Es gibt gewisse Alben, deren grandiose Artworks bereits ausreichend sind, um einen spontanen Plattenkauf für sich zu begründen, ohne nur einzigen Ton des darauf enthaltenen musikalischen Schaffens gehört zu haben. Nachdem schon das letzte Werk von VANUM mit der beeindruckenden Darstellung eines feurigen Vulkanausbruchs zu diesen gehörte, kann auch „LEGEND“ mit seiner schroffen Landschaft samt wütendem Gewitter und tosenden Wasserfällen den Betrachter wieder unvermittelt in seinen Bann ziehen. Es wächst dabei vor der Erstlauschung die Spannung, ob die fünf enthaltenen Kompositionen die hohen Erwartungen des Werkes auch tatsächlich erfüllen können.
Hieran lassen allerdings schon die ersten rund sieben Minuten des dreiviertelstündigen Langspielers keine Zweifel aufkommen, glänzt das eröffnende „Adversary“ von der ersten Sekunde an mit erhabenen Melodien in einem – trotz mehr oder wenige üppige Synthesizersounds beinhaltenden – rohen Rhythmusgerüst, in dem auch griffige Riffs gespielt werden. VANUM arbeiten mit häufigen Tempowechseln und verspielten Gitarrensoli tolle Details ein, die auch in den nachfolgenden Tracks nicht fehlen, wobei „Frozen In Vile Illumination“ oder „Legend“ stellenweise einen insgesamt deutlich harscheren Sound präsentieren, in dem sich neben klirrenden Tremolos auch schnelle Blasts wiederfinden. Dennoch werden atmosphärische Passagen mit sehnsüchtigen Leads oder hymnischen Arrangements samt dickem Keyboardteppich nicht vergessen. Auf diese Weise entstehen auf „LEGEND“ viele angenehme Kontraste zwischen wild-romantischer Epik und entfesselter Wut.
Leider misslingt der Versuch, all diese verschiedenen Eigenschaften in einem einzigen majestätischen Song zu vereinen etwas, fällt „Beneath The Pillars Of Earth And Air“ letztendlich zu wenig eingängig aus, als dass er über die gesamte Laufzeit von einer vollen Viertelstunde hin überzeugen könnte. Zwar sind die übrigen vier Titel ebenfalls nicht vollkommen frei von kurzen Abschnitten mit eher weniger spannenden Ideen, doch auf Grund des kompakteren Songwritings, fallen diese nicht unbedingt negativ ins Gewicht und werden geschickt kaschiert. Ein weiterer Kritikpunkt muss an die bisslosen Vocals vergeben werden, die durchweg als dunkle Growls daherkommen und sich kaum der jeweiligen Stimmung anpassen. Hier fehlt definitiv etwas Abwechslung in Form von hohen Schreien oder vielleicht sogar Klargesang.
Nichtsdestotrotz ist „LEGEND“ ein stimmiges Werk mit handwerklich ordentlich gemachtem Atmospheric Black Metal, der zweifelsohne sehr reizvolle Momente besitzt. Dennoch gelingt es VANUM mit ihrem dritten Output nicht ganz, mit den richtig großen Namen des Genres mithalten zu können, fehlt es den Songs doch irgendwie noch an den richtig packenden und herausragenden Momenten, die sich länger im Gedächtnis festsetzen können.