Tulus – Fandens Kall
Es mag womöglich am großen Erfolg von „OLD OLD DEATH“ gelegen haben, dass sich TULUS dazu entschlossen haben, nicht wieder ganze acht Jahre ins Land ziehen zu lassen, bis sie sich mit frischem Material zurückmelden, sondern relativ zeitnah eine neue Platte vorzulegen, bevor die positiven Erinnerungen an die zehn starken Songs in vielen Köpfen wieder verblasst sind. Dennoch sollten trotzdem immerhin fast drei Jahre vergehen, bis die norwegische Truppe die Veröffentlichung von „FANDENS KALL“ für diesen Februar verkündete, sodass mitnichten von einem voreiligen Schnellschuss gesprochen werden kann. Für den erst siebten Langspieler in ihrer mehr als drei Jahrzehnte andauernde Historie wurde abermals nichts überstürzt, sodass TULUS gewohnt starke Kost liefern, ohne sich inhaltlich allzu weit vom bisherigen Schaffen zu entfernen.
Erneut wurden zehn kurze und kompakte Songs zusammengestellt, sodass „FANDENS KALL“ gerade so eine halbstündige Laufzeit vorweisen kann. Dies erweist sich aber keinesfalls als nachteilig, verzichten TULUS abermals darauf, das kantige Material künstlich in die Länge zu ziehen und so ist zuweilen mitunter in deutlich weniger als drei Minuten alles gesagt, was gesagt werden wollte. Dies trifft etwa auf den eröffnenden Titeltrack zu, der ohne weitere Umschweife sofort in die Vollen geht und stetig zwischen hektischem Verse und stampfendem Refrain wechselt, während die keifenden Vocals herrlich fies wüten. Noch wesentlich schneller kommen die drei Nordmänner in „Allstøtt“ auf den Punkt, einer puristischen Nummer im rockigen Midtempo, die dennoch eine tiefschwarze Aura versprüht. Natürlich ist „FANDENS KALL“ aber nicht durchgängig derart minimalistisch gehalten und so darf in „Isråk“ einem recht eigenwilligen Gitarrensolo gelauscht werden, während sich in „Sjelesmerte“ sogar weiblicher Gesang in die groovigen Riffs schleicht und der Komposition eine ganz besondere Note verleiht. Ebenfalls herausstechen kann „Samuelsbrenna“ als wohl am schwersten verdaulicher Song, dessen ohnehin zähes Riffing mehrmals von schrägen und dennoch mystisch anmutenden Akustikgitarrenarrangements unterbrochen wird. Ein solches beendet die Platte in Form von „Barfrost“ letztendlich auch mit sehr stimmungsvollen Klängen, die nach einem solch dreckigen und holprigen Ritt, wie ihn TULUS bis dahin zelebriert haben, zwar sehr ungewöhnlich wirken und trotzdem keinesfalls deplatziert, scheint es doch die einzige angemessene Art und Weise zu sein, um „FANDENS KALL“ gebührend zu einem Abschluss zu bringen.
In gewisser Weise haben TULUS ihren schon seit Jahren beschrittenen stilistischen Pfad auch für ihr neustes Werk keinen Zentimeter verlassen und trotzdem überrascht „FANDENS KALL“ immer wieder mit sehr gegensätzlichen oder unerwarteten Motiven, die für ausreichend Variation sorgen, ohne dass aber die grundlegende Marschrichtung des rockigen, kauzigen Black Metals vernachlässigt wird. Insofern haben die Norweger erneut alles richtig gemacht und ein kurzweiliges Album mit einer gewohnt sehr eigenständigen Note aufgenommen.