Während am diesjährigen Osterfest in der gesamten Republik abermals unzählige Kinder bei kaltem Regenwetter durch klatschnasse Vorgärten gescheucht wurden, um liebevoll industriell gefärbte Eier aus osteuropäischer Legebatterienhaltung zu suchen, konnten die Feierlichkeiten zu Ehren der Auferstehung des Herrn im Backstage zu München bei wohlig warmen Temperaturen, kühlen Getränken und natürlich reichlich entspannter Musik deutlich angenehmer zelebriert werden. Erneut pilgerten am 31.03./01.04.2018 hunderte Liebhaber harter Klänge für zwei Tage in die bayerische Landeshauptstadt, um dem bereits siebten DARK EASTER METAL MEETING von Backstage Concerts GmbH sowie MRW Concerts beizuwohnen. Das hochkarätig besetzte Billing lockte neben alteingesessenen Truppen wie PARADISE LOST, DESASTER oder BELPHEGOR ebenfalls mit einigen aufstrebenden Kapellen wie ANOMALIE oder ULTHA und bot ausreichend Abwechslung. Wie schon im vergangenen Jahr war EVILIZED vor Ort dabei, um dem heftigen Spektakel beizuwohnen.
Leider verlängerte sich die ohnehin fast dreistündige Anreise auf Grund eines ordentlichen Staus auf der A8 und gesperrter Streckenabschnitte auf der vom Navi vorgeschlagenen Ausweichroute um eine weitere Stunde, sodass München erst kurz vor 15:00 Uhr erreicht werden konnte. Nach einem raschen Check-In im Hotel genau gegenüber der Theresienwiese, führte der Weg ins Backstage, dessen Außenbereich sich zur frühen Stunde schon beachtlich gefüllt zeigte. Ein erneut dichteres Gedränge war allerdings bereits im Vorfeld zu erwarten, konnte das DARK EASTER METAL MEETING doch schon einige Wochen im Vorfeld das komplette “Sold Out“ für das Festivalwochenende verkünden. Entsprechend gut gefüllt zeigte sich die Halle, in der sich UNLIGHT mit “Promethean Might“ schon mitten in ihrem Set befanden.
In den hintersten Reihen, die schon kurze Zeit nach Veranstaltungsbeginn vom atemberaubenden Schweißgeruch einiger Besucher erfüllt wurden, konnte dennoch ein Platz ergattert werden, der eine freie Sicht auf die Bühne bot, auf der sich die klassisch mit Corpsepaint und Nietengürtel ausgestatteten Herren aus Baden-Württemberg wortkarg durch ihr Set spielten. Nicht selten erinnerten die energiegeladenen Tracks mit ihren melodischen als auch thrashigen Akzenten an schwedische Kollegen wie DARK FUNERAL oder WATAIN und genau dies schien dem Publikum sehr zuzusagen, wurde mit Applaus nicht gespart. Als zum Abschluss mit “Wachturm“ sogar noch SODOM gehuldigt wurde, kam sogar noch ein wenig Bewegung in die Menge, sodass UNLIGHT attestiert werden darf, an diesem Nachmittag alles richtig gemacht zu haben.
Direkt im Anschluss durften NOCTEM als erste Formation des Festivals die Bretter im nur lückig gefüllten Werk erklimmen, auf denen sie eine fulminante Show mit viel Bewegung ablieferte. Dabei stellte besonders “Beleth“ den absoluten Albtraum eines jeden Chiropraktikers dar, ließ dieser mit dem Mikrofonkabel locker ums Handgelenk gewickelt zwischen seinem inbrünstigen Brüllen den Kopf immer wieder in schwindelerregender Geschwindigkeit kreisen. Leider wirkten die farbigen Kontaktlinsen und die pathetisch düstere Mimik des Spaniers dagegen eher albern, als wirklich bedrohlich. Nicht zuletzt konnte auch die gewöhnliche Mischung aus Black und Death Metal abgesehen von einigen eingängigen Melodien keine wirklichen Höhepunkte vorweisen und plätscherte eher belanglos vor sich hin. In den ersten Reihen schienen ein paar Fans dennoch begeistert und feiert NOCTEM frenetisch.
