesetzten Erwartungen nicht so recht erfüllen. Deswegen ist die Platte sicherlich nicht schlecht, doch Begeisterungsstürme werden von ihr kaum ausgelöst werden.

Es ist angesichts der früheren Arbeitgeber der vier Skandinavier nicht wirklich verwunderlich, dass diese mit NORDJEVEL ebenfalls einen eher ungestümen Ton anschlagen und wenig Sinn für ästhetische Momente zeigen. Nein, melodische oder gar atmosphärische Passagen sind auf „GNAVHÓL“ sehr selten, während „Dominator“ hingegen ausgiebig unter Beweis stellen darf, dass er zu den wohl schnellsten Drummern der schwarzmetallischen Szene gehört, was ihm auch den Nebenjob als gelegentliche Vertretung von „Frost“ bei 1349 eingebracht haben dürfte. Dass all die rasanten Blasts auf Grund der sterilen Produktion allerdings klingen, wie eine wild gewordene Nähmaschine, scheint zwar die Band nicht weiter zu stören, schmälert aber den Hörgenuss stellenweise doch deutlich. Immerhin wurde der übrige Sound wesentlich organischer gehalten, sodass das massive Riffing der Sechssaiter, das häufig in Form fieser Tremolos daher kommt, angemessen kraftvoll und drückend ertönt. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass auch das Songwriting an sich nicht ganz uninteressant ist, verstehen sich NORDJEVEL darauf, bedrohlich wirkende Strukturen zu erschaffen, in denen die Quintessenz des Genres abschnittsweise gut zur Geltung gebracht wird, klingt beispielsweise der stampfende Mittelteil von „Satan’s Manifest“ herrlich böse und „Spores Of Gnosis“ spielt geschickt mit verschiedenen Tempowechseln und messerscharfen Gitarren. Zu oft aber prügelt „Dominator“ auf „GNAVHÓL“ zu plump und unpassend drauf los, sodass die überzogene Geschwindigkeit so manch guten Ansatz schon im Keim erstickt.

Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass NORDJEVEL rein technisch betrachtet auf einem anspruchsvollen Niveau agieren und „GNAVHÓL“ die jahrelange Erfahrung der einzelnen Mitglieder anzuhören ist. Dennoch ist es diesen nicht geglückt, gemeinsam ein mehr als mittelmäßiges Album zu kreieren, fehlt es den zehn Kompositionen nicht nur an einem Alleinstellungsmerkmal, dass sie von den dutzenden anderen Bands dieser aggressiven Spielart abhebt, sondern auch ein wenig mehr Gefühl für dynamisches Songwriting, fahren sich die vier Norweger zu oft in ihrer Raserei fest. Dennoch wird es zweifelsohne Leute geben, die genau auf der Suche nach diesem Sound sind und sicherlich ihre Freude mit „GNAVHÓL“ haben werden.

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