Gargoyle – Hail To The Necrodoom
Was auf den ersten Blick nach einem Kinoplakat zu einem altem Horrorstreifen über blutrünstige Dämonen namens GARGOYLE aussieht, ist tatsächlich das grandiose Artwork des erst kürzlich erschienenen Debütalbums einer jungen Formation mit eben diesem Namen. Deren musikalisches Schaffen klingt allerdings, als sei es der offizielle Soundtrack eines solchen Filmes aus den 70er Jahren mit Christopher Lee oder Peter Cushing in den Hauptrollen, die hysterisch schreiende Jungfrauen aus den gewaltigen Klauen fieser Monster befreien. Dabei bedient sich die Truppe eines ziemlich breiten Klangspektrums, in dem vielfältige Motive aus Doom, Death und Black Metal vereint werden, sodass „HAIL TO THE NECRODOOM“ sowohl Liebhaber finsterer Klänge, als auch Freunde des gepflegten cineastischen Grusels in seinen Bann ziehen dürfte.
Bei der Erzeugung einer möglichst schaurigen Atmosphäre, greifen GARGOYLE tief in die Trickkiste und bedienen sich neben dem üblichen Standardrepertoire des Genres ebenfalls innovativer Mittel, sodass eine ausgewogene Mischung aus bekannten Elementen und frischen Ideen entsteht, die letztendlich den Reiz des Werkes ausmacht. Eröffnet wird die Platte beispielsweise in „Entering The Dream“ zunächst ganz traditionell und fast schon vorhersehbar von bedrohlichen Orgelklängen, die sofort den Charme der alten Filme aufkommen lassen und im Prinzip fehlt nur noch das gequältes Knarzen einer schiefen Holztür, durch die ein bleicher Vampir den Raum betritt. Stattdessen jedoch folgt der stampfende Rhythmus des Titeltracks, der von sägenden Riffs begleitet wird, die schon alleine sehr kauzig wirken. Doch als reiche dies alleine nicht aus, kommen obendrauf noch eingängig singende Leads dazu, die mit leichten Effekten unterlegt und stellenweise mit einem wabbernden Vibrato gespielt werden. Ergänzt wird dieses Spektakel durch den verschrobenen Gesang, der zwischen garstigen Growls und einem unheilvollen Heulen wechselt und auf diese Weise eine wunderbar befremdliche Stimmung entstehen lässt.
Während harschere Passagen in „Hail To The Necrodoom“ zwar vorhanden sind, aber lediglich eine untergeordnete Rolle einnehmen, ändert sich dies in den nachfolgenden Titeln, in denen das bislang gemächlich groovende Tempo abschnittsweise deutlich angezogen wird, sodass in „Where Evil Spawns“ oder „Lord Of The Fog“ eindeutig schwarz- und todesmetallisches Songwriting samt flirrenden Tremolos und hämmernder Doublebass dominiert. Dennoch muss auf die melodischen Akzente sowie den schrägen Gesang nicht verzichtet werden, handelt es sich hierbei doch um die wichtigsten und prägendsten Elemente der gesamten Platte, die GARGOYLE sehr geschickt mit diesen rohen Momente verbinden. Dies gelingt derart gut, dass selbst eine absolut schauderhafte Hymne, wie „The Whisperer In The Dark“ mit ihren kriechenden Gitarren und gruftigen Vocals zwischen energiegeladenen und dynamisch treibenden Brocken wie „Necromantia“ und „Nosferatu“ stehen kann, ohne dass dies irgendwie zusammengestückelt wirkt. Die auf diese Weise entstehende Vielschichtigkeit von „HAIL TO THE NECRODOOM“ ist beachtlich. Das gesamte Album atmet den obskuren Geist der 80er Jahre, wobei es deutliche Parallelen zu ABYSMAL GRIEF, ROOT oder MORTUARY DRAPE zu entdecken gibt. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als da GARGOYLE ebenfalls aus Italien stammen und somit schob eine geographische Nähe zu diesen Formationen gegeben ist, die aber keinesfalls nur kopiert werden.
Nein, auf ihrem Erstlingswerk haben sich GARGOYLE einen völlig eigenen Stil ausgearbeitet, der vielleicht zunächst etwas kitschig oder aufgesetzt erscheinen mag – es sei an die dröhnende Orgel erinnert – doch letztlich passt auf „HAIL TO THE NECRODOOM“ alles perfekt zusammen und ergibt ein in sich stimmiges, abwechslungsreiches Gesamtbild. Dabei nehmen sich die vier Kalabrier zwar selbst nicht zu ernst, sind aber durchaus in der Lage, mit ihren diabolischen Songs eine ordentliche Gänsehaut zu erzeugen.