One Tail, One Head – Worlds Open, Worlds Collide
Es soll das letzte Kapitel in ihrer Geschichte sein. Erst ein volles Jahrzehnt nach der Veröffentlichung ihres ersten Demos erscheint in diesem Oktober mit “WORLDS OPEN, WORLDS COLLIDE“ das lang ersehnte Debütalbum von ONE TAIL, ONE HEAD über Terratur Possession, das gleichzeitig das Ende der Band einläutet. Eine letzte Tour zusammen mit TAAKE wird es zwar noch geben, aber dann ist nach einem finalen Konzert in Trondheim endgültig Schluss! Es ist durchaus erstaunlich, welchen Kultstatus sich die norwegischen Herren in dieser kurzen Zeit mit lediglich zwei Demos und zwei EPs erarbeiten konnten. Zweifelsohne haben die furiosen und oft bluttriefenden Shows der finsteren Nordmänner, die bei zahlreichen weiteren Kapellen wie BEHEXEN, DARVAZA, DARK SONORITY, MARE, VEMOD und WHOREDOM RIFE aktiv sind, einen guten Teil hierzu beigetragen.
Trotz der Tatsache, dass sich die Szene des sogenannten Nidrosian Black Metal im Grunde aus einer Handvoll verschiedener Musiker zusammensetzt, können alle der Formationen einen eigenständigen Sound vorweisen, der sie von ihren Kollegen unterscheidet. Im konkreten Fall von ONE TAIL, ONE HEAD ist es die rotzig rockige Attitüde, die von Beginn an ein wichtiger Bestandteil des rohen Schaffens der Gruppe war und die auch auf “WORLDS OPEN, WORLDS COLLIDE“ nicht fehlen darf. Droht ein Track auf Grund pechschwarzer Raserei eben noch in einen chaotischen Strudel gezogen zu werden, lockern im nächsten Augenblick schon unvermittelt lässig groovende Riffs auf und verleihen ein völlig neues Gesicht. Zwar existieren etliche Bands, die ein ähnliches Konzept für sich entdeckt haben und doch klingen ONE TAIL, ONE HEAD völlig anders. Es ist ein sehr eigenwiliger Stil, den sich die vier Trondheimer einverleibt haben, der finster, bösartig und zuweilen verstörend ist, wenngleich einige Songs, wie etwa “Sordid Sanctitude“ gar nicht auf aggressiven Black Metal setzen, sondern meditativ vor sich hinströmen und fast schon brav wirken. In ihrer Ankündigung zum Album teilten ONE TAIL, ONE HEAD mit, dass das Material der Platte zum Teil mehr als zehn Jahre alt sei und keinefalls in einem Zug komponiert wurde. Dies ist “WORLDS OPEN, WORLDS COLLIDE“ tatsächlich deutlich anzuhören, ist denn erstmal ein Zugang in die nicht sonderlich eingängigen Klangwelten gefunden. Werden die einzelnen Stücke einander gegenübergestellt, sind mitunter starke Unterschiede beim Aufbau und der grundlegenden Stimmung festzustellen, die allerdings nicht dafür sorgen, dass das Album nicht homogen genug klingt. Dafür sorgt alleine schon der kalte und hallende Sound, der allen zehn Tracks den gleichen Stempel aufdrückt. Hinzu kommt der etwas bizarre Humor, der sich durch “WORLDS OPEN, WORLDS COLLIDE“ zieht; sei es das als “Certainly Not“ betitelte Intro, das völlig überspitzt gerollte “r“ oder das schwelgende Pfeifen am Ende von “Stellar Storms“, das fast schon an Ennio Morricone erinnert.
Seinen krönenden Höhepunkt findet “WORLDS OPEN, WORLDS COLLIDE“ schlussendlich in “Surreal Surrender“ – einem 10-minütigen Koloss, in dem die enorme Vielschichtigkeit des Langspielers mit knarzenden Bassläufen, tobenden Riffs und wahnwitzigen Vocals noch einmal gebündelt demonstriert wird. Trotzdem stellt sich nach dem Verklingen des letzten Tones das Gefühl ein, dass ONE TAIL, ONE HEAD die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Zwar machen die vielen unterschiedlichen Facetten das Album durchweg sehr interessant, doch wirkt dieses dafür zu zahm und weniger dreckig und derb als erhofft. Somit ist “WORLDS OPEN, WORLDS COLLIDE“ ein starker Abgang, aber eben nicht der erwartete Knall zum Abschluss.