Horn Of The Rhino – Summoning Deliverance
Nicht sonderlich viele Formationen können so wie HORN OF THE RHINO bereits im fünften Jahr ihres Bestehens auf eine stolze Diskographie samt vier veröffentlichten Full-Length Alben zurückblicken. Zugegeben, das spanische Trio war schon zuvor eine geraume Zeit als RHINO gemeinsam aktiv und ist demnach seit mittlerweile einer guten Dekade ein eingespieltes Team. Nichtsdestotrotz ist das bärtige Gespann eine zweifelsohne sehr produktive Kapelle, die auch auf dem aktuellen Langspieler namens “SUMMONING DELIVERANCE“ erneut ihre ausgefallene Kreativität und Vielseitigkeit unter Beweis stellt.
Wie nicht anders zu erwarten war, sind HORN OF THE RHINO ihrem recht eigenwilligen Stil auch auf ihrem neusten Werk treu geblieben und vermengen auf diesem abermals rotzigen Sludge, ein wenig albackenen Thrash sowie zig andere Einflüsse zu einem höchst explosiven Gebräu. Dabei macht die Gruppe aus der baskischen Hafenstadt Bilbao ihrem Namen alle Ehre, klingt das Schaffen der Platte doch nicht selten wie ein tollwütiges Rhinozeros, das im blinden Amoklauf durch die Savanne erbarmunglos alles niederwalzt, was sich ihm entgegenstellt. Wenngleich solch gnadenlose Knüppelorgien wie “Exvenhstench“ oder “Builder Of Carrion Effigies“ zunächst auch noch so chaotisch oder stumpf erscheinen mögen, dauert es doch nie lange, bis das Spektrum der Tracks mit zusätzlichen Motiven erweitert wird. Hierbei greifen HORN OF THE RHINO sowohl auf groovige Rhythmen als auch auf stampfendes Downtempo zurück, um das ansonsten recht blutige Schlachtbrett ein wenig zu verzieren. Ohne jegliche Form von Kontrast zu scheuen, wird hingegen mit “An Excess Of Faith“ als auch “Deliverance Prayer“ fast schon klassischer Doom mit epischen Riffs serviert, der vom instrumentalen Aspekt her wesentlich mehr Substanz hat. Wenn dann auch noch das fiese Keifen einem gefühlvollen Klargesang weicht, heißen die Referenzen plötzlich nicht mehr CONAN und HIGH ON FIRE sondern CANDLEMASS und PROECESSION. Wer diesen Sprung als ein wenig zu radikal empfindet und sich eher an der wilden und ungezügelten Raserei der drei Spanier erfreut, muss dennoch nicht enttäuscht sein, denn schließlich finden sich auf “SUMMONING DELIVERANCE“ immer noch ausreichend Passagen, die sich bestens für die alltägliche Aggressionsbewältigungstherapie eignen, auch wenn sie speziell in den längeren Tracks dazu neigen, sich in einer monotonen Sackgasse festzufahren.
Dies ist leider der große Haken auf “SUMMONING DELIVERANCE“; nur allzu leicht verfallen HORN OF THE RHINO bei ihrem furiosen Treiben in eine ermüdende Gleichförmigkeit, die trotz brachialer Riffs und einem unbarmherzig klöppelnden Schlagzeug jegliche Dynamik vermissen lässt und den Hörer nur allzu leicht abschweifen lässt. Langjährige Fans werden mit der Platte sicherlich dennoch ihre Freude haben. Wer sich jedoch gerade erst in die Welt von HORN OF THE RHINO einhören möchte, sollte eventuell zunächst auf die früheren Alben zurückgreifen.