Zumindest rein musikalisch bewegten sich DARK FORTRESS gegen 17:30 Uhr auf einem deutlich höheren Level. Vor einer zahlreich versammelten Menge spielte sich die Truppe aus Landshut nach fast zwei Jahrzehnten ein letztes Mal gemeinsam mit “Draug“ am Tieftöner einmal quer durch die gesamte Diskographie und bedachte fast jedes Album mit einem Song. Dabei wurde sogar das Debüt mit “Misanthropic Invocation“ berücksichtigt und zum ersten Mal seit vielen Jahren wurde zur Feier des Re-Release der ersten beide Werke auch “Blood Of The Templars“ wieder ins Liveset aufgenommen. Soweit also darf von einem gelungenen Auftritt gesprochen werden, doch irgendwie wollte der Funke nicht so recht überspringen, was wohl in erster Linie der etwas lustlosen Bühnenpräsenz von DARK FORTRESS geschuldet sein dürfte, die die Sache an diesem Abend ohne den nötigen Biss angingen, sodass wahre Leidenschaft vergeblich gesucht wurde. Schade, hätte dieser Gig doch etwas Besonderes werden können.
Setlist:
I Am The Jigsaw Of A Mad God
Cohorror
Misanthropic Invocation
Evenfall
When 1000 Crypts Awake
Blood Of The Templars
The Valley
Ein atmosphärisch unheimlich dichtes Ritual wurde nun von SUN OF THE SLEEPLES in der bis zum letzten Winkel besetzten Halle abgehalten. Flankiert von zwei Fackeln, präsentierte Ulf Theodor Schwadorf mit Stücken wie “Where In My Childhood Lived A Witch“ oder “Phoenix Rise“ hauptsächlich Material des letztjährigen Erstlingswerkes. Unterstützung erhielt er dabei von vier namhaften Kollegen, tummelten sich etwa “Eviga“ von DORNENREICH, “Alsvartr“ von HELRUNAR oder “Inkantator Koura“ von MOSAIC neben Schwadorf auf der kleinen Bühne. Zwar mit Keyboards aus der Konserve, aber dafür mit drei Sechssaitern ausgestattet, entfalteten SUN OF THE SLEEPLES mit ihrem melodisch angehauchten Black Metal eine düster-mystische Aura, die sofort in ihren Bann zu ziehen vermochte. Der laute Jubel eines absolut zufriedenen Publikums am Ende des Auftrittes ist hoffentlich Anreiz genug von Ulf Theodor Schwadorf, das Projekt nicht noch einmal für längere Zeit auf Eis zu legen.
Ein deftiges Kontrastprogramm stand nun zurück im Werk mit dem ersten Auftritt von BETHLEHEM in neue Besetzung auf dem Plan. Für den selbstbetitelten siebten Langspieler unterzog Jürgen Bartsch die Band vor zwei Jahren einer vollständigen Frischzellenkur und rekrutierte ein neues Line-Up mit “Onielar“ von DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT an der Spitze, die diese Livepremiere mit ihrer extravaganten Bühnenperformance von der ersten Sekunde an dominierte. Während sich Bartsch und Karzov eher statisch auf ihr Instrumentalspiel konzentrierten, entfesselte “Onielar“ mit ihren durch und durch kranken Vocals den blanken Wahnsinn. Vor dem Schlagzeug zusammengekauert, wild umherlaufend oder den erhobenen Zeigefinger gen Publikum reckend, intonierte “Onielar“ die morbiden Lyrics von Songs wie “Kalt‘ Ritt in leicht faltiger Leere“ oder “Wahn schmiedet Sarg“ röchelnd, keifend und inbrünstig kreischend in einer wohl kaum zu überbietenden Intensität. Entsprechend euphorisch zeigte sich die feiernde Menge, die jede neue Ansage bejubelte und sich dem bizarren Spektakel von BETHLEHEM vollkommen hingab.
