Mannveira – Vítahringur

Zunächst als reines Soloprojekt gegründet, dauerte es fünf Jahre sowie eine erste EP, bis Illugi Kristinsson sich dazu entschloss, doch endlich eine vollständige Besetzung für MANNVEIRA zu rekrutieren, mit der er weitere sechs Jahre am jetzt endlich vorliegenden Debütalbum werkelte. Angesichts der bisherigen musikalischen Tätigkeiten der einzelnen Mitglieder, die tief im regionalen Netzwerk von Bands wie NAÐRA, WORMLUST oder ALMYRKVI verwurzelt sind, verwundert es nicht, dass auf „VÍTAHRINGUR“ dunkler Black Metal mit dem mittlerweile für isländische Kapellen zum Trademark gewordenen kalten Sound dargeboten wird und zwar auf einem gehobenen Niveau.

Dementsprechend zeigen sich die fünf Tracks der Platte geprägt von einem kantigen, stellenweise sehr kalt anmutenden Songwriting, in dessen Fokus eine schwerfällige Gitarrenarbeit mit vorwiegend dissonanten Strukturen steht, während die rhythmische Begleitung eher im Hintergrund zu verschwimmen scheint. Hiervon sind insbesondere die Drums betroffen, auf deren technische Feinheiten sich schon genau konzentriert werden muss, um sie fassen zu können. Als nicht weniger verwaschen produziert erweisen sich die Vocals, die ebenso landestypisch als kehlige Growls daherkommen und sich nahezu keinerlei Variation bedienen. Es wird schnell deutlich, dass sich die fünfköpfige Truppe stark am Schaffen einiger ihrer namhafteren Kollegen orientiert und ganz besonders auf den Pfaden von SVARTIDAUÐI und MISÞYRMING wandelt. Leider schränken sich MANNVEIRA hierbei in ihren Möglichkeiten derart ein, dass es nicht gelingt, eigene Spuren mit dem Langspieler zu hinterlassen oder wenigstens die packende und erdrückende Atmosphäre der genannten Kollegen zu erzeugen. Dabei machen die Isländer auf „VÍTAHRINGUR“ vieles richtig und liefern etwa mit „Í köldum faðmi“ einen vielschichtig komponierten Song mit starken Riffs und einigen dynamischen Wechseln im Tempo, die durchaus fesseln können. Dagegen setzen MANNVEIRA im eröffnenden „Ópin rjúfa þögnina“ oder dem fast 9-minütigen Titeltrack vermehrt auf eher doomige Passagen mit zahlreichen wiederkehrenden Motiven und nur wenig variierender Saitenarbeit. Erreicht werden soll auf diese Weise vermutlich ein hypnotischer Zustand, doch leider wird diese Ziel knapp verfehlt, mangelt es an den besonderen Momente, mit denen die düstere Stimmung auf die nächste Ebene gehoben wird.

Rein handwerklich betrachtet, ist „VÍTAHRINGUR“ ein überzeugendes Album, auf dem es wenig zu meckern gibt und auch die rohe Produktion passt hervorragend zu den stellenweise sperrigen Arrangements. Dennoch versuchen MANNVEIRA zu sehr auf Nummer sicher zu gehen, indem auf bewährte Konzepte anderer Landsleute gesetzt wird. Somit kann die vorliegende Platte leider keinerlei neuen Impulse bieten, sodass sich trotz der grundsätzlich soliden Leistung die entscheidende Frage gestellt werden muss, ob sich der Kauf des Werkes lohnt.

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