Tsjuder – Helvegr

14. Juni 2023
By

Fast volle acht Jahre haben TSJUDER gebraucht, um mit „HELVEGR“ endlich ihren langersehnten sechsten Langspieler vorzulegen, der den direkten Nachfolger zu „ANTILIV“ darstellt. Selbst zwischen dem vorübergehenden Split der nordischen Horde in 2006 und dem anschließenden Comebackalbum namens „LEGION HELVETE“ verging weniger Zeit. Es mag sicherlich mehrere Gründe dafür geben, weshalb die neue Platte das Licht der Welt nicht früher erblickte, doch einer wird sicherlich der überraschende Weggang von AntiChristian als ihrem langjährigen Drummer sein. Dieser konnte aber für die wenigen seitdem gespielten Shows und natürlich auch die Studiosessions mit Jon Rice ersetzt werden, der live schon bei BEHEMOTH oder den Kollegen von 1349 aushalf.

Dieser personelle Wechsel ist im Grunde aber auch mehr oder weniger die einzige Veränderung, die die Platte mit sich bringt, bleiben sich TSJUDER ansonsten in sämtlichen Belangen absolut treu und verzichten auch drei Dekaden nach ihrer Gründung auf jegliche Experimente. Dabei wird aber wohl auch niemand erwartet haben, dass die norwegischen Teufelsanbeter etwas anderes abliefern, als puristischen Black Metal der alten Schule, den sie auf „HELVEGR“ in neun Tracks in bester Manier zelebrieren, ohne irgendeinen ihrer seit Jahren prägenden Trademarks zu vernachlässigen. Entsprechend darf fiese schwarze Raserei erwartet werden, die besonders in „Iron Beast“ mit gnadenloser Härte voranprescht und nur für wenige Sekunden von einem stimmungsvollen Einschub aufgelockert wird, wohingegen im nicht weniger aggressiven „Sutr“ messerscharfe Leads für düstere Akzente sorgen, sodass sich der wütende Song nicht in seinen aus allen Rohren feuernden Blasts festfährt und stattdessen ordentlich dynamisch wirkt. Natürlich verstehen sich TSJUDER aber noch immer hervorragend auf etwas rhythmischere Arrangements, halten „Gamle-Erik“ oder das mit einer furiosen Saitenarbeit ausgestattete „Chaos Fiend“ abermals sehr thrashige Riffs bereit, ohne jedoch das wahnwitzige Tempo zu drosseln.

Im bereits vorab als Single veröffentlichten und mit einem sämtliche Genreklischees bedienenden Video ausgestatteten „Gods Of Black Blood“ nehmen Nag und Dragluin zu Gunsten atmosphärischer Passagen mit teils mehrstimmigem Gesang erstmals ein wenig Dampf vom pfeifenden Kessel, bevor sich der über 7-minütige Titeltrack dann vollständig in einem massiv walzenden Midtempo präsentiert. Es ist ein fast schon episches Feeling, das sich kriechend ausbreitet, während sich keifende Vocals beschwörend über die trägen Riffs legen, die schließlich in ein knisterndes Feuerprasseln samt bedrohlichem Grollen übergehen. Nach dem entfesselten schwarzmetallischen Gewitter der ersten Albumhälfte, bringen diese beiden Titel zur rechten Zeit die erforderliche Variation, ohne jedoch den Härtegrad zurückzufahren. Die anfängliche Aussage, dass „HELVEGR“ so gar keine Überraschung mit sich bringt, muss an dieser Stelle doch ein wenig revidiert werden, denn nachdem sich TSJUDER im kurzen und knackigen „Faenskap og Død“ nochmal richtig ausgetobt haben, beendet mit „Hvit Død“ ein sehr stimungsvolles Instrumentalstück samt verschlungenen Harmonien unverzerrter Gitarren die Platte, das in dieser Form wohl nicht von den beiden Nordmännern erwartet worden wäre, sich aber perfekt als Schlusspunkt eignet.

Wer nun noch immer nicht genug von neuem Material hat, kann noch auf „SCANDINAVIAN BLACK METAL ATTACK – ODE TO BATHORY“ zurückgreifen, eine Bonus-CD, die den limitierten Boxen von „HELVEGR“ beiliegt. Auf dieser covern TSJUDER fünf zum Teil schon aus ihrem Liverepertoire bekannte Klassiker, zu denen etwa „Satan My Master“ oder „Reaper“ gehören. Eine nette, wenngleich nicht essentielle Hommage an den schwedischen Pionier des Black Metals, die durchaus ihre eigene Handschrift trägt. Wäre ein Kritikpunkt an „HELVEGR“ zu nennen, so wäre es wünschenswert gewesen, wenn TSJUDER den Songs einen etwas roheren Sound zugestanden hätte, so wie ihn diese Bonus-CD aufweist. Doch abgesehen von der zu glatt geratenen Produktion, zeigt sich der sechste Langspieler der Truppe als starkes Werk, das jeglichen musikalischen Fortschritt verneint, dabei aber eine enorm gute Figur macht.

Homepage

Tags: , , , ,

Comments are closed.