Setlist:
Fickselbomber Panzerplauze
Kalt‘ Ritt in leicht faltiger Leere
Aphel – Die schwarze Schlange
Gestern starb ich schon heute
Die Dunkelheit darbt
Schatten aus der Alexander Welt
Wahn schmiedet Sarg
Tagebuch einer Totgeburt
Weniger fesseln konnte hingegen ULTHA im Anschluss in der Halle, wobei dieser Umstand vermutlich doch eher der dicht gedrängten und unruhigen Menge geschuldet gewesen sein dürfte, als tatsächlich den Kölnern selbst. Lediglich im hinteren Teil des stickigen Raumes konnte noch ein Platz ergattert werden, leider direkt neben der stark frequentierten Theke und dem Durchgang zu Tür. Es fiel daher beim ständigen Anrempeln durch umherlaufende Besucher nicht leicht, sich auf das Geschehen auf der Bühne zu konzentrieren, auf der ULTHA in rotes Licht und viel Nebel getaucht, episch ausufernde Titel wie “The Seventh Sorrow“ oder “Fear Lights The Path“ zum Besten gaben. In den vorderen Reihen hingehen schien der atmosphärische Black Metal reichlich Anklang zu finden.
Wer zu dieser späten Stunde noch von einem Hungergefühl geplagt wurde, konnte sich im Innenhof des Backstage an zwei Imbissständen mit sowohl Pulled Pork als auch Burgern für 6,50€ oder dem vegetarischen Pendant für 6,00€ sowie Pommes für 3,00€ stärken. Trotz des hohen Andrangs wurden die Besucher von den freundlichen Damen an der Kasse zügig und mit einem Lächeln bedient. Unkompliziert verlief ebenfalls der Getränkeverkauf in der Location, konnten längere Schlangen auf Grund der guten Verteilung von Theken doch fast vollständig vermieden werden. Versorgt mit neuen Kräften konnte es um 21:50 Uhr im Werk weitergehen.
Auftritte von SHINING bergen meist ein hohes Potential für Zwischenfälle jeglicher Art, je nach aktueller Stimmungslage von Niklas Kvarforth und den sich ihm bietenden Möglichkeiten, seinen kranken Geist auszuleben. An diesem Abend allerdings wirkte der schwedische Herr, der freundlich winkend vor sein Publikum trat, fast handzahm. Es hagelte weder Drohungen oder Beschimpfungen, noch wurden innige Zungenküsse ausgetauscht oder die Bühne mit Blut und Erbrochenem dekoriert und selbst an der obligatorischen Flasche Jack Daniel’s wurde nur vorsichtig genippt, während sich die Nordmänner unter massivem Einsatz von Stroboskop-licht professionell durch die eher jüngeren Alben ihrer mehr als 20-jährigen Bandgeschichte arbeiteten. Neben starken Kompositionen wie “Låt oss ta allt från varandra“ oder “Framtidsutsikter“ reihten sich jedoch auch weniger packende Stücke ins Set, sodass die Show nicht durchgängig fesseln konnte, wenngleich sich SHINING doch sichtbar Mühe zur Interaktion mit der Menge gaben. Anhänger dürften vermutlich trotzdem voll und ganz auf ihre Kosten gekommen sein.
Setlist:
Han som lurar inom
Hail Darkness Hail
Framtidsutsikter
Jag är din fiende
Ohm (Sommar med Siv)
Låt oss ta allt från varandra
For The God Below
Kurz vor dem Endspurt wurde nach zahlreichen Stunden musikalischer Beschallung eine letzte Verschnaufspause eingelegt, um pünktlich um 22:50 Uhr im Werk wieder frisch für den anstehenden Auftritt von BLOODBATH zu sein. Leider entwickelte sich die Show der schwedischen Totengräber aber eher zu einer herben Enttäuschung und nicht zum von vielen Besuchern erhofften krönenden Highlight des Tages. Zwar ist es kein Geheimnis, dass die Stimme von Nick Holmes weder die derbe Brachialität eines Mikael Åkerfeldt, noch den enormen Umfang eines Peter Tägtgren besitzt, doch was der Brite während der 75-minütigen Darbietung leistete, darf schon als Zumutung bezeichnet werden. Sichtlich unmotiviert stolperte dieser in einem schwarzen Gehrock auf der Bühne umher und grummelte schwachbrüstig die Lyrics zu Tracks wie “So You Die“ oder “Like Fire“ ins Mikrofon, die übrigens allesamt von einem kleinen Bildschirm zwischen den Monitoren abgelesen werden mussten. Leider konnte dieses Trauer-spiel auch der energische Einsatz von Tomas Åkvik nicht mehr retten. Derweil erwies sich die Setlist als sehr ansprechend, wurden mit “Cancer Of The Soul“ sowie “Outnumbering The Day“ zahlreiche Klassiker gespielt. So endete endlich um kurz nach Mitternacht ein gänzlich blutleerer Auftritt mit dem von Beginn an lautstark geforderten “Eaten“ sang- und glanzlos.
