Rotting Christ – Pro Xristou

ROTTING CHRIST sind zweifelsohne eine der dienstältesten Kapellen der schwarzmetallischen Szene und wenngleich sie ihre stilistische Ausrichtung in den vergangenen nahezu vier Dekaden mehrmals deutlich verändert haben, haben sie stets mit einer absolut verlässlichen Regelmäßigkeit frische Platten veröffentlicht und ihre griechische Heimat auf der internationalen Bühne hervorragend vertreten. Nach der bis dato längsten Pause von fünf Jahren, meldet sich Sakis Tollis mit seinen Mannen wieder zurück und legt via Season Of Mist das mittlerweile vierzehnte Studioalbum namens „PRO XRISTOU“ vor.

Dass mehr als drei Jahrzehnten nach dem legendären Debüt kein reinrassiger Black Metal mehr von ROTTING CHRIST erwartet werden darf, sollte wohl jedem klar sein, der den Werdegang der hellenischen Recken hier und da ein wenig verfolgt hat und es lässt sich vermutlich sogar vortrefflich darüber streiten, inwieweit die zehn enthaltenen Songs überhaupt noch diesem Genre zugeordnet werden können. Nicht umsonst wird häufig lediglich von Extreme Metal gesprochen, ist die Rede von der in Athen gegründeten Band. Für die vorliegende Platte wurde ebenfalls kein Kurswechsel eingeläutet und so führt „PRO XRISTOU“ den zuletzt auf „THE HERETICS“ zelebrierten Sound konsequent weiter.

Dies bedeutet, dass erneut absolut opulente Klangwelten erschaffen werden, in denen sich beschwörende Chorgesänge und fesselnde Leads dicht an dicht drängen und für eine nahezu erdrückend atmosphärische Epik sorgen, die heutzutage ebenfalls noch MACABRE OMEN in dieser packenden Intensität zu Stande bringen. Doch obwohl die einzelnen Tracks hier wirklich mit den verschiedensten Elementen vollgepackt sind, wirkt „PRO XRISTOU“ nie überladen, wurde doch stets songdienlich komponiert und zudem bringen ROTTING CHRIST viel Abwechslung in das dreiviertelstündige Werk. Werden beispielsweise „The Apostate“ oder „Yggdrasil“ von dramatischem mehrstimmigem Gesang dominiert, setzt Sakis Tollis wiederum in „The Sixth Day“ oder „Saoirse“ verstärkt auf seine kehligen Growls, wobei sich diese stellenweise anhören, als würden sie eine beschwörende Predigt abhalten. Sehr eindringlich präsentiert sich auch der eingängige Refrain von „Pretty World, Pretty Dies“ mit seinen zarten Frauenstimmen, die die eingespielten Samples von kriegerischem Waffengeklirr gelungen kontrastieren.

Es mangelt nicht an ansprechenden Ideen, die handwerklich auch jedes Mal perfekt umgesetzt wurden. Doch bei allem Lob, muss sich „PRO XRISTOU“ letztendlich doch noch die Kritik gefallen lassen, hinsichtlich des vorherrschenden Tempos vielleicht ein wenig zu gleichförmig unterwegs zu sein und sich zu sehr im theatralischen Midtempo festzufahren. Sicherlich ist ein solches perfekt für den hymnischen Stil geeignet und doch lassen ROTTING CHRIST ein wenig Temperament vermissen, werden schwarzmetallisch Ausbrüche stets nur angedeutet, nie aber mit voller Inbrunst ausgeführt. Abgesehen von diesem vernachlässigbaren Schönheitsfehler, ist „PRO XRISTOU“ ein mehr als starkes Werk, das keinen Fan von ROTTING CHRIST enttäuschen wird, der schon von den letzten paar Alben begeistert war.

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