In zuverlässlicher Regelmäßigkeit beehren FEN ihre Hörerschaft seit mehr als einem Jahrzehnt mit frischen Langspielern, ohne dieser allzulange Wartezeiten zuzumuten und so erscheint etwa die aktuelle Platte rund drei Jahre nach “CARRION SKIES“ mit dem bislang längsten Abstand zwischen zwei Alben. Dafür erweist sich “WINTER“ allerdings als fast 80-minütiges Epos. Zwar dauert es noch ein wenig, bis die kalte und dunkle Jahreszeit anbricht, doch dürfte der fünfte Output der drei Briten für Liebhaber atmosphärischen Black Metals schon jetzt interessant sein.
Von der Band selbst, wird “WINTER“ als eine Reise zur Göttlichkeit durch mystische Landschaften und vergessene Dunkelheit und Sorgen einer entfernten Vergangenheit bezeichnet. Hinter dieser eher kryptischen Beschreibung verstecken sich Lyrics, die von dystopischen Szenerien mit einer beklemmenden Vergänglichkeit erzählen und von einer mal verzweifelt keifenden, mal durchdringend klaren Stimme vorgetragen werden. Es entfaltet sich auf diese Weise über allen sechs Tracks eine einheitlich düstere Aura mit einer undurchdringlichen Intensität, die zu keiner Sekunde wirklich unterbrochen wird, findet doch zwischen allen Stücken ein gleitender Übergang statt, sodass “WINTER“ den Charakter einer einzigen monumentalen Komposition aufweist.
Entsprechend einer wirklichen Reise durch bislang unbekannte Weiten, durchstreifen FEN auf ihrem klanggewaltigen Werk die unterschiedlichsten Regionen, in denen die zu bewältigenden Pfade nicht immer ausgetreten und leicht zu beschreiten, sondern streckenweise steinig und mühsam sind. Keinem der Songs wurde dabei eine bestimmte Ausrichtung vorgegeben, sind die Titel ausufernd genung, um absolut stimmig die verschiedensten Facetten in sich zu vereinen, sodass beständig unvorhergesehene Wendungen ertönen. Erklingt in einem Moment noch bedächtiger Post-Rock mit verträumten Melodien leicht angezerrter Sechssaiter, die den Hörer durch schneebedeckte Wälder im Sonnenschein führen, ziehen begleitet von einem eisigem Wind plötzlich dunkle Wolken auf und harsche Riffs erkämpfen sich zu einem rhythmischen Schlagwerk die Oberhand. Auf gesamter Länge erweist sich “WINTER“ als dynamisch und vielschichtig gestaltet, sind es unzählige solcher Brüche, die FEN nutzen, um sanfte Akustikgitarren oder ausdrucksstarke Soli in das Gemenge aus rasendem Schwarzstahl und postiger Erhabenheit zu streuen. Zwar trifft die Bezeichnung als Progressive Black Metal nur bedingt zu, ist das von FEN dargebotene Schaffen in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich außergwöhnlich und bedient sich altbekannter Muster, in der Sparte des melodischen Black Metals macht die Platte dennoch eine ausgezeichnete Figur. Einzig die Laufzeit von “WINTER“ ist letztlich etwas tückisch. Konzipiert wurde das Album, um an einem Stück gehört zu werden, was auf Grund der enormen Länge aber nicht allzu oft möglich sein dürfte. Doch auch sonst ist “WINTER“ angesichts der verspielten Instrumentalarbeit mit ihren vielen versteckten Details keinesfalls eine Platte für zwischendurch.
FEN bedienen sich auf ihrem fünften Langspieler bewährter Elemente, wie sie ebenfalls von Gruppierungen wie AGALLOCH oder WINTERFYLLETH eingesetzt werden, um abwechslungsreiche Tracks mit einer eindringlichen Atmosphäre zu schreiben. Zwar mag diese Heransgehensweise nicht wirklich neu sein, im Falle von “WINTER“ ist sie trotzdem wirksam. Lediglich die etwas zu glatte Produktion lässt Ecken und Kanten vermissen, hätte den Songs mit einem raueren Sound stellenweise etwas mehr Biss verliehen werden können.