Setlist:
Let The Stillborn Come To Me
Iesous
So You Die
Breeding Death
Anne
Cancer Of The Soul
Weak Aside
Church Of Vastitas
Like Fire
Outnumbering The Day
Beyond Cremation
Bathe In Blood
Mock The Cross
Blood Bath (Cancer Cover)
Eaten
Etwas ernüchtert wurde ein letztes Mal an diesem Abend der kurze Weg in die zu solch später Stunde noch immer ziemlich stickige Halle angetreten, in der AURA NOIR zum Abschluss die leicht gedämpfte Stimmung mit ihrem herrlich altbackenen thrashigen Black Metal noch einmal ordentlich aufheizen konnten. Zwar darf von “Aggressor“ natürlich nicht sonderlich viel Bewegung auf der Bühne erwartet werden, doch ist dies bei knackigen Krachern wie “Sons Of Hades“, “Black Metal Attack“, “Destructor“, “Thrash Attack“, “Deep Tracts Of Hell“ und “Snake“ gar nicht unbedingt nötig, um das feiernde Publikum bei Laune zu halten. Im hinteren Teil des Raumes wurde den Zuschauern eine zusätzliche Show von einem adretten Herren mit modisch schickem Vokuhila geboten, der derart besoffen war, dass er sich kaum noch aufrecht auf den Beinen halten konnte, aber trotzdem artig im Takt mitbangte…sogar während er sich an der Theke ein neues Pils bestellte und das nötige Kleingeld aus dem Portemonnaie zusammensuchte. Der eifrige Einsatz der Nackenmuskulatur brachte er zwar mit sich, dass beim Trinken fast ebenso viel Bier aus dem Mund heraustropfte, wie zuvor hineingeschüttet wurde und leider rutschte auch die Brille immer wieder von der Nase, doch müssen manche Opfer einfach stillschweigend erbracht werden. Nachdem noch einige seiner vorbeilaufenden Fans mit ein paar gemeinsamen Fotos beglückt wurden, widmete er sich wieder voll und ganz dem beherzten Kopfnicken, dass er tapfer bis zum Ende des Gigs und sogar darüber hinaus durchzog. Nur schweren Herzens wurde das Backstage nach einem durchaus gelungenen ersten Festivaltag gen Hotel verlassen und der einsame Banger sich selbst überlassen.
Eine etwas zu kurze Nacht und ein üppiges Frühstück später, wurde vor dem Aufbruch ins Backstage noch ein touristischer Ausflug in die Innenstadt von München mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten unternommen. Zwar sind das neue Rathaus oder die gotische Peterskirche durchaus architektonisch eindrucksvolle Bauten, doch bei eisigen Winden und Regen verging die Lust auf weitere Eindrücke am frühen Nachmittag recht schnell.
Die wärmende Halle des Backstage wurde gegen 16:30 Uhr erreicht und somit gerade noch rechtzeitig, um dem Auftritt von ANOMALIE beizuwohnen. Bereits in der Umbaupause stimmten schamanische Klänge stilvoll auf das bevorstehende Ritual der sechs Österreicher ein, das mit viel Pathos und Weihrauchduft zwischen auf Äste gesteckten Fackeln abgehalten wurde und mit seiner visuellen dargebotenen Naturmystik ganz im Zeichen von “VISIONS“ stehen sollte, dem aktuellen Album aus dem vergangenen Jahr. Neben dem eröffnenden “Vision I: Towards The Sun“ spielten sich “Marrok“ und seine angeheuerten Kollegen ebenfalls durch “Vision II: The Wanderer“ oder “Vision III: A Monument“ und stellten dabei unter Beweis, dass sich ihr atmosphärischer Black Metal mit kräftigem Post-Rock-Einschlag auf einer kleiner Bühne im intimen Rahmen hervorragend umsetzen lässt.
