Tsjuder – Legion Helvete

Sang- und klanglos verabschiedeten sich TSJUDER im Jahre 2006 aus der schwarzmetallischen Szene. Mit der Live-DVD „NORWEGIAN APOCALYPSE“ wurde den treuen Anhänger eine letzte Veröffentlichung dargeboten, die einen gelungenen Querschnitt des Schaffens der Nordmänner in eindrucksstarken Bildern präsentiert. Danach herrschte Stille…

Zwar blieb das Trio nicht untätig und sorgte, wenn auch auf getrennten Wegen mit KRYPT und TYRANN für Aufmerksamkeit, konnte aber die klaffende Lücke, die TSJUDERs Ableben hinterließ nicht im Ansatz schließen. Doch wenn die vergangenen Jahre die Heavy Metal Szene eines gelehrt haben, dann, dass ein Abschied lediglich den Countdown zu einer Re-Union einläutet. So gelang den Norwegern im Jahr 2010 zwar eine Überraschung als die Rückkehr des Black Metal Flaggschiff verkündet wurde, die allerdings nur eine von vielen gleicher Art in den heutigen Tagen ist.

So liegt nun, sieben Jahre nach „DESERT NORTHERN HELL“ ein neues Werk von „Nag,“ „Draugluin“ und „Antichristian“ vor, das auf den Namen „LEGION HELVETE“ hört und den bisherigen Entwicklungsfaden der Mannen konsequent weiterspinnt. Als hätte die mehrjährige Pause nicht stattgefunden, liefern TSJUDER in gewohnter Stärker das ab, was von ihnen erwartet wird – rasenden Black Metal ohne unnötigen Schnickschnack.

Im Vergleich zu „DESERT NORTHERN HELL“ wurde der Thrash Anteil nochmals aufgestockt, ohne den typisch klirrend kalten Riffs ihre Herrschaft streitig machen zu wollen. Stattdessen bedienen sich TSJUDER erneut dem perfekt harmonierenden Zusammenspiel von Hochgeschwindigkeitsgeknüppel und auflockernden Grooveelementen, die bereits auf dem Vorgänger zum Erfolgsrezept gehörten. Wenngleich ein derart mächtiger Song wie „Unholy Paragon“ auf „LEGION HELVETE“ zwar vergebens gesucht wird, sorgt „Draugluin“ doch für ein kraftvolles und abwechslungsreiches Gitarrespiel auf durchgängig hohem Niveau. Eine Neuerung stellt die lyrische Ausgestaltung der Stücke dar, die anno 2011 fast ausschließlich norwegisch ausfällt. Während in der Vergangenheit lediglich vereinzelt Songs wie „I-10“ oder „Helvete“ nicht auf Englisch verfasst wurden, findet „Nags“ infernalisches Gekeife größtenteils in der rauen Landessprache statt, die den Kompositionen deutlich besser zu Gesicht steht.

Produktionstechnisch wurde der Weg hin zu einem roheren und ursprünglicheren Klanggewand gewählt. Dies lässt das Material zwar mit hörbar weniger Druck aus den Boxen schallen, versprüht allerdings einen wesentlich kältere Atmosphäre, die für eine gute Portion Nostalgie sorgen kann.

„LEGION HELVETE“ kann zwar die Klasse von „DESERT NORTHERN HELL“ nicht erreichen, stellt aber nach all den Jahren der Abstinenz von TSJUDER ein enorm starkes Album dar, das in der Lage ist manch andere Veröffentlichung, die im Zuge des momentanen Comebackwahns entstanden ist, verblassen zu lassen. Wer keine Experimente von den Norwegern erwartet hat, wird von „LEGION HELVETE“ garantiert nicht enttäuscht werden und kann blind zugreifen.

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