Svyatogor – Doctor Veritas

17. Juni 2012
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Der Drang ursprüngliche Black oder Death Metal Strukturen mit experimentellen Motiven und einer unkonventionelle Instrumentierung zu kombinieren und auf diese Weise einen neuen Sound zu kreieren, scheint in der Szene nie größer gewesen zu sein als es aktuell der Fall ist. Die Einflechtung von Synthesizern und Post-Rock Elementen erfreut sich dabei scheinbar besonderer Beliebtheit, werden doch nahezu täglich neue Werke dieser Spielart veröffentlicht. Ungeachtet der Tatsache, dass sich viele solcher Platten allmählich sehr ähneln, gelingt es nur wenigen Bands in dieser Disziplin wirklich zu überzeugen.

Eine jener Kappellen ist die aus der Ukraine stammenden Truppe SVYATOGOR, die mit einer beständig wechselnden Besetzung bereits seit 1999 aktiv ist. Das im Mai erschienene Langeisen “DOCTOR VERITAS“ stellt das nunmehr dritte Vollalbum der Herren dar und setzt zudem den sich seit dem Debüt “…WITH WOLFISH STALK AND BY WINGS OF BLACK…“ vollziehenden musikalischen Wandel des Quartetts fort.

Für ein stabiles Fundament der zehn auf “DOCTOR VERITAS“ enthaltenen Kompostionen sorgen melodische Schwarzstahlstrukturen, die mit reichlich Dynamik und Variation ausgestattet wurden. Die Saitenarbeit kann mit einem intelligenten Riffing überzeugen, das fernab jeglichen Standards mit durchdachten Leadspuren die Grenzen des reinen Black Metal weit überschreitet. Speziell die Soli weisen mehr als deutliche Parallelen zu den klassischen Hard N‘ Heavy Bands der 80er Jahre auf und bilden einen gelungenen Kontrast zu harschen Agieren der Rhythmusfraktion. Bereits mit diesen Mitteln erschaffen SVYATOGOR eine interessante Klanglandschaft, in der die wechselhaften Gitarren stets neue Impulse geben und dennoch nur einen Teil zur Songgestaltung beitragen. Violinen, Keyboards und auch ein Saxophon werden verwendet, um ein bizarres Hörerlebnis zu erschaffen, in dem sich Folk und Jazz nahtlos mit den rauen Riffs verknüpfen und trotz aller Gegensätzlichkeit ein in sich stimmiges Stück Musik erzeugen. Die außerwöhnlichen Arrangements werden dabei meist durch abrupte Umbrüche eingeleitet und währen nur kurz ohne zu übersättigen. Dennoch lässt “DOCTOR VERITAS“ den Hörer nach einem ersten Durchlauf mit zunächst ratloser Miene zurück. Zu vielfältig und komplex ist das Material, als das es in einem Hördurchgang vollständig aufgenommen und verarbeitet werden könne. Erst nach und nach erschließen sich die unzähligen Facetten, sowie die verstörenden Atmosphäre, die “DOCTOR VERITAS“ umgibt und es zu einem Album werden lässt, das in der Tat bis dato Ungehörtes präsentiert.

Unglücklicherweise kann die Produktion des Album als nicht sonderlich gelungen bezeichnet werden, sodass sich “DOCTOR VERITAS“ über seine gesamte Länge in keinem wirklich homogenern Klang zeigt. Angesichts der völlig überzeugenden Intrumentalleistung kann jedoch über diesen Makel hinweggesehen werden.

Wer sich mit SVYATOGOR auseinandersetzen möchte, sollte vor allem Zeit bereithalten und Freude daran haben ein Album stückchenweise zu erkunden. Die interessante Mischung, die “DOCTOR VERITAS“ bereithält, wird dem aufgeschlossenen Musikfreund diese Mühen sicherlich entlohnen.

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