Einen deutlich progressiveren Ansatz der dunklen Tonkunst verfolgten SECRETS OF THE MOON im Anschluss im bestens besuchten Werk, das leider noch von reichlich Sonnenlicht erhellt wurde, was der Stimmung allerdings nur wenig schadete. Zwar erinnern auf den jüngeren Werken nur noch vereinzelte Fragmente an das schwarzmetallische Schaffen der früheren Tage, doch wissen die neuen Kompositionen live ebenfalls zu überzeugen, wie sich bei der 50-minütigen Show zeigen sollte, präsentierten die wortkargen Niedersachsen an diesem Abend doch fast ausschließlich Material von “SUN“ und ignorierten die übrigen Alben bis auf “ANTITHESIS“ strikt. Trotzdem konnte das Publikum mit dem leidenschaftlich vorgetragenen “No More Colours“ oder dem melancholisch eingängigen “Hole“ voll und ganz begeistert werden.
Setlist:
No More Colours
Dirty Black
Ghost
Hole
Man Behind The Sun
Lucifer Speaks
Weniger überzeugen hingegen konnte AU-DESSUS aus Litauen im völlig überfüllten Club. Zwar ist deren rabiater Post-Black Metal auf Platte wirklich fesselnd und besticht mit einem durchdachten Songwriting, an diesem Abend allerdings wollte die bedrohliche Stimmung der Songs der bislang vorliegenden EP und des Debüts nicht so recht auf das Publikum überspringen. In schwarze Mönchskutten gehüllt, spielten sich die Balten auf der engen Bühne ohne allzu viel Bewegung zweifelsohne souverän und mit ordentlich Leidenschaft durch ihr Set, aber viel hängen bleiben wollte nach Verklingen des letzten Tones leider trotzdem nicht. Zweifelsohne darf die Darbietung keinesfalls als wirklich schlecht bezeichnet werden, angesichts des starken Materials wäre aber etwas mehr zu erwarten gewesen.
Bevor es kurz darauf im Werk weiter gehen sollte, konnte die kurze Pause genutzt werden, um in der Reitknechtbar sein nicht mehr benötigtes Kleingeld loszuwerden, lockten dort diverse Tische mit zahlreichen LPs, CDs und natürlich Shirts, die allesamt ein neues zu Hause suchten und nicht wenige sollten ein solches an diesem Wochenende finden. Direkt nebenan boten die Veranstalter des DARK EASTER METAL MEETING ein besonderes Schmankerl für alle Liebhaber der Artworks von Kristian Wåhlin, der extra für das Festival angereist war, um einige seiner Werke auszustellen. In bester Laune stellte sich der sympathische Schwede den Fragen der Gäste zwischen den Originalgemälden von “MARK OF THE NECROGRAMM“ oder “LIVE LEGACY“ und verteilte eifrig Autogramme. Für diese lagen edle Kunstdrucke der bekanntesten Cover in verschiedenen Größen bereit, die allerdings mit Preisen ab 10,00 € für DIN A4 ziemlich üppig zu Buche schlugen.
Ebenfalls aus Schweden, jedoch bislang noch ohne Kollaboration mit Kristian Wåhlin, bestiegen nun NAGLFAR die Bühne im Werk. Nachdem sich die pechschwarze Truppe um Kristoffer W. Olivius hierzulande in den vergangenen Jahren live eher rar gemacht hat und mit “TÉRAS“ die letzte Platte auch schon wieder volle sechs Jahre zurückliegt, war es schön zu sehen, dass die Skandinavier scheinbar wieder zu alter Form gefunden haben. Vom dicht gedrängten Publikum mit lauten Sprechchören gefeiert, zeigten sich NAGLFAR in bester Laune und besonders Olivius lief breit grinsend – sofern nicht gerade bestialisch keifend – zwischen seinen bangenden Kollegen umher und feuerte die tobende Meute noch weiter an. Dieser wurde eine abwechslungsreiche Reise durch nahezu die gesamte Diskographie geboten, die fies klirrende Tracks wie “Feeding Moloch“ oder “Blades“ umfasste und lediglich “VITTRA“ aussparte. Diese wurden mit solcher Energie und Dynamik vorgetragen, dass NAGLFAR schon nach kürzester Zeit heftig ins Schwitzen gerieten und sich den tosenden Applaus nach ihrer 50-minütigen Show wahrlich voll und ganz verdienten.
Setlist:
The Mirrors Of My Soul
And The World Shall Be…
The Darkest Road
Bring Out The Dead
Black God Aftermath
Odium Generis Humani
Blades
A Swarm Of Plagues
Nicht weniger infernalisch ging es nach einer letzten Verschnaufspause vor dem sich nähernden Endspurt des Festivals mit BELPHEGOR weiter, die im Gegensatz zu den puristischen Kollegen aus Schweden auf theatralische Showelemente setzten und sich inmitten gehörnter Tierschädel und mit Fleischfetzen behangener Gerippen in Nebelfontänen präsentierten, nachdem sie fast fünf Minuten ihrer ohnehin nicht allzu üppig bemessenen Spielzeit für ein Intro verschenkten. Erst einmal richtig in Fahrt gekommen, lieferten die satanischen Österreicher eine absolut professionelle Darbietung mit enorm viel Bewegung, die wie immer Spontanität und ältere Stücke vermissen ließ. Fast ausschließlich Titel von “TOTENKULT“ spielend, wurden die älteren Werke lediglich mit “Belphegor – Hell’s Ambassador“ und “Conjuring The Dead“ – zu dem eine in Mönchsgewand gekleidete Gestalt samt Weihrauchfass die Bühne betrat – bedacht, wobei das obligatorische “Lucifer Incestus“ natürlich auch nicht fehlen durfte, repräsentiert dieses doch meist als letztes Überbleibsel die frühen Tage der Band. Somit wurden in erste Linie jüngere Fans von BELPHEGOR bestens bedient, denen es ohnehin egal sein dürfte, ob sich “Purity Through Fire“ oder “Vomit Upon The Cross“ jemals nochmal in der Setlist wiederfinden.
Setlist:
Sanctus Diaboli Confidimus
Totenkult – Exegesis Of Deterioration
The Devil’s Son
Belphegor – Hell’s Ambassador
Swinefever – Regent Of Pigs
Totenbeschwörer
Conjuring The Dead
Lucifer Incestus
Baphomet
Ein gelungenes Kontrastprogramm nach so viel Hass und Blasphemie lieferten nun FURIA im Club, während zeitgleich in der Halle die Recken von UADA mit einem frischen Album im Gepäck ihre Aufstellung bezogen. Diese konnten den Polen aber nicht so massig Publikum streitig machten, wie zunächst angenommen, sind FURIA mittlerweile offenbar nicht mehr nur ein Geheimtipp in der Szene. Den anwesenden Gästen wurde experimenteller Black Metal par excellence serviert, der zwischen rasender Aggression und melodischer Träumerei mit fast schon jazzig anmutenden Sequenzen pendelte. Eingehüllt in ein surreales Lichtspiel aus violetten und grünen Farbtönen, versehen mit hektischen Stroboskopblitzen oder mal völlig ohne Beleuchtung, gelang es FURIA einen der wohl eindrucksvollsten Gigs des ganzen Festivals hinzulegen. Keiner der zahlreichen Gäste dürfte nach Verklingen des letzten Tones seine Entscheidung für den Gang in den Club bereut haben, trotz der etwas ärgerlichen Überschneidung mit UADA.
Ein letztes Mal an diesem Tag strömten die Besucher des DARK EASTER METAL MEETING für den Headliner ins Werk, jedoch nicht annähernd so zahlreich, wie bei den vorherigen Konzerten. Nach der sehr durchwachsenen Leistung von BLOODBATH am Vortag, werden sich nicht wenige Gäste dazu entschieden haben, dem lustlosen sowie absolut uncharismatischen Nick Holmes keine zweite Chance zu geben, völlig zu Recht, wie sich nur allzu schnell herausstellen sollte. Während sich der Rest von PARADISE LOST sichtlich Mühe gab, eine würdige Show abzuliefern, stolperte Holmes gelangweilt auf der Bühne umher, las erneut Texte ab und konnte mit einer schwachen Gesangs-leistung nur enttäuschen. Seinen traurigen Höhepunkt erreichte Holmes beim Titeltrack des aktuellen Albums, der auf Grund technischer Probleme mit der Gitarre von Gregor Mackintosh abgebrochen werden musste. Statt die unfreiwillige Pause zu überspielen und sich dem Publikum zu widmen, drehte Holmes diesem desinteressiert den Rücken zu, wohingegen lediglich Aaron Aedy versuchte, zumindest mit den Fans in den vorderen Reihen zu interagieren. Nicht zuletzt der undifferenzierte Sound mit einem viel zu dominanten Bass sorgte dafür, dass sich die Reihen immer weiter ausdünnten. Schade, wurde doch eine sehr ausgewogene Setlist mit einigen alten Klassikern wie “Eternal“ oder “Pity The Sadness“ gespielt, die mit einem frischeren und dynamischeren Frontmann, der sich seiner Position bewusst ist, sicherlich mehr Spaß gemacht hätte.
Setlist:
From The Gallows
Hallowed Land
The Enemy
One Second
Medusa
Erased
Forever Failure
Eternal
Pity The Sadness
Blood And Chaos
Faith Divides Us
Embers Fire
No Hope In Sight
Longest Winter
Just Say Words
Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit, zog es die meisten Besucher um kurz nach Mitternacht doch zu WOLVES DEN in den Club, die dort kurzfristig die nicht erschienenen NOCTURNAL DEPRESSION ersetzten oder eben zu DESASTER in die Halle, die dort die Stimmung ein letztes Mal zum Kochen bringen konnten. Feierwillig gab sich die Meute sowohl neueren Stücke wie “Damnatio ad Bestias“ und “Satan’s Soldiers Syndicate“ als auch unsterblichen Hymnen wie “Teutonic Steele“ und natürlich “Metalized Blood“ hin, deren Lyrics lautstark mitgegröhlt wurden. Dazu noch der ein oder andere dumme Kommentar von Guido “Sataniac“ Wissmann, der feststellte, dass Durst doch schlimmer als Heimweh sei und fertig ist die perfekte Partystimmung, in der zu solch später Stunde noch einmal Kräfte für einen heftigen Moshpit mobilisiert wurden. Ein absolut gelungener Abschluss für ein tolles Festival!
So endete die siebte Auflage des DARK EASTER METAL MEETING nach zwei ereignisreichen Tagen abermals als voller Erfolg. Insgesamt hielt das vielfältig gestaltete Programm 34 internationale Formationen bereit, die fast ausnahmslos sehenswerte Konzerte ablieferten. Lediglich die beiden Headlinershows fielen auf Grund einer einzigen Person mehr als mau aus. Dafür konnten besonders NAGLFAR, BETHLEHEM, SUN OF THE SLEEPLESS und FURIA mit Spielfreude und Leidenschaft nachhaltig beeindrucken. Im direkten Vergleich zum Vorjahr wurden die langen Schlangen am Imbiss durch einen weiteren Wagen minimiert und auch der Einlass verlief deutlich reibungsloser. Ein wenig leidig ist natürlich nach wie vor das Thema der zeitlichen Überschneidungen in Club und Halle, doch selbst hier hielten sich die schweren Entscheidungen in Grenzen. Somit darf schon jetzt der nächstens Festivalausgabe entgegengefiebert werden, bei der nicht nur TAAKE, HELHEIM sowie DAWN OF DISEASE ihre in diesem Jahr abgesagten Auftritte nachholen werden, sondern ebenfalls THE RUINS OF BEVERAST wiederkehren werden.